Ist Robert Downey Jr endgültig am Ende? Der Schauspieler wurde
Dienstagnacht in Los Angeles erneut festgenommen, weil er unter
Drogeneinfluß zu stehen schien
All das Lob und die Preise für seine Leistung in der Fernsehserie
"Ally McBeal" scheinen nicht ausgereicht zu haben, um Robert Downey
Jr ("Wonder Boys") vor einem Rückfall in seiner Drogensucht zu
bewahren. Und das in einer Situation, wo ihm wegen mutmaßlichen
Drogenmißbrauchs und -besitzes sowieso schon ein Gerichtsverfahren
und ein Strafmaß von über vier Jahren Gefängnis drohen. Für
kommenden Montag war im kalifornischen Indio der entscheidende
Gerichtstermin angesetzt, an dem entschieden werden soll, ob gegen
den Star Anklage erhoben wird. Der Schauspieler wird dort nicht
selbst erscheinen, sondern sich von seinen Anwälten vertreten
lassen. Für den 4. Mai ist jetzt die erste Gerichtsvorführung wegen
der Verhaftung von Dienstagnacht angesetzt. Leben und Karriere des
Darstellers liegen jedenfalls wieder am Boden.
Dienstagnacht kurz nach Mitternacht war Downey Jr einem Polizisten
auf Streife in Culver City, einem Vorort von Los Angeles,
aufgefallen, als der 36jährige allein in der Nähe des Baldwin
Hotels stand. Diese Umgebung ist als Drogenumschlagplatz
berüchtigt. Der Beamte habe den Mann, den er nicht als Downey Jr
erkannte, überprüfen wollen und angesprochen. Robert sagte dem
Polizisten, er sei dort, um einem Freund mit einem Drogenproblem zu
helfen. Doch der Beamte schloß von Downeys Verhalten, daß dieser
selbst eine illegale Substanz eingenommen habe. Daraufhin wurde er
festgenommen, mußte eine Urinprobe abgeben und wurde dann der Obhut
seines Bewährungshelfers übergeben. Es wurden keine Drogen bei ihm
sichergestellt. Den Polizisten erschien Robert nach Aussage eines
Polizeisprechers "kooperativ. Er war sehr ernst und enttäuscht und
hat nicht viel gesagt." Die Ergebnisse der Urinprobe werden in
einigen Tagen vorliegen.
Der Mime wies sich nach der Entlassung sofort selbst in eine
Entgiftungsklinik ein, in der er sich 72 Stunden aufhalten wird.
Laut seines Anwalts tat er dies, weil er "sich bewußt war, daß es
nötig ist. Er bekommt dort sofortige Hilfe. Er wird weiter daran
arbeiten, seine Sucht endlich zu besiegen." Wegen Verletzung seiner
Bewährungsauflagen muß Downey Jr im Anschluß an die Entgiftung ab
heute oder morgen für mindestens sechs Monate in eine Entzugsklinik
gehen. Dort würde er rund um die Uhr beaufsichtigt und dürfte das
Gelände nur mit seinem Rechtsanwalt oder seinem Bewährungshelfer
verlassen. Er muß dort auch damit rechnen, häufiger als in der
Vergangenheit auf Drogen getestet zu werden.
Während die Produzenten der Fernsehserie "Ally McBeal", für die
Downey Jr im Januar den Golden Globe und im März den Screen Actors
Guild Award als "Bester Nebendarsteller" erhalten hatte, dem Akteur
nach seiner Verhaftung im November noch die Treue gehalten und mit
ihm einen Vertrag über acht weitere Folgen ausgehandelt hatten, war
es nun 20th Century Fox Television und Produzent David Kelley zu
viel: "Wir werden die letzten paar Episoden von Ally McBeal ohne
ihn beenden. Robert Downey Jr ist ein einmaliges Talent und ganz
besonderer Mensch. Wir wünschen ihm das Beste und hoffen auf seine
volle Genesung", teilte Kelley gestern mit. Der Sender betonte
zugleich, daß Kelley die Zusammenarbeit nicht wegen der Verhaftung
aufgekündigt habe, sondern weil Robert, der in der TV-Serie den
Freund von Calista Flockharts Ally McBeal spielt, wegen seines
Entzuges nicht mehr zur Verfügung stehe:
"Es gab nichts Dramatisches wie eine Aufkündigung seines Vertrages
oder einen Rauswurf. Es handelt sich hier wirklich nur um das
praktische Problem, wie man diese Staffel ohne den Schauspieler zu
Ende bringt. Wir hatten noch eine Woche zu drehen, und Robert war
schlichtweg nicht verfügbar. Vor seiner Verhaftung hatte er einige
Szenen für die letzten Folgen gedreht, und wir versuchen, diese
Szenen einzufügen. Vertraglich sollte er in jeder Episode dieser
Staffel erscheinen, und das könnte er auch, wenn wir für die
letzten Folgen die Szenen benutzen, die wir bereits im Kasten
haben. Es ist noch nicht ganz klar, ob das klappt, aber es ist
unsere Absicht, so viel von dem Material zu nutzen wie
möglich."
Da erst ein Drittel der letzten Folgen mit Downey Jr gefilmt worden
ist, ist dies allerdings schwierig, wie eine Quelle aus der
Produktion verriet: "Wir haben dieses Ende, auf das wir
hingearbeitet haben, und nun muß man sehen, ob man etwas daraus
retten kann oder mit etwas Anderem ganz von Neuem anfangen
muß."
Die Drogenentzugsbeamten vom California Department of Corrections
wollen Downey Jr "keine Vorzugsbehandlung" angedeihen lassen, wie
eine Sprecherin meinte, ihn aber auch nicht zurück ins Gefängnis
schicken, aus dem er erst im August entlassen worden war.
"Vergessen Sie Downeys Berühmtheit! Die Wahrheit ist, daß so viele
Betten im California Department of Corrections-Programm zur
Verfügung stehen. Da macht es für uns keinen Sinn, jemanden wie
Downey ins Gefängnis zu stecken. Wir werden ihn wie jeden auf
Bewährung Befindlichen behandeln. Das ist die reguläre, normale
Prozedur. Wie bei jedem Anderem auf Bewährung wollen wir ihn von
den Drogen losbekommen."