Nachdem die Kirche seinen "Dogma" attackiert hatte, kommt der
Ärger für Kevin Smith und seine neue Komödie "Jay and Silent Bob
Strike Back" diesmal aus einer ganz anderen Ecke
Kevin Smith wollte nach seinem umstrittenen "Dogma" von 1999, der
von der katholischen Kirche schwer unter Beschuss genommen war -
nicht zuletzt weil Alanis Morissette als Gott mitspielte -, mit
"Jay and Silent Bob Strike Back" einfach mal wieder nur einen
lustigen Film präsentieren, in dem er zusammen mit Jason Mewes in
den seit "Clerks" von 1994 bekannten Standardrollen als Silent Bob
und Jay auftritt.
Doch daraus ist nichts geworden. Letzte Woche kam auch "Jay and
Silent Bob Strike Back" unter Beschuss, diesmal allerdings aus
einer völlig anderen Ecke als bei "Dogma". Nachdem Vertreter der
Homosexuellenvereinigung Gay and Lesbian Alliance Against
Defamation den morgen in den Vereinigten Staaten anlaufenden
Streifen gesehen hatten, schrieben sie einen Protestbrief an Smith,
in welchem sie den "überaus schwulenfeindlichen" Ton des Films
kritisierten. Die Komödie, überbordend von Gastauftritten,
Oralsex-, Schwulen- und Männerwitzen, verstärke "das Bild von
Schwulen als Gegenstand akzeptierter Lächerlichkeit und
Entwürdigung."
Scott Seomin von GLAAD meinte weiter:
"Ich weiß, dass Kevin Smith kein Schwulenhasser ist, aber wir
finden, dass der von ihm geschriebene und inszenierte Film überaus
schwulenfeindlich ist und ein großes Potential negativer
Auswirkungen für schwule Menschen, besonders schwule Jugendliche,
birgt. GLAAD ist unabänderlich der Auffassung, dass dieser Film
gefährlich ist, und Kevin ist unabänderlich der Meinung, es sei
Satire. Das Publikum wird Satire nicht von annehmbaren Verhalten
unterscheiden können, wenn es mit ständigen Schwulenwitzen
bombardiert wird."
Der Vereinigung war klar, dass der Filmemacher sein Werk nicht mehr
ändern würde, schlug dem 30jährigen stattdessen vor, etwas an die
Matthew Shepard-Stiftung zu spenden, die von der Mutter eines
ermordeten homosexuellen Schülers aus Wyoming gegründet worden ist
und Kinder über die Gefahren durch Diskriminierung unterrichtet.
Smith spendete
10 000 Dollar. GLAAD forderte auch die Produktionsgesellschaft
Dimension Films zu einer Spende auf, doch das Studio lehnte mit dem
Hinweis, man spende bereits jährlich an die Organisation, ab. Zudem
sehe man nicht ein, weshalb man spenden solle, wie die
Stellvertretende Vorsitzende der Marketingabteilung, Elizabeth
Clark, deutlich machte: "Wir sind seit Jahren große Unterstützer
von GLAAD und unterstützen sie auch weiterhin, aber wir finden
nicht, dass dieser Film in irgendeiner Weise schwulenfeindlich ist.
Jeder hat das Recht auf seine Meinung, aber wir stehen hinter
diesem Film und werden uns für ihn nicht entschuldigen."
Scott Seomin meint zu Smiths Spende: "Als Kevin die Spende machte,
empfanden wir das anfänglich als seine Art der Entschuldigung für
die Schwulenfeindlichkeit im Film. Die GLAAD findet den Film
schwulenfeindlich, und die Matthew Sheperd-Stiftung bekämpft
Schwulenfeindlichkeit, so schien das folgerichtig."
Doch als Schuldeingeständnis oder Entschuldigung wollte der
Regisseur dies absolut nicht verstanden wissen, wie er am Dienstag
letzter Woche auf seiner Website www.viewaskew.com deutlich machte,
als er den Brief der Gay and Lesbian Alliance Against Defamation
veröffentlichte und sich und seinen Film verteidigte:
"Es tut mir nicht leid - weil ich keine Witze auf Kosten der
schwulen Gemeinschaft gemacht habe. Ich habe Witze auf Kosten von
zwei Charakteren gemacht, die weder ich noch die Zuschauer jemals
für ein Ausbund an Intellekt gehalten haben. Sie sind Idioten.
Weder Jay and Silent Bob Strike Back noch ich selbst sind
schwulenfeindlich. Wenn wir irgendwas sind, dann äußerst
schwulenfreundlich. Ich bekam bei Dogma vom rechten Flügel eine
gewischt, und nun krieg ich es bei diesem Film aus der linken Ecke.
Was bin ich, Leute - ein herzblutender Liberaler oder ein
konservativer Moralapostel? Und wann zum Teufel kriege ich einen
Film hin, bei dem ich mich anschließend nicht erklären muss?
"
Jay habe in "Dogma" zugegeben, sexuelle Phantasien mit Männern zu
haben. Kevin schrieb, darauf Bezug nehmend: "Wenn man zwei
Hauptfiguren hat, die beide - an der einen oder anderen Stelle -
homoerotische Eskapaden andeuten oder sich offen dazu bekennen, wie
kann das alles in der Welt als schwulenverachtend aufgefasst
werden? Das ist mehr, als man in allen Kumpelfilmen zu sehen
bekommt. Haben Murtaugh und Riggs in den Lethal Weapon-Filmen
jemals über die männliche Anatomie geschwärmt? Ich denke nicht.
Mein Film macht sich über eine Jugendkultur lustig, in der jeder
Angst vor jedem Schwanz hat, der nicht sein eigener ist." Weiter
verweist Smith als Verteidigung auf seinen Film "Chasing Amy" von
1997 mit dessen Homosexuellenthematik und darauf, dass sein Bruder
schwul sei.
Auch wenn Kevin und Seomin bei einer persönlichen, vierstündigen
Diskussion über den Film nicht auf einen Nenner kamen, so hält der
Homosexuellenvertreter, der in Smiths Büro war, als dieser seinen
Text ins Netz stellte, dem Künstler doch eins zu Gute: "Kevin hat
geantwortet. Eine Menge Filmemacher hätten das nicht." Zusammen mit
dem Regisseur wird GLAAD jetzt einen Text über
Schwulendiskriminierung erarbeiten, der im Abspann des am 8.
November in der Bundesrepublik anlaufenden Films zu lesen sein
wird.