Sieben Jahre hat Volker Schlöndorff an der Romanverfilmung "Die Päpstin" gearbeitet, mehr als drei davon mit Constantin Film als Produktionfirma. Jetzt, kurz vor der geplanten Realisation, ist für ihn Schluss: Weil er in einem in der SZ erschienenen Artikel ganz allgemein die vor Drehbeginn geplante Auswertung von Kinofilmen als TV-Mehrteiler und daraus resultierende Produktionsbedingungen kritisierte, wurde der Regisseur von Constantin Film kurzerhand vor die Tür gesetzt. Schlöndorffs Artikel, so die offizielle Begründung, habe der Produktion schwer geschadet, die Finanzierung erschwert und zudem das Vertrauen der Produzenten schwer erschüttert.
Nach einem neuen, vertrauenswürdigeren Regisseur für die Verfilmung von Donna Cross' Roman um Johanna von Ingelheim (Franka Potente) , die es im 9. Jahrhundert als Mann verkleidet bis zum Papst gebracht haben soll, wird natürlich bereits gefahndet. Drehbeginn, zu besseren Zeiten mal für den vergangenen Mai vorgesehen, soll nun im nächsten Jahr sein.
Kommentar:
Über den Verlauf dieses Mediendramas darf man sich wundern: Immerhin war Schlöndorffs Artikel bereits am 12. Juli in der SZ erschienen und hatte zunächst keine höheren Wellen geschlagen.
Am 17.Juli nahm Constantin Film dann einigermaßen überraschend in einer Pressemeldung Stellung zu "der aktuellen Diskussion in der Medienbranche zu Spielfilmen bei denen neben der Kinoversion auch längere 2-teilige TV-Fassung hergestellt wird".
Überraschend, weil die in der Stellungnahme erwähnte Diskussion (zu der ja immer wenigstens zwei divergierende Meinungen nötig sind) eigentlich erst zwei Tage später, am 19. Juli, durch einen Gegenartikel in der SZ eröffnet wurde - und das ausgerechnet durch Günther Rohrbach, Produzent und zufällig auch Aufsichtsratsmitglied der Constantin Film.
Noch einen Tag später erhielt Schlöndorff wegen der so schädlichen Debatte (?) seine Kündigung. In einem am Montag in der SZ veröffentlichten Interview gab sich der geschasste Regisseur über die Folgen seines Artikels überrascht. Martin Moszkowicz, Produktionsvorstand der Constantin Film, verteidigte unterdes munter die Entscheidung sich von Schlöndorff zu trennen und betonte den Schaden, den der Artikel des Regisseurs dem Projekt zugefügt hätte. Das ganze Theater lenkt geschickt von einer nicht unwesentlichen Kleinigkeit ab: "Die Päpstin" ist schon seit geraumer Zeit ein Sorgenkind. Sagenhafte sieben Jahre war die Produktion in Vorbereitung. Von der Ufa Film- und Fernsehproduktion wurde das Projekt fallengelassen, die Folge war ein langjähriger Rechtsstreit. Nur wenige Wochen vor dem angesetzten Drehbeginn im Mai sagte der als Papst Serguis gecastete John Goodman ab. Auch hier wird ein Rechtsstreit die Folge sein. Im Mai wurde der Dreh schließlich auf unbekannt verschoben.
So liegt der Verdacht nahe, dass nur ein Vorwand für die Trennung von Regisseur und Produktions-Firma gesucht wurde und es da eins, zwei ganz andere Gründe für diesen Schritt gab. Allzu tief erschüttert scheint Moszkowicz' Vertrauen in Schlöndorff zumindest nicht zu sein: In Zukunft könne er sich durchaus wieder vorstellen mit dem Regisseur zu arbeiten, erklärte er bereits gestern im Gespräch mit Spiegel online – kaum hatte er die Kündigung Schlöndorffs rechtfertigt.