William Friedkin genügte ein (Skandal-) Film, um sich als Regisseur unsterblich zu machen: "Der Exorzist" schockte eine ganze Nation und erwies sich dennoch – oder gerade deshalb – als Kassenerfolg. Jetzt ist der Oscar-Gewinner im Alter von 87 Jahren in Los Angeles verstorben. Darüber berichtete eine Vielzahl an US-Medien übereinstimmend und berief sich dabei auf Friedkins Frau Sherry Lansing. Der Regisseur hatte kürzlich erst den auf dem gleichnamigen Theaterstück basierenden Film "The Caine Mutiny Court-Martial" beendet. In der Hauptrolle ist Kiefer Sutherland zu sehen. In wenigen Wochen hätte der Film auf dem Filmfest Venedig Premiere gefeiert.
Größere Bekanntheit erlangte Friedkin 1968 mit der Komödie "Die Nacht, als Minsky aufflog". Die Hauptrollen spielten die Stars Jason Robards und Britt Ekland. In den Jahren davor hielt sich der 1935 in Chicago geborene Friedkin mit der Regie von TV-Serienepisoden und Dokus über Wasser. Der Durchbruch gelang ihm 1971 mit einem Mix aus Neo-Noir, Polizeifilm, Action und Thriller: "French Connection - Brennpunkt Brooklyn" (deutscher Titel: "Brennpunkt Brooklyn"). Das realistische, auf wahren Begebenheiten beruhende Werk bescherte dem damals 36-Jährigen Friedkin einen Oscar als bester Film. Spätestens mit seiner nächsten Produktion wurde er, neben Francis Ford Coppola, Peter Bogdanovich und Martin Scorsese, endgültig zu einer prägenden Figur der "New Hollywood"-Ära.
Die Rede ist von DEM Skandalfilm der 70er-Jahre schlechthin, "Der Exorzist". Der Horrorfilm erzählt die Geschichte einer Zwölfjährigen, die von einem Dämon besessen ist. Um sie von dem finsteren Wesen zu befreien, wird an dem Mädchen ein Exorzismus durchgeführt. Die expliziten, mitunter sehr gewalttätigen Szenen der Besessenheit und der Teufelsaustreibung in Verbindung mit den schockierenden Dialogen und der drastischen Sprache – das alles schockte die Kinobesucher im prüden Amerika der frühen 70er.
Dutzende Kinobesucher verließen den Film bei der Premiere vorzeitig, außerdem gab es einige Ohnmachtsfälle. Doch der Erfolg gab dem Regisseur Recht:"Der Exorzist" erhielt zehn Oscar-Nominierungen und gewann schließlich zwei Preise (darunter für das "Beste Drehbuch").
"Cruising", "Leben und Sterben in L.A."& Co.: Friedkins Filmkunst
Friedkin wurde nach seinen beiden großen Erfolgen viele Jahre immer wieder unterschätzt. Man reduzierte ihn auf "French Connection" und "Der Exorzist", dessen Kultstatus bis heute ungebrochen ist. Schließlich kommt noch im Oktober 2023 mit "Der Exorzist: Bekenntnis" eine Fortsetzung des Originals von 1973 in die Kinos.
Doch er schuf auch in den folgenden Jahrzehnten weitere bedeutende filmische Arbeiten, bei denen er Mut bewies und gesellschaftliche Missstände anprangerte. Darunter der düstere, in der New Yorker Leder- und Schwulenszene angesiedelte Thriller "Cruising" mit Al Pacino. Und der herausragende Actionthriller "Leben und Sterben in L.A." (1985). In dem zynischen, pessimistischen Film thematisiert Friedkin – völlig ungeschönt – den harten Polizeialltag in der Glitzermetropole. Von seinen jüngeren Werken gilt vor allem das Neo-Noir-Drama "Killer Joe" (2012), mit Matthew McConaughey und Emile Hirsch in den Hauptrollen, als besonders sehenswert.