"Sie ist die größte Schauspielerin ihrer Altersstufe und mit
ihrem Ableben hat die gesamte Galaxie der großen Filmstars ein Ende
genommen"
"Sie ist die größte
Schauspielerin ihrer Altersstufe und mit ihrem Ableben hat die
gesamte Galaxie der großen Filmstars ein Ende genommen." -
Katharine Hepburns Schwager Ellsworth Grant bringt die Bedeutung
ihres Todes für die Filmwelt auf den Punkt.
Katharine Hepburn starb gestern um 14:50 (Ortszeit) in ihrem Haus
in Connecticut. 96 Jahre wurde sie alt. Todesursache seien, so
Grant, "einfach die Komplikationen des Alters" gewesen.
Nach Aussage von Hepburns Freundin und Testamentsvollstreckerin
Cynthia McFadden starb die Schauspielerin "umgeben von ihren
Lieben." "Sie starb wie sie lebte, mit Würde und Anmut", gab
McFadden weiterhin kund, und nach dem Wunsch der Verstorbenen solle
es keine öffentliche Abschiedszeremonie geben, "die Beerdigung wird
zu einem späteren Zeitpunkt privat stattfinden." Am Dienstag soll
ihr jedoch am Broadway in New York eine letzte Ehre erwiesen
werden: Um 20.00 Uhr (Ortszeit) werden alle Lichter kurz
gelöscht.
Katherine Hepburn - eine der großen Legenden des klassischen
Hollywood. Vier Oscars erhielt die sportliche Brünette in ihrer 50
Jahre umspannenden Filmkarriere, nominiert war sie für acht
weitere.
Viele ihrer Filme - besonders die Komödien - sind heute Klassiker
der Filmgeschichte und trotz ihres Alters noch charmant und witzig.
Dazu gehören die Screwballkomödien "Leoparden küsst man nicht"
(1938) und "Philadelphia Story" (1940), "Die Frau von der man
spricht" (1942) und "African Queen" (1951).
Unter Hepburns männlichen Costars waren fast alle Leading Men des
jungen Hollywood vertreten - Cary Grant, James Stewart, Humphrey
Bogart, John Wayne, Henry Fonda, Montgomery Clift und immer wieder
der irischstämmige Haudegen Spencer Tracy.
Die beiden drehten nicht nur gemeinsam neun Filme, sondern waren
auch 27 Jahre lang ein Paar - parallel zu Tracys Ehe, die der
römisch-katholische Schauspieler niemals aufgeben wollte. In einem
Interview von 1991 für dem amerikanischen Fernsehsender ABC äußerte
sich Hepburn über die komplizierte Beziehung: "Wir lebten offen
genug zusammen. Ich hatte definitiv keine Intentionen, die
Beziehung zu seiner Frau zu zerbrechen." 1963, vier Jahre vor
Tracys Tod, verriet sie in einem Interview: "Ich habe 20 Jahre lang
eine perfekte Beziehung mit dem Mann unter den Männern gehabt. Er
ist ein Fels und ein Schutz. Ich habe es niemals bereut."
Tatsächlich war sie für ihn jedoch vermutlich auch eine Art
Krankenschwester, die ihn nach seinen häufigen wüsten
Alkoholexzessen wieder aufbaute.
Tracys Frau traf Hepburn erstmals, nachdem er in ihrem Haus starb.
In derselben Nacht rief sie seine Familie zum ersten mal an.
Von 1928 bis 1934 war Hepburn mit Ludlow Ogden Smith, einem
wohlhabenden Mann aus Philadelphia verheiratet - der ihrzuliebe
seinen Nachnamen in Ogden umändern ließ, weil sie nicht als "Mrs.
Smith" bekannt sein wollte. Nach der Scheidung von Ogden war sie
überzeugt, dass "Heirat keine natürlich Institution" sei und
unternahm folglich keinen zweiten Versuch. In den 1930ern hatte sie
eine Affäre mit dem Filmmmogul Howard Hughes - obwohl sie ihn nicht
liebte, wie sie in ihrer Autobiographie "Ich" (1991) zugab.
Geboren wurde sie als Katharine Houghton Hepburn, am 12. Mai 1907,
in eine wohlhabende und progressiv gesinnte (ihre Mutter setzte
sich für Verhütung und Frauenwahlrechte ein) Familie in Hartford,
Connecticut. Dort wuchs sie mit ihren fünf Geschwistern wohlbehütet
auf - bis ihr älterer Bruder Tom sich mit 14 Jahren erhängte. Sie
war diejenige, die seinen toten Körper fand. Darauf gab sie seinen
Geburtstag - den 8. November - als ihren an. Als Hepburn auf die
dreißig zuging, machte sie sich außerdem bei der Angabe ihres
Geburtsdatums um zwei Jahre jünger.
Zum Film kam Katherine Hepburn über das Theater. 1928 hatte sie ihr
Studium abgeschlossen (Drama) und ergatterte bereits kurze Zeit
später Rollen am Broadway. Mit ihrer dritten Filmrolle in "Morning
Glory" (1933) verdiente sie sich ihren ersten Oscar.
Nur kurze Zeit später galt Hepburn jedoch als "Kassengift" und
konnte erst 1940 mit "The Philadelphia Story", in dem sie zuvor
bereits auf der Bühne erfolgreich war, wieder einen Kinohit
verbuchen.