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Die Drei ??? - Erbe des Drachen
Die Drei ??? - Erbe des Drachen
© Sony Pictures

Filmstarts: "Die drei ???" übernehmen jeden Fall

Theaterverfilmung "Caveman" mit Star-Aufgebot

Die aktuelle Kinowoche bietet viel Sehenswertes aus allen Ecken der Erde und vielen verschiedenen Genres. Einige heimische Produktionen wie "Die drei ??? - Erbe des Drachen" und "Caveman" buhlen um das zahlende Publikum, ob jung und alt, während besonders das europäische Kino mit dem belgischen Drama "Close", dem französischen Drama "Return to Seoul" und der russischen Satire "Petrov's Flu" groß aufspielt. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man die Geldbörse besser stecken?

"Die drei ??? - Erbe des Drachen"

Abenteuer
Deutschland
100 Minuten
FSK 6

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Drei Jungdetektive (Levi Brandl, Julias Weckauf und Nevio Wendt) machen in Rumänien ein Praktikum bei den Dreharbeiten eines Vampirfilms und wollen dabei das Rätsel eines seit Jahrzehnten verschwundenen Jungen lösen.

Die dritte Kinoadaption der 1964 erstmals erschienenen US-Jugendbuchreihe um die drei Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, die hierzulande insbesondere durch die seit 1979 laufende Hörspielreihe - und auf keinen Fall die schlechteste. Regisseur und Drehbuchautor Tim Dünschede ("Limbo") hat für die Sony Pictures-Produktion sein eigenes Skript geschrieben und baut auf keiner bestehenden Folge auf. Dabei gelingt es ihm, die bewährten Stilelemente der Reihe zu modernisieren, weniger allerdings, Spannung zu erzeugen. Auch dank des guten Hauptdarstellertrios ein sympathischer deutscher Abenteuerfilm, der gemischte Kritiken erhalten hat.

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"Caveman"
Komödie
Deutschland
100 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Ein erfolgloser Autoverkäufer (Moritz Bleibtreu) erhält die Chance, in einem Comedy-Club sein Talent als Stand Up-Komiker zu beweisen. Doch nachdem ihn kurz vor seinem Auftritt seine Frau (Laura Tonke) verlassen hat, denkt er vor dem Publikum über seine Beziehung und das Verhältnis der Geschlechter insgesamt nach.

Bereits seit 1995 läuft am Broadway das Theaterstück "Defending the Caveman", das es als "Caveman" 2000 nach Deutschland schaffte. Nun hat es Regisseurin und Drehbuchautorin Laura Lackmann ("Zwei im falschen Film") als Constantin-Produktion für die Leinwand adaptiert. Den Witz der Vorlage erreicht die deutsche Komödie nicht, aber sie meidet auch dank der einfallsreichen Inszenierung wenigstens die Niveau-Untiefen, die mit dem Geschlechterkisten-Material oftmals einher gehen. Die Kritiken sind gemischt.

Unser Kritiker Andreas Köhnemann sah ebenfalls Licht und Schatten: "Ein Film über die Kommunikation von Mann und Frau – mit formelhafter Figurenzeichnung und etlichen lahmen Gags, aber auch einer zuweilen kreativen Inszenierung und einer starken Hauptdarstellerin."

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"The Son"
Drama
USA
123 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!

Ein New Yorker Anwalt (Hugh Jackman) soll sich um seinen 17-jährigen Sohn (Zen McGrath) aus erster Ehe kümmern, der an Depressionen leidet.

Like "The Father", like "The Son"? Leider nicht ganz. Zwei Jahre nach seinem gefeierten und mehrfach preisgekrönten Demenzdrama "The Father", für das der französische Regisseur und Drehbuchautor Florian Zeller unter anderem den Academy Award für sein Skript erhielt, lässt der Künstler mit "The Son" ein US-Drama folgen, das wiederum auf seinem Theaterstück basiert und sich mit Familiendynamiken auseinander setzt. Leider tut er das so dick aufgetragen melodramatisch, dass die Hauptdarsteller mit ihren großartigen Leistungen wie gegen Windmühlen ankämpfen. Die Leonine-Produktion hat schlechte Kritiken erhalten; Hugh Jackman war für den Golden Globe nominiert.

