Marlon Brando, Star aus Filmen wie "Endstation Sehnsucht", "Der
Wilde", "Der Pate" und "Apocalypse Now" erlag am Donnerstag einem
Lungenversagen
Marlon Brando ist tot. Der
zurückgezogen lebende Schauspieler starb am Donnerstag um 18 Uhr 30
an Lungenversagen, im UCLA Medical Center in Los Angeles. Er war 80
Jahre alt. In den vergangenen Monaten war Brando immer mal wieder
mit seinen finanziellen Problemen in die Schlagzeilen geraten:
Angeblich hätten ihn verschiedene kostpielige Gerichtsprozesse der
letzten Jahre ruiniert.
Als Schauspieler wird Brando vor allem durch die neue Facette in
Erinnerung bleiben, mit der er die klassischen "Leading Men" des
alten Hollywood bereicherte: ungezähmte, rohe Emotionalität. Als
Brando seine Karriere begann, waren in den USA Schauspieler wie
Cary Grant, Gary Cooper, Kirk Douglas, Burt Lancaster und John
Wayne angesagt. "Endstation
Sehnsucht" (1951) war es, mit dem Brando den neuen Typ
etablierte, gefolgt von "Der
Wilde" (1953) und "Die
Faust im Nacken" (Elia Kazan, 1954). Der Erfolg kam sofort:
von 1951-1954 erhielt Brando für jede seiner Hauptrollen eine
Oscar-Nominierung, für die "Faust" bekam er die Trophäe. "Der
Wilde" war zudem ein Film, der der sich damals entwickelnden
Jugendkultur seinen Stempel aufdrückte: Brando spielte den Anführer
einer Motorrad-Gang. Als der Filmcharakter gefragt wird, wogegen er
denn rebelliere, bellt er zurück: "Was hast du anzubieten?"
Hauptsache rebellieren – diese Haltung übernahmen dann später
auch James Dean und Elvis Presley.
Auch "dem Bösen" verlieh er eine neue Tiefe, beispielsweise als
definitiver Mafia-Don in "Der
Pate". Brando wurde schließlich zur Inspiration für die
nächste Hollywood-Generation der Leading Men: Robert De Niro, Jack
Nicholson und Dustin Hoffman.
Nachdem Brando in den 1960ern eine Tiefphase hatte, stieg er zu
Beginn der 70er mit "Der letzte
Tango in Paris" (1972, Bernardo Bertolucci) wieder auf.
Danach ging es jedoch mit seinem Aussehen abwärts – er ließ
sich gehen und schwemmte seinen Körper auf. Selbst für Francis Ford Coppola, der ihm eine
unvergeßliche Rolle in "Apocalypse
Now" (1979) auf den Leib geschrieben hatte, wollte er nicht
abnehmen.
Der Kern von Brandos Handwerk war das "Method Acting", eine Technik, die er
an Stella und Lee Strasbergs renommierten "Actor's Studio" in New
York perfektionierte. Diese Methode ersetzt die dicker auftragende
Theater-Manier mit einem tiefenpsychologischen Ansatz. Hinzu kommen
fast nicht endende Proben, so dass die Schauspieler auch außerhalb
des Theaters in ihren Rollen leben. Einzigartig an Brandos Spiel
ist auch die physische Identität, die er seinen Rollen verlieh, mit
einem gefährlich offensiven Sex-Appeal. Trotz alledem behauptete
Brando immer wieder, nicht von ganzem Herzen Schaupieler zu
sein.
Geboren wurde er am 3. April 1924 in Omaha, Nebraska. Seine Eltern
waren Alkoholiker. Brando zog schon als Jugendlicher durchs ganze
Land und machte in diversen Schulen – er flog von mehreren -
durch "schlechtes Benehmen" und Schauspieltalent auf sich
aufmerksam. Mit 19 wandte er sich dem Theater zu und studierte an
oben genannter Schule. Dort galt er als eher faul und beeindruckte
mit seinem guten Aussehen und bewusst kultivierter Schludrigkeit.
Sein erster Kinofilm war Stanley Kramers "The Men", 1950. Um für
die Geschichte eines Gelähmten zu recherchieren, verbrachte Brando
einen Monat in einem Veteranen-Krankenhaus. Sein Film-Durchbruch
kam jedoch mit einer Rolle, die ihm auch schon am Theater einen
frühen Kultstatus eingebracht hatte: Die des Stanley Kowalski in
Tennessee Williams' "Endstation
Sehnsucht". Williams selbst gab ihm die Rolle nach nur 10
Minuten Leseprobe.
Brandos Privatleben: Dreimal verheiratet, mindestens neun Kinder.
Der Tiefpunkt war sicherlich 1990, als sein Sohn Christian den
Freund seiner Halbschwester Cheyenne tötete. Cheyenne erholte sich
nicht von dem Schock und beging fünf Jahre später Selbstmord.
In den späten 1960ern engagierte sich Brando in der amerikanischen
Bürgerrechtsbewegung. Als er 1971 den Oscar für "den Paten" abholen
sollte, schickte er stattdessen die (angebliche) Indianerin Sasheen
Littlefeather, um die Auszeichnung abzulehnen und auf die schlechte
Behandlung der Indianer in Hollywood aufmerksam zu machen. Sie
wurde ausgebuht.
In den letzten zwei Tagen kommentierten viele seiner Freunde und
ehemaligen Kollegen Brandos Tod: "Ich war schockiert und
tieftraurig über den Verlust des größten Schauspielgenies unserer
Zeit. Was werden wir ohne Marlon auf dieser Welt machen?" fragt
"Pate"-Co-Star Al Pacino.
"Marlon hätte den Gedanken gehasst, dass sich alle überschlagen, um
Kommentare über seinen Tod abzugeben. Alles was ich sage ist, dass
es micht traurig macht, dass er gegangen ist.", ließ Francis Ford Coppola, der
"Pate"-Regisseur, am Freitag verlauten.
Brandos Anwalt David J. Seeley gab bekannt, dass die Beerdigung
eine rein private Angelegenheit sein wird.