Am vorletzten Samstag stand sie noch auf der Bühne, am
Donnerstag war sie tot: Die US-Schauspielerin Kathleen Freeman, vor
allem bekannt als Widersacherin in Jerry Lewis-Komödien, starb im
Alter von 82 Jahren
Am Donnerstag ist für die amerikanische Schauspielerin Kathleen
Freeman der letzte Vorhang gefallen. Im Alter von 82 Jahren starb
die Mimin, die noch am Samstag zwei Theatervorstellungen im Eugene
O´Neill-Theater in New York absolviert hatte, im Lenox Hill
Hospital an Lungenkrebs.
Miss Freeman war hauptsächlich durch komische Rollen bekannt
geworden. So spielte sie zuletzt in der Broadway-Version der
britischen Erfolgskomödie "Ganz oder gar nicht" eine Pianistin mit
trockenem Witz, mit der aber nicht zu spaßen war - einen
Rollentypus, den sie in ihrer über 50jährigen Film, Fernseh- und
Theaterkarriere so manches Mal verkörpert hatte - besonders als
Gegenspielerin von Jerry Lewis in elf Spielfilmen von 1955 bis
1970. Für ihre Leistung in dem aktuellen Broadway-Hit war sie im
Mai für den Theaterpreis "Tony" nominiert. Jack O´Brien, der
Regisseur, meinte: "Sie war die perfekte Definition eines
vollendeten Profis. Sie hat das letzte Jahr ihres Lebens vor
ausverkauftem Haus und stehendem Applaus gespielt. Es scheint wie
ein angemessener Vorhang."
Kathleen wurde am 17. Februar 1919 in Chicago geboren und stand
bereits im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern auf der Bühne.
Die Familie zog dann nach Los Angeles, wo die Tochter ihren
Abschluss an der University of California machte. Zusammen mit
anderen Schauspielern gründete sie die Theatergruppe Circle
Players, wobei sie dort nicht nur spielte, sondern auch Stücke
inszenierte und produzierte.
Neben der Theaterarbeit waren Fernsehen und Kino ihre weiteren
Standbeine. Ihre ersten kleinen Rollen im Film bekam sie 1948, aber
erst Mitte der Fünfziger wurden die Parts ein wenig größer. Neben
den Jerry Lewis-Komödien wirkte sie auch in "Ein Platz an der
Sonne" von 1951, "Du sollst mein Glücksstern sein", "Der Gefangene
von Zenda", "Stadt der Illusionen" von 1952 und "Das weite Land"
von 1954 mit. Nachdem sie in den Siebzigern kaum mehr in
Spielfilmen zu sehen gewesen war, spielte sie in den Achtzigern und
Neunzigern wieder etwas häufiger in Kinostreifen mit, so 1980 in
"Die Blues-Brothers", 1987 in "Die Reise ins Ich", 1990 in
"Gremlins 2" oder 1994 in "Die nackte Kanone 33 1/3". Ihren letzten
Parts hatte sie vergangenes Jahr in "Familie Klumps und der
verrückte Professor", und sie lieh ihre Stimme für die Figur einer
alten Frau in dem Animationsfilm "Shrek".
Auch im Fernsehen war sie bis zuletzt in Serien und Fernsehfilmen
zu sehen. 1953 erschien sie in der Serie "Topper" erstmals auf der
Mattscheibe, hunderte weiterer Sendungen in Reihen wie "The Donna
Reed Show", "Murphy Brown", "The Beverly Hillbillies", "Hogan´s
Heroes" oder "Becker" sollten folgen.
"Das mag ziemlich kitschig klingen, und es tut mir leid", meinte
Miss Freeman vergangenes Jahr in einem Interview, "aber ich hatte
immer das Gefühl, dass ich hier bin, um die Welt zum Lachen zu
bringen. Ich hatte stets dieses Gefühl. Kitschig, aber absolut
wahr." Jerry Lewis sagte letztes Jahr über seine langjährige
Mitspielerin: "Ich habe nie einen Künstler gekannt, der das, was er
tat, mehr liebte als Kathleen. Sie kommt mit solcher Energie und
Leidenschaft zur Arbeit."
Miss Freeman hinterlässt ihre Freundin Helen Ramsey. Für Los
Angeles und New York sind Gedenkveranstaltungen geplant. Bereits
Freitagabend hatten die Theater am Broadway zum Gedenken an die
Darstellerin ihre Lichter gedämpft.