Eine Farrelly Brothers-Komödie mit Bill Murray und
Zeichtrickelementen? Das sah nach einem Hit aus, stattdessen wurde
es eine Mega-Pleite. Jetzt rätselt man bei Warner, woran es gelegen
hat
Erfolge sind im Kino unkalkulierbar. Wer hätte zum Beispiel ahnen
können, dass die Farrelly Brothers ("Ich, beide und sie") vor drei
Jahren mit "Verrückt nach Mary" einen weltweiten Mega-Erfolg landen
würden? Dass Misserfolge einen genauso unvorbereitet treffen
können, dafür gibt jetzt der neueste Film der Brüder Peter und
Bobby ein gutes Beispiel ab.
"Osmosis Jones" bietet Bill Murray ("Drei Engel für Charlie") in
der Hauptrolle auf, erzählt eine originelle Geschichte mit Tempo
und Schmiss, kombiniert Realfilm mit Zeichentrick, wobei namhafte
Schauspieler wie Lawrence Fishburne ("Die Matrix"), Chris Rock
("Einmal Himmel und zurück"), David Hyde Pierce ("Nixon") und
William Shatner ("Miss Undercover") ihre Stimmen leihen.
Murray spielt einen Schluffi, für den Hygiene ein Fremdwort ist.
Eines Tages fängt er sich einen tödlichen Virus ein, und im
Zeichentrick kann man sehen, wie das von Rock gesprochene weiße
Blutkörperchen die Abwehrschlacht gegen den von Fishburne vertonten
Virus leitet.
Nachdem die Kritiken immerhin gemischt waren, konnten sich die
Manager bei Warner Brothers einen Erfolg ausrechnen - und dürften
um so schockierter sein, wie miserabel ihre Produktion tatsächlich
abschneidet: Kaum einer will "Osmosis Jones" sehen, nach knapp drei
Wochen hat die Komödie schmerzliche zwölf Millionen Dollar
eingespielt. Jetzt rätselt man bei Warner, woran es gelegen
hat.
In einem nicht zur Veröffentlichung gedachten und dennoch via
Internet ans Licht der Öffentlichkeit geratenen Schreiben von
Warners Werbechef Brad Ball an seine Abteilung macht sich der
Manager Gedanken über die Gründe des Scheiterns - ohne so recht
welche zu finden. Das Geheimnis eines Misserfolgs.
"Die Werbung war nicht das Problem", weist Ball die Verantwortung
schonmal gleich von sich. Man habe den Streifen stark in den Medien
herausgestellt und Sorge getragen, dass die Altersfreigabe mit "PG"
(Parental Guidance - Kinder dürfen rein, aber es wird empfohlen,
dass ein Erwachsener dabei ist) für einen Farrelly Brothers-Film
ungewöhnlich niedrig ausgefallen sei. "Mehrfache Testvorführungen
(sieben oder mehr) wurden abgehalten, um das exakte Zielpublikum
für diesen Film zu definieren", erklärt Ball.
An der Vorbereitung lag es laut ihm also nicht, woran aber dann?
"Eltern scheinen vom Inhalt abgeschreckt worden zu sein", vermutet
der Marketing-Chef. Auch der Erfolg der computeranimierten
DreamWorks-Produktion "Shrek" könne "Osmosis Jones" den Wind aus
den Segeln genommen haben: "Man könnte ebenfalls argumentieren,
dass 2D-Animation überfahren wurde, obwohl unser Zeichentrick ein
eindrucksvolles Aussehen hat."
"Osmosis Jones" soll am 11. Oktober in der Bundesrepublik anlaufen.