Auch deutsche Beiträge werden im Januar dabei sein: Werner
Herzog zeigt was passiert, wenn Männer Bären zu sehr lieben und
Maren Ade tritt mit "Der Wald vor lauter Bäumen" in der neuen
Kategorie "World Cinema" an
Eigentlich soll es ja ein nachwuchsförderndes
Independentfilm-Festival sein. Die Liste der Kandidaten für
Sundance
2005 versammelt allerdings sämtliche Hollywoodstars: Keanu
Reeves, Liv Tyler, Kevin Costner, Sandra Bullock, Michael Keaton,
Pierce Brosnan - um nur einige zu nennen. Als Robert Redford das
Festival 1981 initiierte, sollte es als kleines aber feines Forum
Werken außerhalb des Mainstreams eine Chance geben. Hollywood
reagierte zunächst höhnisch - bis mit "Sex, Lügen und Video",
"Reservoir Dogs" und spätestens "Trainspotting" unbedingt
ernstzunehmende Konkurrenten auftraten.
120 Filme werden im nächsten Januar in Park City (Utah) gezeigt.
Neu: Es werden erstmals auch internationale Filmemacher
ausgezeichnet, in der "World-Cinema"-Kategorie. Dafür hat
sich auch ein deutscher Beitrag qualifiziert, von der
Nachwuchsregisseurin Maren Ade. Ihr Drama "Der Wald vor lauter Bäumen", über eine
einsame Lehrerin, tritt gegen 16 weitere Anwärter auf den neuen
Preis an.
Das Festival eröffnet Don Roos' Ensemblekomödie "Happy Endings", (u.a. mit Lisa Kudrow
("Friends"), Maggie Gyllenhaal, Tom Arnold und Laura Dern). Laut
Geoffrey Gilmore, dem Direktor des Festivals, zeigt der Film ein
"ehrliches und akkurates Portrait
des Lebens in den Vereinigten Staaten". Als Premiere
außerhalb des Wettbewerbs wird "The Upside of Anger" laufen, ein
Melodram mit Joan Allen als alleinerziehender Mutter, die einen
ehenmaligen Sportler (Kevin Costner) als Haushaltshilfe einstellt -
klingt wie ein gutmenschtümelndes Costner-Standardwerk.
Ein Gegenstück bildet "The
Jacket", ein SciFi-Thriller mit Adrien Brody, Keira
Knightley und Jennifer Jason Leigh: Brody wohnt als zeitreisender
Kriegsveteran seinem eigenen Tod bei.
Kevin Bacons neue
Regiearbeit versammelt Sandra Bullock, Marisa Tomei, Kyra Sedgwick
und Matt Dillon: "Loverboy"
dreht sich um eine verlassene Tochter, die sich selbst zu einer
krankhaft klammernden Mutter entwickelt. Ein weiteres
Kindheitstrauma belastet Keanu Reeves: In "Thumbsucker", inszeniert von Mike
Mills (REM), kommt er einfach nicht vom Daumenlutschen los. Alan
Cumming und Neve Campbell spielen die Hauptrollen in "Reefer Madness", der Musicalversion
eines Anti-Marihuana-Propagandafilms aus den 1930ern, der heute
Kult ist. Um einen Auftragskiller dreht sich Richard Shepards neues
Drama "The Matador", mit
Pierce Brosnan, Greg Kinnear und Hope Davis.
Die Königin des letzten Sundance Festivals, Patricia Clarkson, kehrt mit
"The Dying Gaul" zurück,
einer gewagten Liebesgeschichte um einen schwulen Autor mit einem
bisexuellen Filmproduzenten und dessen Ehefrau. Auch wieder dabei:
Steve Buscemi, der seine
jüngste Regiearbeit "Lonesome
Jim", mit Liv Tyler und Casey Affleck, zeigt.
Ein weiterer deutscher Film, der seine Premiere in Utah feiern
wird, ist "Schneeland" vom
"Lindenstraßen"-Erfinder Hans-Werner Geißendörfer. Maria Schrader,
Thomas Kretschmann und Julia Jentsch begaben sich dafür ins einsame
schwedische Lappland.
In der Dokumentarfilm-Sparte darf man auf "Inside Deep Throat" gespannt sein, der
dem Pornophänomen "Deap Throat" nachgeht und von Brian Grazer für
Universal produziert wurde. Auch in dieser Sparte gibt es einen
deutschen Beitrag: Werner Herzog - der allerdings seit Jahren in
den USA lebt - zeigt mit "Grizzly
Man", was passiert, wenn Männer Bären zu sehr lieben. Der
Film beschreibt das Leben des Bärenforschers Timothy Treadwell, der
in Alaska von einem seiner vermeintlichen pelzigen Freunde getötet
wurde.
Das Sundance Film Festival 2005 findet vom 20. bis 30. Januar
statt.