Eleanor Bron (86)
Wissenswertes
Geboren: ✹ 14. März 1938 in UKBiographie
Es gibt eine seltsame, faszinierende Filmszene, die die verstörende Faszination, die Eleanor Bron auf ihre Bühnen-, TV- und Filmfiguren ausübt, treffend zusammenfasst. Dies ist die klassische Feigenesszene, die sie mit Alan Bates im Oscar-prämierten Drama "Liebende Frauen" (1969) teilt. Sie ist ein absolutes Muss. Eine dunkle, kalte Schönheit mit stechendem Blick, wurde die ernste Eleanor typischerweise als unnahbare, unsympathische und intensiv neurotische Nebenrolle in anspruchsvollen Filmdramen und Kostümfilmen besetzt. Doch es gab auch eine andere, deutlich kontrastierende Seite an ihr. Im direkten Gegensatz zu all der düsteren Rollenwahl war Eleanor eine talentierte Autorin und Darstellerin von TV-Comedy-Serien!Eleanor wurde 1938 in Stanmore, London, als Tochter osteuropäisch-jüdischer Einwanderer geboren. Der Familienname war ursprünglich Bronstein, wurde aber von ihrem Vater Sidney, einem etablierten Musikverleger (Bron's Orchestral Service), verkürzt. Sie erhielt ihre Bildung an der North London Collegiate School und dem Newnham College in Cambridge. Ihr älterer Bruder Gerry Bron wurde später Musikproduzent (sein Label Bronze Records betreute Rockgruppen wie Uriah Heep), während ein weiterer Bruder Professor der Medizin wurde.
Eleanor startete ihre Karriere in der Comedy und teilte sich 1959 dieselbe Bühne mit Peter Cook (von "Beyond the Fringe"). Dies führte zu zahlreichen Angeboten in der Comedybranche, sowohl fürs Schreiben als auch fürs Darstellen von Satiren und Parodien im Radio und Fernsehen ab den späten 60er Jahren, darunter "Not So Much a Programme, More a Way of Life", "World in Ferment", "Where Was Spring", "Beyond a Joke" und "After That, This" - oft in Zusammenarbeit mit dem Autor John Fortune oder dem Schauspieler/Autor John Bird.
Eleanor gab ihr Filmdebüt in der prominenten Rolle der Hohepriesterin Ahme im zweiten Spielfilm der Beatles "Hi-Hi-Hilfe!" (1965). Tatsächlich wird ihr oft zugeschrieben, den Namen des Beatles #1-Hits "Eleanor Rigby" inspiriert zu haben. Sie zeigte ebenso vielversprechendes Talent als Ärztin in Kontakt mit Michael Caines weltlich-liebendem Charakter in "Der Verführer lässt schön grüßen" (1966) und als Teil einer Urlauber-Viergruppe an der Seite von Albert Finney, Audrey Hepburn und William Daniels, der ihren Filmpartner spielte, in "Zwei auf gleichem Weg" (1967). Hier zeigt Eleanor ihre formidable "andere Frau", die immer wieder auftauchen würde. Im selben Jahr trat sie erneut mit dem Komiker Peter Cook auf, der nun erfolgreich mit Dudley Moore zusammenarbeitete, in "Mephisto '68" (1967) und war als schwangere Freundin und Vertraute von Sandy Dennis in "A Touch of Love" (1969) an dritter Stelle der Besetzungsliste.
Nach ihrer brillanten Darstellung als überhebliche Ehefrau von Alan Bates in "Liebende Frauen" (1969) und einer Co-Hauptrolle in der satirischen Farce "Bis zum letzten Patienten" (1973), einem bissigen Kommentar zum nationalen Gesundheitssystem Englands, war Eleanor selten in Filmen zu sehen, zumindest für den Rest des Jahrzehnts. Das Fernsehen beanspruchte einen großen Teil ihrer Zeit. Ihre Gesichtszüge wurden im Laufe der Jahre markanter und ihre Charaktere gargoylehafter. Unvergesslich als Horror-Mutter von Joanna Lumley in Episoden der bissigen Komödie "Absolutely Fabulous" (1992), blitze gelegentlich ein weicherer Kern durch, wie beispielsweise als Jungfrau Maria in "The Day Christ Died" (1980) und als distanzierte, aber berührende Edith Frank in "Mein Leben mit Anne Frank" (1988). Zurück in Spielfilmen war sie ebenso abstoßend wie eh und je, als sie die arrogante Lady Wexmire (erneut an der Seite von Peter Cook) in "Black Beauty" (1994) und die harsche, hexenartige Miss Minchin in "Little Princess - Die kleine Prinzessin" (1995) darstellte. Ihr späteres Filmschaffen umfasste "Haus Bellomont" (2000), "The Heart of Me" (2002), "Eine italienische Hochzeit" (2004) und die Tennis-Komödie/-Drama "Wimbledon - Spiel, Satz und... Liebe" (2004).
Im Laufe ihrer Karriere hielt Eleanor eine enge Verbindung zur klassischen und zeitgenössischen Bühne, mit lebhaften Auftritten in Stücken wie "The Doctor's Dilemma" (1966), "The Prime of Miss Jean Brodie" (1967), "Major Barbara" (1969), "A Day in the Death of Joe Egg" (1970), "Hedda Gabler" (1970), "Luv" (1971), dem West End Musical "The Card" (1973), "Two for the Seesaw" (1974), "The Merchant of Venice" (1975), "Private Lives" (1976), "Uncle Vanya" (1977), "The Cherry Orchard" (1978), "The Real Inspector Hound" (1985), "The Duchess of Malfi" (1985), "The Miser" (1991) und "A Delicate Balance" (1997). In jüngerer Zeit trat sie in dem Musical "Twopence to Cross the Mersey" (2005) und den Stücken "The Clean House" (2006), "In Extremis" (2007) und "All About My Mother" (2007) auf und führte auch ihre eigenen Ein-Personen-Shows "On My Own" und "Desdemona: If You Had Only Spoken" auf. In den 1980er Jahren trat sie häufig in Secret Policeman's Balls Live-Benefizshows auf, zusammen mit ihrem Liebling Peter Cook und anderen prominenten Komikern wie Rowan Atkinson. Sie trat auch in der Filmversion von "The Secret Policeman's Other Ball" (1982) auf.
Eleanor ist Autorin mehrerer Bücher - "Life and Other Punctures" schildert das Radfahren in Frankreich und Holland; "The Pillow Book of Eleanor Bron, or An Actress Despairs" ist eine Sammlung von Notizen und Erinnerungen; und "Double Take" (1996) ist ein romantischer Roman. Lange Zeit war sie mit dem bekannten Architekten Cedric Price verheiratet, dessen Witwe sie 2003 wurde. Sie hatten keine Kinder.