Unsere Rezensentin Bianka Piringer sieht es viel positiver: "Florian Zeller schildert auf sehr realitätsnahe und aufwühlende Weise, wie die Depression eines Jugendlichen auch seine Eltern in die Krise stürzt und an ihre Grenzen bringt. Hugh Jackman und Laura Dern spielen die geschiedenen Eltern hervorragend, die helfen wollen, aber nicht begreifen, wie es wirklich um ihren Sohn steht. Die Not des Vaters, der zum eigenen Schutz nach rationalen Erklärungen und Lösungen sucht, hallt lange nach, ebenso wie die filmische Botschaft, Depressionen ernst zu nehmen."

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"Close"
Drama
Belgien
105 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Zwei 13-jährige Jungen verbindet eine tiefe Freundschaft, die einen schweren Schlag erfährt, als sie auf die Oberschule kommen und mit ungekannten Fragen und Gerüchten über ihre Unzertrennlichkeit konfrontiert werden...

Regisseur Lukas Dhont ("Girl") wurde vergangenes Jahr für sein belgisches Drama, das als "Bester Internationaler Film" für den Oscar nominiert worden ist, mit dem Großen Preis der Jury in Cannes ausgezeichnet. Die Pandora-Produktion hat universelles Lob der Kritik und des Publikums erhalten - und völlig zu Recht: Bewegend, zärtlich, phantastisch gespielt, zeigt "Close" packend den Verlust der Unschuld einer Kindheit.

Unser Kollege Björn Schneider ist ebenfalls angetan: "Feinfühlig realisierter, in einladend-sommerliche und verheißungsvoll-unbeschwerte Bilder getauchter Film von unerwarteter Schönheit, der die widersprüchlichen Emotionen seiner jugendlichen Figuren ernst nimmt."

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"Till - Kampf um die Wahrheit"
Drama
USA
130 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

1955 wird der 14-jährige Emmett Till in Money im US-Bundesstaat Mississippi grausam gelyncht. Seiner Mutter (Danielle Deadwyler) entscheidet sich, ein Photo des entstellten Leichnams zu veröffentlichen, was weit über die USA hinaus Empörung über den Rassismus in den Südstaaten auslöst.

Grandios gespieltes - Hauptdarstellerin Danielle Deadwyler ist für den Britischen Filmpreis und den Screen Actors Guild Award nominiert - US-Drama, das die persönliche und gesellschaftliche Schuld rassistischer Gewalt Herz zerreißend deutlich werden lässt. Regisseurin und Drehbuchautorin Chinonye Chukwu ("Clemency") ist mit der Universal Pictures-Produktion ein von der Kritik einhellig gepriesenes Werk gelungen.

Was auch unser Kritiker Andreas Köhnemann so sieht: "Ein hervorragend gespielter Film nach Tatsachen, der die Methoden des Hollywood-Kinos klug aufgreift und infrage stellt."

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"Return to Seoul"
Drama
Frankreich
115 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Eine junge Französin (Park Ji-min) reist zum ersten Mal nach Korea, das Land ihrer unbekannten biologischen Eltern.

In seinem feinfühligen französischen Drama erklimmt Regisseur und Drehbuchautor Davy Chou ("Diamond Island") die erzählerische Königsklasse: Mit der Geschichte einer einzelnen Frau universelle Wahrheiten des Menschseins zu ergründen, Herz zerreißend, aber auch witzig, erzählerisch mitreißend und originell. Die Kritiken zu "Retour à Séoul" sind durchweg hymnisch. Bei den Asiatischen Filmpreisen liegt die Rapid Eye Movies-Produktion mit sechs Nominierungen im Rennen.

Unser Rezensent Falk Straub hat ein Meisterwerk gesehen - er vergibt die Höchstwertung: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "Dieser Film über eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Herkunft ist ein soghafter Selbstfindungstrip. Erstklassig photographiert, inszeniert, gespielt und mit einer Hauptdarstellerin gesegnet, an die man sich noch lange erinnert. Viszeral, emotional, packend!"

