Im Alter von 85 Jahren ist am Donnerstag die US-Schauspielerin
Dorothy McGuire gestorben, die 50 Jahre lang in Film, Fernsehen und
auf der Bühne mitwirkte
Ihre Rolle als Jungfrau Maria in dem Bibelepos "Die größte
Geschichte aller Zeiten" von 1965 war kongenial: Dorothy McGuire
kultivierte über Jahrzehnte ihre Rolle als sanftmütige,
liebreizende, aber starke und intelligente Persönlichkeit, zunächst
in Jugend-, später dann in Mutterrollen. Im Alter von 85 Jahren
starb die beliebte amerikanische Schauspielerin Donnerstagabend im
St. John´s Hospital in Santa Monica an Herzversagen, wie ihre
Tochter Topo Swope am Freitag mitteilte. Die Aktrice hatte sich vor
vier Wochen ein Bein gebrochen und davon nicht mehr erholt. "Sie
hatte ein wunderbares Leben und hat viel erreicht. Sie ging sehr
friedlich", berichtete die Tochter, die aus Dorothys Ehe mit dem
Photographen John Swope hervorgegangen ist. Mit Swope war die Mimin
von 1943 bis zu dessen Tod 1979 verheiratet. Mit ihm bekam sie auch
den Sohn Mark, heute ebenfalls Photograph.
Miss McGuire erblickte am 14. Juni 1918 in Omaha, Nebraska das
Licht der Welt. Ihre theaterliebenden Eltern ermutigten sie zu
einer Schauspielkarriere, so dass sie bereits mit zwölf Jahren im
Omaha Community Playhouse ihr Schauspieldebut gab: 1930 spielte sie
an der Seite Henry Fondas, der vom Broadway für ein Gastspiel in
seine Heimatstadt kam, in dem Stück "A Kiss for Cinderella". In der
Folge arbeitete sie weiter auf der Bühne und kam schließlich nach
New York, wo sie ihre Stimme einer Radioseifenoper lieh und 1938
ihren Einstand am Broadway mit "Unsere kleine Stadt" feierte.
1943 holte sie der Produzent David Selznick nach Hollywood, nachdem
er die Filmrechte an ihrem Stück "Claudia" erworben hatte. Gleich
mit ihrem gleichnamigen Leinwanddebut konnte Dorothy den
Theatererfolg wiederholen und wurde so über Nacht auch Kinofans ein
Begriff. Es folgten gefeierte Rollen in Filmen wie "Ein Baum wächst
in Brooklyn" von 1945, "Die Wendeltreppe" von 1946 und "Tabu der
Gerechten" von 1947, für den sie für den "Oscar" als "Beste
Hauptdarstellerin" nominiert wurde. Weitere wichtige Parts waren
die als Gary Coopers Frau in "Lockende Versuchung" von 1956 und in
den populären Disney-Filmen "Sein Freund Jello" von 1957,
"Dschungel der 1000 Gefahren" von 1960 und "Summer Magic" von
1963.
In einem Interview bekannte sie 1983: "Bis zum heutigen Tag weiß
ich nicht, was eine Hollywood-Karriere ausmacht. Ich war nie eine
klassische Schönheit. Ich hatte kein Image. So fand ich mich in
vielen Dingen aus Zufall wieder." Nur einmal wagte sie es, aus dem
Repertoire der "lieben Frau" auszubrechen und stellte 1946 eine
Frau dar, die in "Till the End of Time" einen jüngeren Mann
verführt. Der Film wurde ein Misserfolg, so dass sie
"augenblicklich wieder nette Mädchen und treue Gattinnen spielte",
wie Miss McGuire erzählte.
Mit "Der Ruf der Freiheit" verabschiedete sich Miss McGuire 1971
von der Leinwand und trat ab da hauptsächlich in Fernsehfilmen und
-serien bis zu ihrem Rückzug ins Privatleben 1991 auf. Dreimal
wurde sie für den Fernsehpreis "Emmy" nominiert.