Am 17. Juni war in der New York Post ein Artikel mit dem Titel
"Stanley Kubrick, selbsthassender Jude" erschienen. Dieser basierte
auf der Kubrick-Biografie von Frederic Raphael, die am 30. Juni
erscheinen soll
Freunde des verstorbenen Stanley Kubrick zeigen sich wenig erfreut
darüber, wie der Regisseur in einer neuen Biografie porträtiert
wird. Am 17. Juni war in der New York Post ein Artikel mit dem
Titel "Stanley Kubrick, selbsthassender Jude" erschienen. Dieser
basierte offensichtlich auf der Kubrick-Biografie von Frederic
Raphael, die am 30. Juni erscheinen soll. Der Autor hatte gemeinsam
mit dem Filmemacher das Drehbuch zu "Eyes Wide Shut" geschrieben,
wobei der jüdische Regisseur angeblich einige Bemerkungen und
Wünsche äußerte, die dem ebenfalls jüdischen Autor nicht recht in
den Kram passen wollten. Die beiden begannen 1994 gemeinsam Arthur
Schnitzlers "Traumnovelle" für die Leinwand zu adaptieren. Raphael
meinte die Geschichte sei voll von jüdischen Elementen, doch
Kubrick habe angeordnet, diese Elemente zu streichen. Natürlich
ganz klar ein Zeichen für Scham und die Ablehnung der eigenen
religiösen Identität, schreibt der Autor in seiner
Kubrick-Biografie. Dumm nur, daß dieser These kein Freund oder
Verwandter Kubricks folgen will. Der Regisseur habe seinen Film so
universal wie nur möglich halten wollen, kontert beispielsweise
dessen langjähriger Rechtsanwalt Louis Blau. Blau denkt gar darüber
nach, rechtliche Schritte gegen Raphael einzuleiten um den Ruf
seines verstorbenen Freundes zu retten. Unterdes wurde in dem
Londoner Evening Standard die weltweit erste "Eyes Wide
Shut"-Kritik veröffentlicht. Kritiker Alexander Walker zeigt sich
in seinem Text recht begeistert von dem letzten Film seines
langjährigen Freundes. Er sei "eine erstaunliche Arbeit mit
meisterhafter Kontrolle entstanden und gleichzeitig mit einer
Menschlichkeit, die die Kritiker dieses Regisseurs ihm immer
abgesprochen haben." Der Text gibt auch so einige Details des Films
preis, beschreibt Szenen und den Storyverlauf. So wissen wir nun,
daß der Film sich tatsächlich zwischen Realität und Traum bewegt
und sich um sexuelle Obsessionen und Eifersucht dreht. Auch die
Behauptung, der Film sei nur schwach an Schnitzlers "Traumnovelle"
angelehnt, ist widerlegt. Zumindest in der Kritik erinnert die
umschriebene Storyline stark an die von Schnitzlers Novelle, mit
dem feinen Unterschied, daß die Handlung vom Wien der
Jahrhundertwende ins heutige New York verlegt wurde. Hollywoods
Studiobosse zeigen sich derweil ein wenig irritiert über Walkers
Kritik. Denn angeblich wußten nicht einmal die Verantwortlichen des
"Eyes Wide Shut"-Verleihers Warner Bros., wie der Journalist den
Film überhaupt sehen konnte. Branchenblatt Variety klärte die Sache
auf: Familie Kubrick höchstpersönlich hat den Kritiker zu einer
privaten Vorstellung geladen. Die Zeitung lästerte: "Walker hat den
Film gesehen, bevor viele bei Warner Bros. den Film gesehen haben."
Soviel zur geplanten Geheimhaltung....