Schon während der Dreharbeiten zu "The Devil and Daniel Webster"
ging den Produzenten scheinbar das Geld aus, und Regisseur Alec
Baldwin will seinen Film erst vollenden, wenn die Finanzierung
gesichert ist
Welch ein Kontrast! Am Montag nahm Alec Baldwin ("Thomas, die
fantastische Lokomotive") noch an der Nobel-Premiere des teuersten
Films aller Zeiten auf Hawaii teil, aber sein eigenes Regiedebut
könnte an den Finanzen scheitern.
Baldwin, einer aus dem Ensemble des 130 Millionen Dollar teuren
"Pearl Harbor", der heute in den Vereinigten Staaten seine
landesweite Premiere feiert, hat den Produzenten von Cutting Edge
die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder sorgten sie für die
ausreichende Finanzierung seines Dramas "The Devil and Daniel
Webster", oder er werde den Film nicht mehr zu Ende bringen.
Die eigentlichen Dreharbeiten hatte Alec bereits am 13. März
beendet. Schon während des Drehs waren die finanziellen
Schwierigkeiten bei Cutting Edge offenkundig geworden, denn sie
blieben in den letzten vier Wochen vor Drehschluss Baldwin wie auch
vielen anderen Beteiligten den Lohn schuldig. Erst als der Star
einen Anwalt bemühte, wurde er schließlich bezahlt. Aber da der
43jährige keine Lust auf eine Wiederholung dieser Querelen hat,
will er jetzt abwarten, bis die Produktionsgesellschaft
ausreichende Mittel zur Beendigung von "The Devil and Daniel
Webster" zur Verfügung stellt. Vorher will der Regisseur keinen
Handschlag mehr tun. Während des Wartens auf eine Lösung der
Probleme hat er bereits ein Schauspielangebot in den Wind
geschlagen.
Baldwin schreckt davor zurück, die vertraglich vereinbarten 21
Wochen Postproduktion anzugehen, wenn nicht gesichert ist, dass er
dafür dann überhaupt Geld sieht. Er habe den Film mit seinem
Partner Jon Cornick produziert und alle möglichen Leute angepumpt,
um das für 27,5 Millionen Dollar geplante Werk sogar noch 700 000
Dollar günstiger fertigzustellen, und das alles zu der Zeit, als er
durch die Trennung von seiner Frau Kim Basinger ("Die
Prophezeiung") auch privat eine problematische Zeit durchmachte.
Die während der Produktion entstandenen Schwierigkeiten seien so
weit gegangen, dass Produzent David Glasser und sein Partner Adam
Stone eines Tages zu ihm gekommen seien, um ihm mitzuteilen, dass
sie ihm nur einen Teil seiner ausgemachten Gage würden zahlen
können. "Die Finanzierung schien in sich zusammengefallen zu sein,
und sie hörten einfach auf, die Leute zu bezahlen", berichtet der
Mime. Besonders peinlich sei gewesen, dass ein Scheck geplatzt sei,
den man dem Nassau County gezahlt hatte, um einen Drehort auf Long
Island zu mieten. Er habe Tom Gulotta, den Vorsitzenden des Nassau
County, beschwatzen müssen, den Platz zu einem Schnäppchenpreis zu
erhalten.
David Glasser von Cutting Edge bestritt gegenüber der Presse, dass
es finanzielle Probleme gebe - abgesehen von den üblichen bei
unabhängig finanzierten Produktionen, die an vielen Investoren
hingen. Von einem geplatzen Scheck wisse er nichts. Einer der
Geldgeber sei ausgefallen, aber man habe die Lücke schließen und
fast alle bezahlen können. "Es stimmt nicht, dass Alec nicht
bezahlt worden ist", hielt Glasser fest. "Alle Mitglieder der Crew
und die Schauspieler sind entlohnt worden. Es gibt ein paar
Außenstände, aber das sind Kleinigkeiten, die gerade berichtigt
werden. Die Schnittabteilung in New York hat die Arbeit begonnen,
und unser Cutter schneidet täglich. Der einzige Grund, warum Alec
nicht im Schnittraum ist, ist, weil er auf Hawaii war und
persönliche Angelegenheiten hatte, aber er kommt am 29. Mai zur
Arbeit zurück." Mit den Anwälten des Schauspielers habe man
Vereinbarungen getroffen, unter denen er bereit sei, die Arbeit
wiederaufzunehmen.
Für Baldwin waren diese Ausführungen von Cutting Edge gänzlich neu,
als sie ihm am Montag zugetragen wurden. Er habe vorerst nicht vor,
zurückzukehren und den Film fertigzustellen. Erst müssten alle
Außenstände beglichen und die Finanzierung gesichert sein. Auch
Mitproduzent Cornick meinte, er wisse nicht, "warum David
behauptet, die Arbeit gehe weiter. Ich habe mir die Muster
angeschaut und war froh über das, was ich gesehen habe, aber Alec
hat keine Anweisungen für den Cutter hinterlassen, ebenso wenig wie
ich."
Einig sind sich der Regisseur und seine verhinderten Geldgeber
eigentlich nur darin, dass man einen guten Film an der Hand habe
und es sich lohne, diesen fertigzustellen. "In Cannes waren die
Reaktionen auf den Trailer und die Ausschnitte unglaublich und
Abschlüsse mit vielen Ländern greifbar. Dann wird es ausreichend
Geld geben, um das, was noch offensteht, zu begleichen, daher sind
Alecs Aussagen so schockierend", meint Glasser.