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Ohnmachtsanfälle: Zuschauer mussten nach "Irreversible" beatmet werden

Der französischen Vergewaltigungsschocker sorgte für Ohnmachtsanfälle und Übelkeit

Ein Filmfestival, das etwas auf sich hält, muss auch einen Skandal bieten. Bei den Verantwortlichen in Cannes scheint das im Hinterstübchen wohl eine Rolle gespielt haben, als sie sich entschlossen, das französische Drama "Irreversible" als einen der 22 Wettbewerbsfilme zu nominieren. Und die Rechnung ging auf, Schlagzeilen für die 55. Internationalen Filmfestspiele von Cannes waren garantiert. Eine Boulevardzeitung forderte die Leser sogar auf, das Werk zu boykottieren.

Bereits am Donnerstag war es bei der Aufführung des Films mit seiner drastischen, neun Minuten andauernden Vergewaltigungsszene und einer brutalen Totschlagsszene zu einem Eklat gekommen. Schon während der Aufführung hatten Zuschauer unter empörten Protesten wie "Ein Skandal, eine Schande, Ihr seid krank" - den Saal verlassen. Die Kritiker bezeichneten "Irreversible" als "scheußlich", "überflüssig" und "krank". Edwin Jahiel, ein amerikanischer Filmkritiker, fragte sich, "weshalb das Publikum so lange blieb. Der einzige Grund, weshalb der Film mir den Magen nicht umgedreht hat, ist, weil ich den ganzen Tag nichts gegessen habe, und nun bin ich froh, dass ich es nicht getan habe."

In der Vorstellung Samstagnacht wiederholte sich der Vorgang: Nach zehn Minuten strebten die Ersten den Ausgängen entgegen. Drei Zuschauer wurden ohnmächtig, 20 Besucher klagten über Übelkeit, und einige mussten nach Ende der Vorstellung sogar mit Sauerstoffgeräten beatmet werden.

Am Freitag verteidigte der argentinische Regisseur Gaspar Noe in einer hitzigen Pressekonferenz seinen Film: "Wenn Leute den Film nicht sehen wollen, okay. Ich bin auch schon aus Filmen rausgegangen. Solche Sachen will man nicht jeden Tag sehen. Ich habe so einen Film gedreht. Wenn Leute daraus einen Skandal machen wollen, dann ist das deren Sache." Hauptdarsteller Vincent Cassel meinte: "Wir haben nichts getan, um einen Skandal zu fabrizieren. Cannes hat versucht, einen Skandal zu fabrizieren, weil Cannes vielleicht einen Skandal braucht. Wenn man einen Film wie diesen macht, dann muss man mit einer harten Reaktion rechnen. Wenn jeder den Film gemocht hätte, wäre mir das wirklich unheimlich."

In Frankreich läuft der Streifen, der dort ab 16 Jahren freigegeben ist, seit Freitag auch landesweit in den Kinos.

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