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"Kalle Kosmonaut"
Dokumention
Deutschland
99 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Ein junger Berliner, der in Marzahn in einer Plattenbausiedlung aufwächst, hat ehrgeizige Pläne für seine Zukunft - und gerät doch auf die schiefe Bahn.

Die erfahrene Doku-Filmemacherin Christine Kugler ("Das Wunder von Kaufbeuren") und Debutant Günther Kurth erzählen in einer Langzeitbetrachtung über zehn Jahre aus dem Leben eines Jugendlichen, der seiner sozialen Prägung enteilen möchte. Die mindjazz-Produktion portraitiert dabei eindrucksvoll und berührend den Titelcharakter und das Umfeld ohne Sensationsheische. Der deutsche Dokumentarfilm hat gute Besprechungen geerntet.

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"Petrov's Flu"
Drama
Russland
145 Minuten
FSK 16

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Eine russische Familie leidet an einer schweren Grippe, bei deren Fieberwahn zeitliche und örtliche Gewissheiten aus den Fugen geraten und die Grenzen zwischen Phantasie und Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden sind.

2018 erregte der Autor Alexei Salnikow mit seinem "Gripperoman" "Petrow hat Fieber" Aufsehen in Russland. Regisseur und Drehbuchautor Kirill Serebrennikow ("Leto") ist nun mit seinem russischen Drama eine kongeniale Verfilmung der fiebrigen Vorlage gelungen. "Petrovy v grippe" - so der Originaltitel - ist eine schonungslose Satire mit viel unbarmherzigem Herz. Die Farbfilm-Produktion hat gute Kritiken erhalten, die Zuschauer sind weniger beeindruckt.

Unser Kollege Falk Straub hat eine Sahnewoche erwischt - zweiter Film, zweites Meisterwerk! Er vergibt wieder die Höchstwertung: Fünf von fünf Sternen! Er schreibt: "Politik, Schriftstellerei und Theater, Märchen, Superhelden und Science-Fiction, russischer Alltag, russische Geschichte und russische Folklore – in Kirill Serebrennikow's neuem Film geht alles Hand in Hand und bekommt alles gehörig sein Fett weg. 'Petrov's Flu' ist eine kongeniale Romanverfilmung; kreatives Chaos in Form eines Fieberwahns, meisterhaft und mutig inszeniert."

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"Midwives"
Dokumentation
Kanada
91 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Eine buddhistische Hebamme und ihre muslimische Auszubildende arbeiten in Myanmar zusammen, während um sie herum schwere Kämpfe zwischen Rebellen und Armee wüten.

Der vor einem Jahr beim Sundance Filmfestival mit einem Spezialpreis geehrte kanadische Dokumentarfilm zeigt das Leben zweier Frauen und die Verfolgung der Rohingya durch das Militärregime. Die myanmarische Regisseurin Hnin Ei Hlaing zeigt mit viel Atmosphäre auch durch Kultur und Landschaft einen inspirierenden Kampf für Verständnis und Menschenwürde. Die JIP-Produktion hat gemischte Kritiken erhalten.

Unser Kritiker Andreas Köhnemann gehört zum Pro-Lager: "Die Realisierung dieses Films nahm mehr als sechs Jahre in Anspruch – das Ergebnis ist äußerst beeindruckend."

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"Schattenkind"
Dokumentation
Deutschland
88 Minuten
FSK 12

Unsere Empfehlung: Reingehen!

Der Photograph Andreas Reiner portraitiert Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.

Über zwei Jahre lang begleitete Regisseur Jo Müller ("Carl Laemmle: Ein Leben wie im Kino") den Photographen Andreas Reiner und verbindet in dem in Schwarzweiß gefilmten deutschen Dokumentarfilm gekonnt die Lebensgeschichte des Photographen und dessen Schaffenskraft. Die Arsenal-Produktion hat gute Kritiken erhalten.

Unser Rezensent Björn Schneider lobt: "Unverfälschte, bewegende Doku über einen akribisch arbeitenden Photographen, dessen eigene Traumata und seelische Schmerzen unmittelbar mit seiner Arbeit verschmelzen."

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