Nachdem Miramax im April den deutschen Filmverleiher Scotia
verklagt hatte, wehrt sich dieser nun seinerseits mit einer Klage
wegen unfairer Geschäftspraktiken gegen das US-Studio
Am 26. April hat die amerikanische Produktionsgesellschaft Miramax
Films den deutschen Verleiher Scotia International AG vor einem
Schiedsgericht der American Film Marketing Association verklagt.
Scotia sei für eine Reihe von Filmen wie "Holy Smoke", "Rounders"
und "My Life So Far" die Bezahlung schuldig geblieben.
Am vergangenen Dienstag sollte sich Scotia eigentlich zu diesen
Vorwürfen aus den Vereinigten Staaten äußern, stattdessen verklagte
die Firma aus München letzten Montag ihrerseits Miramax vor dem
Obersten Gerichtshof in Los Angeles wegen Vertragsbruchs, Betrugs
und unfairer Geschäftspraktiken auf 18 Millionen Dollar
Schadensersatz. Miramax habe seine Filme "zu überhöhten
Lizenzgebühren zum Verleih in Deutschland" an Scotia verkauft, und
die entsprechenden Produktionen "in den Vereinigten Staaten nicht
beworben und landesweit in die Kinos gebracht". Damit hätten die
Filme bereits den Geruch eines Reinfalls gehabt, bevor sie nach
Europa geliefert wurden. Zudem hätten die von Scotia zu zahlenden
Lizenzgebühren manches Mal die gesamten Produktionskosten der Filme
überstiegen. Dazu kommt der Vorwurf, Miramax habe nicht immer die
zugesagte Menge an Filmen geliefert: Aus einem vereinbarten Paket
seien die vielversprechenden Streifen wie "Shakespeare in Love"
zurückgehalten worden, und Scotia sei dann auf einem Haufen
potentieller Flops sitzengeblieben. Von den acht Filmpaketen, die
Scotia zwischen 1994 und 1998 gekauft habe, seien nur zwei fair
gewesen.
Für Miramax ist die Gegenklage aus der Bundesrepublik nur der
"unangebrachte Versuch, zu vermeiden, auf Miramax´ begründete
Schadensersatzansprüche antworten zu müssen."
Am 28. Juni will der Oberste Gerichtshof von Los Angeles über die
Aussetzung der AFMA-Klage entscheiden, am Dienstag war das
Eilbegehren von Scotia, diesen Rechtsstreit sofort auszusetzen,
erst mal abgelehnt worden - zur Befriedigung von Miramax: "Wir sind
zufrieden, dass das Gericht den Versuch von Scotia, die
Schiedsgerichtsverhandlung zu blockieren, abgewiesen hat, und wir
freuen uns darauf, den Fall dem Schiedsmann darzulegen und in der
Sache eine schnelle Entscheidung zu erzielen", meinte ein Sprecher
der US-Produktionsgesellschaft.