Die Dreharbeiten zu Harrison Fords neuem Film "K-19: The
Widowmaker" haben kaum begonnen, da gibt es schon heftigen Ärger um
das Drehbuch
Am Montag haben in Rußland die Dreharbeiten zu dem 20th Century
Fox-Thriller "K-19: The Widowmaker" begonnen. Der von Kathryn
Bigelow ("Strange Days") inszenierte Streifen basiert auf einer
wahren Begebenheit: Am 4. Juni 1961 bemerkte die Besatzung des
sowjetischen Atom-U-Boots "K-19" auf dessen Jungfernfahrt im
Nordatlantik, daß das Kühlsystem defekt war. Das Dilemma für die
Matrosen war doppelt: Zum Einen drohte eine Nuklearexplosion, zum
Anderen konnte diese von der NATO als Erstschlag der Sowjets
mißdeutet werden und in einen Atomkrieg münden.
Doppelt ist auch das Dilemma für den Film, denn das Drehbuch gibt
gleich zweifachen Anlaß für Ärger. Erst hat die Produktionsfirma
Drawbridge Films Ende letzten Monats Klage gegen die Produzenten
von "K-19: The Widowmaker" eingelegt, weil diese die Idee von ihnen
gestohlen hätten. Dann kritisierten die russischen Überlebenden das
Skript von Christopher Kyle heftig, weil die Ereignisse vollkommen
verzerrt wiedergegeben würden.
Im Dezember hatten sich die Macher des Thrillers und
Hauptdarsteller Harrison Ford ("Schatten der Wahrheit") mit der
überlebenden Besatzung getroffen, um über das Projekt zu
diskutieren und ihnen eine Kopie des Drehbuchs überreicht. Nach der
Lektüre schäumte die russische Seele: "Das Buch stellt unsere
Besatzung als einen Haufen dummer, respektloser, ständig
betrunkener sowjetischer Matrosen dar, die Karten spielten, während
die Alarmglocken schrillen", beschwerte sich der Überlebende Juri
Mukhin gegenüber "Variety". Der russische Fernsehsender NTV goß
weiteres Öl ins Feuer: "Im Drehbuch stößt man auf die Wörter Wodka
und Trinken fast häufiger als auf die Wörter Meer und Unterseeboot.
Als die Überlebenden die Übersetzung sahen, entschieden sie sich,
daß sie alles versuchen müssen, um diesen Film nicht ans Tageslicht
kommen zu lassen." Man werde versuchen, durch Rechtsmittel die
Produktion zu behindern, bis das Skript umgeschrieben sei.
Im Grunde ist auch "K-19: The Widowmaker" nur ein weiterer Beleg
für den freien Umgang von Hollywood mit der Geschichte: Bereits
"U-571" und "Der Patriot" erregten die Briten im vergangenen Jahr
durch die Verzerrung geschichtlicher Wirklichkeit zu Gunsten der
Vereinigten Staaten. Der nächste Mel Gibson-Film "We Were Soldiers
Once...and Young", der im Vietnam-Krieg spielt und dessen
Dreharbeiten am 5. März beginnen sollen, zieht bereits ebenfalls
die Kritik von Vietnam-Veteranen auf sich.
Doch die Produzenten von "K-19: The Widowmaker" sind sich keiner
Schuld bewußt. Tim Kelly, der Vorsitzende von National Geographic
Television, die den Streifen mitproduzieren, meint: "K-19 ist die
fesselnde Geschichte intensiven Dramas und mächtiger, auf Tatsachen
beruhender Herausforderungen. Wir werden alle der National
Geographic Society zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um
sicher zu stellen, daß K-19 authentisch und akkurat wird."
Die Dreharbeiten werden ab dem 12. März im kanadischen Toronto und
ab April in Halifax, Nova Scotia fortgesetzt. Insgesamt sind 55
Drehtage angesetzt. Neben Ford, der den Kapitän des Boots spielt,
ist Liam Neeson ("Ein Herz und eine Kanone") mit an Bord.