Lynch erhielt gestern den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk.
Parallel stellte er sein jüngstes Opus "Inland Empire" vor, das der
Kritiker Geoffrey Macnab als "Film wie eine russische Puppe"
beschreibt, "mit Stories in Stories in Stories"
Wenn man das abgelatschte Prädikat "Kult-" heute noch einem
Regisseur anhängen kann, dann wohl David Lynch, dem Mann hinter
"Eraserhead" (1977),
"Der Elefantenmensch"
(1980), "Twin Peaks"
(1990), "Lost Highway"
(1997) und "Mulholland
Drive" (2001). Gestern wurde der 60jährige bei den
Filmfestspielen in Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk
geehrt - als bisher jüngster Rezipient in dieser Kategorie.
"Mit seinem visionären und
beunruhigenden Stil wurde er einer der Regisseure, die unsere
heutige Vorstellungskraft mit am stärksten beeinflusst haben. Er
entwickelte seine künstlerisch stimmige Karriere an den Grenzen der
Hollywoodindustrie und fasziniert ein breiteres Publikum mit seinem
Experientalismus," ließ das Kommittee des Festivals in einem
Statement zur Preisverleihung verlauten.
Parallel stellte Lynch sein jüngstes Opus "Inland Empire" vor, das Geoffrey
Macnab von der britischen Zeitung The Guardian als einen
"Film wie eine russische
Puppe" beschreibt, "mit
Stories in Stories in Stories." Tatsächlich dreht sich der
fast dreistündige Film lose um eine Schauspielerin - Laura Dern, Lynchs Heldin aus
"Blue Velvet" (1986) und
"Wild at Heart" (1990) -
die beim Dreh eines Films eine Affäre mit einem Co-Star beginnt.
Dabei verwischen die Grenzen zwischen Wahrnehmung und Realität, mit
sprechenden Hasen, klaustrophobischen Räumen und verwackelten
Schwarz-Weiß-Sequenzen - was alles aber "perfekten Sinn" ergeben
soll, wie Lynch auf einer Pressekonferenz nach der Premiere
versprach: "Ich würde es wirklich
gerne erklären können, aber der Film selbst ist am Ende die
Erklärung. Deshalb sind Pressekonferenzen so furchtbar: Es steckt
alles im Film, nicht in den Worten. Man sollte keine Angst haben,
seine Intution und Gefühle zu nutzen, um das zu Durchdenken. Erlebe
die Erfahrung und vertraue deinem inneren Wissen."
Dem schließt sich auch Macnab mit seiner Gebrauchsanweisung für den
Film an: "Die beste Art, den Film
zu genießen, ist sich seiner verzerrten, traumähnlichen Logik zu
überlassen."