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Guy Hamilton (1922-2016)

Wissenswertes

Geboren: ✹ 16. September 1922 in Paris
Gestorben: ✟ 20. April 2016 in Mallorca, Balearen, Spanien im Alter von 93 Jahren
Name: Mervyn Ian Guy Hamilton

Biographie

Typisch britische Kriegsdramen mit steifer Oberlippe und Action-Abenteuer, durchzogen von Momenten der raffinierten Komödie, waren das Markenzeichen von Guy Hamilton. Der Sohn eines britischen Diplomaten verbrachte den größten Teil seiner Jugend mit seiner Familie in Frankreich und schien für eine Karriere im diplomatischen Dienst bestimmt zu sein. Doch schon früh fühlte er sich vom französischen Kino und besonders von den Filmen von Jean Renoir angezogen, was in ihm den brennenden Ehrgeiz weckte, selbst Regisseur zu werden. Im Jahr 1939 erhielt Hamilton seinen ersten Job als Klappenjunge bei den Victorine Studios in Nizza. Er arbeitete sich mühsam über die Buchhaltungsabteilung und als Assistent des Produzenten nach oben. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde das britische Personal aus Frankreich evakuiert, und Hamilton fand Arbeit im Schneideraum von British Paramount News, was ihm eine hervorragende Grundlage im Schnittwesen verschaffte. Sein Werdegang wurde jedoch bald durch den Kriegsdienst in der Royal Navy unterbrochen, wo er bei der 15. Motor Gunboat Flottille diente.

Nach dem Krieg kehrte Hamilton als dritter Regieassistent ins Filmgeschäft zurück, eine Erfahrung, die er später als "Mädchen für alles" und Teejunge für den ersten Regieassistenten beschrieb. Sein großer Durchbruch kam schließlich dank Carol Reed, der ihn als ersten Regieassistenten für Kleines Herz in Not (1948) unter seine Fittiche nahm. Reed wurde zu seinem Mentor und einer Art Vaterfigur und übte einen tiefgreifenden Einfluss auf den angehenden Filmemacher aus. Hamilton arbeitete weiter mit Reed an Der dritte Mann (1949) und Der Verdammte der Inseln (1951). Für John Huston diente er dann in der gleichen Funktion bei African Queen (1951), wobei eine seiner Aufgaben darin bestand, ein Floß aus vier oder fünf Pirogen zu bauen, um Platz für die Kameras zu schaffen, da die "Königin" zu eng war, um darauf zu filmen.

Hamiltons erster Film als eigenständiger Regisseur war Der Würger kommt um Mitternacht (1952), ein kleiner Thriller nach einer Geschichte von Edgar Wallace. Richtig bekannt wurde er mit The Colditz Story (1955), einem Kriegsgefangenen-Drama, das durch geschickten Humor und einen betont "britischen" Stil belebt wurde. In den 1960er Jahren führte seine Bekanntschaft mit Albert R. Broccoli dazu, dass er vier Teile des James-Bond-Franchise drehte: Goldfinger (1964), Diamantenfieber (1971), Leben und sterben lassen (1973) und Der Mann mit dem goldenen Colt (1974). In einem späteren Interview erinnerte sich Hamilton, dass er und Drehbuchautor Tom Mankiewicz besonders viel Spaß daran hatten, Bond in tödliche Fallen zu manövrieren und dann innerhalb von 50 Sekunden einen Ausweg zu finden. Hamiltons "intellektuelle" Interpretation von Bond sowie der witzige, bisweilen spöttische Humor - meist in haarsträubenden Situationen - trugen wesentlich zum populären und kommerziellen Erfolg dieser Filme bei. Zwar festigten diese Filme seinen Ruf, doch viele seiner späteren Werke wie Der wilde Haufen von Navarone (1978) und Remo - Unbewaffnet und gefährlich (1985) fanden weniger Anklang.

Mitte der 1980er Jahre zog sich Hamilton mit seiner zweiten Frau, der Schauspielerin Kerima, die in "Outcast of the Islands" mitgespielt hatte, auf die Insel Mallorca zurück. Dort verstarb er am 20. April 2016 im Alter von 93 Jahren.


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