Dachte man zuerst, das Internet sei eine zusätzliche
Einnahmequelle, so wird man es in Hollywood und anderswo jetzt wohl
eher verfluchen, denn durch das Netz verbreiten sich illegal
kopierte Filme weltweit und können spielend leicht auf DVDs oder
Video-CDs gebrannt und vervielfältigt werden
Schon jetzt werden mehr CDs gebrannt als gekauft - die
Musikindustrie muss daher dramatische Umsatzeinbußen hinnehmen und
versucht verzweifelt, des Problems des Raubkopierens Herr zu
werden. Die Filmindustrie weiß, dass ihr das Gleiche bevorsteht,
beziehungsweise schon im vollen Schwange ist. Dachte man zuerst,
das Internet sei eine zusätzliche Einnahmequelle, so wird man es in
Hollywood und anderswo jetzt wohl eher verfluchen, denn durch das
Netz verbreiten sich illegal kopierte Filme weltweit und können
spielend leicht auf DVDs oder Video-CDs gebrannt und vervielfältigt
werden.
Dabei haben die Filmstudios noch Glück, dass das Herunterladen
ganzer Spielfilme derzeit noch Stunden dauert und daher laut des
Geschäftsführers des Verbandes der Filmverleiher, Johannes
Klingsporn, nur eine "Geschichte für Freaks" ist. Doch es ist nur
eine allzu kurze Frage der Zeit, bis der technische Fortgalopp auch
diese Datenmengen so komprimiert, dass sich dieses stundenlange
Procedere auf einen Bruchteil reduziert. Daher sieht auch
Klingsporn eine "sehr reale und ernstzunehmende Bedrohung. Eine
Situation wie in der Musikbranche muss unbedingt verhindert
werden."
Schon heute ist der Schaden, welcher der Filmindustrie durch den
Filmtausch im Datennetz entsteht, kein Pappenstiel. Die
Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechten geht von etwa 20
Prozent des Gesamtaufkommens im deutschen Filmmarkt aus, wozu sie
allerdings auch den Verkauf illegal vervielfältigter Videos und
DVDs rechnen. Das Hauptproblem sei heutzutage, dass jeder
Erfolgsfilm sogar noch vor der Auswertung auf Video, DVD und im
Fernsehen im Netz erhältlich sei. Dazu komme, dass im Gegensatz zu
schwarzkopierten Videos die Qualität bei DVDs nicht nachlasse. "Die
Zeiten, in denen Raubkopien Müll waren, gibt es nicht mehr", meint
Jan Scharringhausen von der GVU.
Die Produzenten, Verleiher und Hersteller drängen daher auf ein
hartes Durchgreifen gegen Internet-Piraterie: "Besonders wichtig
ist die Umsetzung der EU-Copyright-Richtlinie in Deutschland",
erklärt VdF-Geschäftsführer Klingsporn. Doch das Bundeskriminalamt
hat derweil andere Sorgen: "Bei uns stehen Dinge wie
Kinderpornographie im Vordergrund."
Wie bei der Musikindustrie hält sich in weiten Teilen das Mitgefühl
mit der Filmbranche darüber hinaus in Grenzen. Überteuerte
Kinokarten und DVD-Preise würden geradezu zum illegalen Kopieren
herausfordern. Die amerikanische Industrievereinigung Motion
Picture Association of America hält dem entgegen, dass nur einer
von zehn Filmen seine Produktionskosten wieder einspiele. Und
Johannes Klingsporn entgegnet: "Wenn ein Auto 70 000 Euro kostet
und ich mir das nicht leisten kann, habe ich doch trotzdem nicht
das Recht, es zu klauen."