"Die fetten Jahre sind vorbei" heißt der erste deutsche Film
nach elf Jahren, der die Goldene Palme des Cannes Filmfestivals
erhalten könnte
Kann das sein? Ein deutscher Film als Anwärter auf die Goldene
Palme in Cannes? "Die fetten Jahre sind vorbei" (auf englisch "The
Edukators") scheint als erster deutscher Film nach elf Jahren gute
Aussichten zu haben. Wie deutsch der Film ist, ist bereits jetzt
eine Streitfrage - der Regisseur Hans Weingartner (33) ist
jedenfalls Österreicher, und so beanspruchen seine Landsmänner an
der Croisette den Film für sich.
Egal - ein deutschsprachiger Film erhielt zehn Minuten lang
Standing Ovations und internationales Kritikerlob, obwohl die
Besucherzahl nicht sehr groß war - der Film wurde parallel zur
Premiere von "Fahrenheit 9/11" gezeigt. Ein Beispiel für den Erfolg
der "Edukators": Ray Bennett schrieb für die Agentur Reuters und
das Branchenblatt "Hollywood Reporter" folgendes Lob: "'The
Edukators' ist ein seltenes Biest, ein grandioser Film, der sich
intelligenten Witzes rühmen kann, mit fachkundigem Storytelling,
reizvollen Charakteren und erwachsenen Dialogen plus Spannung und
einem boshaften, überraschenden Ende."
"Ich bin wirklich glücklich diesen Film in dem Land zu
präsentieren, in dem die Revolution erfunden wurde", gab
Weingartner, der übrigens nebenbei auch ein Neurochirug ist, bei
der Premiere kund. Der Film dreht sich darum, wie man heute - nach
68 - noch "revolutionär" sein kann: Zwei Männer und eine Frau
brechen in Berlin in die Wohnungen der Reichen ein, richten Chaos
an und hinterlassen Botschaften wie "Sie haben zuviel Geld". Als
sie bei einem Einbruch überrascht werden, entführen sie kurzerhand
den Hausbesitzer - der sich als ehemaliger 68er herausstellt. Die
Hauptrollen spielen Daniel Brühl, Stipe Erceg und Julia Jentsch.