Die "Oscar"-Show vorgestern Abend ist eine der besseren gewesen,
aber die Presse kritisiert die viel zu lange Dauer
Vier Stunden und 16 Minuten. Das ist kein Rekord, worauf die
Produzenten der "Oscar"-Show stolz sind, denn diese vier Stunden
und 16 Minuten stehen für die längste Dauer einer Academy
Awards-Verleihung vorgestern Abend. Und dies trotz der nachgerade
verzweifelten Bemühungen der Verantwortlichen, die Länge des Abends
zu stutzen, damit nicht immer mehr Fernsehzuschauer vor dem
TV-Gerät wegdämmern, ab- oder umschalten. Im vergangenen Jahr wurde
den "Oscar"-Gewinnern sogar ein Fernseher für die kürzeste Rede
versprochen.
Doch die Academy-Verantwortlichen sollten sich nichts vormachen: Es
sind nicht die Reden, die ihre Show so in die Länge ziehen. In
diesem Jahr war eine unübersehbare Anzahl von Siegern sogar
deutlich bemüht, sich zu mäßigen, und lasen daher wie Jennifer
Connelly ihre Danksagungen vom Blatt ab. Vielmehr sollte es in
Zukunft nur noch einen Ehren-"Oscar" statt derer drei geben, was
dem Geehrten dann auch gerechter würde. Auch an anderen Specials
könnte zukünftig gespart werden. Der Filmzusammenschnitt von Szenen
aus in New York gedrehten Filmen war passend, aber zum Beispiel der
Tribut an Spezialeffekte mit den Künstlern des Cirque du Soleil
wirkte aufgesetzt und zusammenhanglos. Ein Kritiker meinte, er habe
nur noch auf einen "Tribut an den Tribut" gewartet.
Matt Roush von "TV Guide" fand die Show "zermürbend lang. Es gab zu
viele Tribute. Die Würdigung von Sidney Poitier war würdevoll, sie
wurde aber unter einer Masse anderer, selbstgratulierender Füller
vergraben, die den Eindruck der Momente verwischten, die zählten.
Es wurde Geschichte geschrieben, aber man tat alles, um den
Zuschauer davon abzuhalten, dabei zu sein, als sie geschrieben
wurde, besonders an der Ostküste." Wegen der Zeitverschiebung
mussten die Bewohner der Ostküste bis beinahe ein Uhr nachts
aufbleiben, um zu erfahren, dass bei der Veranstaltung in Los
Angeles "A Beautiful Mind" "Bester Film" wurde.
Tom Shales von der "Washington Post" kritisierte, der Ehren-Preis
für das Lebenswerk an Robert Redford "schien verfrüht und nicht
besonders begründet", während die Ehrung von Regisseur Arthur
Hiller "ewig zu dauern schien". Das Internet-Unterhaltungsmagazin
fasste seinen Eindruck treffend zusammen: "Oscars 2002: Irgendwer
muss sie stoppen!"
Abgesehen von der Länge wurde die Show aber allgemein gelobt, sie
sei "voller Überraschungen" und "brillant entworfen" worden, wie
der "Hollywood Reporter" schrieb. Tatsächlich gab es auch viele
hübsche kleine Einfälle, wie der Einspielfilm von Ben Stiller und
Owen Wilson, welche die "Besten Kostüme" vorstellen sollten und
stattdessen gegenseitig ihre Filme runtermachten. Oder die
Präsentation der "Besten Drehbuch"-Nominierungen, als Gwyneth
Paltrow und Ethan Hawke Drehbuchanweisungen vorlasen, zu der die
entsprechenden Szenen aus den jeweiligen Filmen gezeigt
wurden.
Die beste, weil ehrlichste Dankesrede kam indes von Komponist Randy
Newman, der im 16. Anlauf endlich seinen ersten "Oscar" gewann:
"Ich will Ihr Mitleid nicht", meinte er zu seinem Sieg für den Song
"If I Didn´t Have You" aus "Die Monster AG".