Nicht der gefeierte "Traffic" oder der Publikumsliebling
"Italienisch für Anfänger" gewannen auf der 51. Berlinale, sondern
das umstrittene Drama "Intimacy"
Daß auf Festivals oft die umstrittenen Filme das Rennen machen, hat
sich heute auch wieder beim Finale der 51. Internationalen
Filmfestspiele von Berlin bestätigt. Denn nicht das von den
Kritikern hochgelobte amerikanische Drama "Traffic" oder die beim
Publikum beliebte dänische Komödie "Italienisch für Anfänger"
erhalten den Goldenen Bären, sondern überraschend das umstrittene
französische Drama "Intimacy", das wegen seiner drastischen
Sexszenen das Publikum schockiert und die Kritiker verärgert hat.
Einige hatten den Film sogar als "pornographisch" bezeichnet. Der
scheidende Festivalvorsitzende Moritz de Hadeln verteidigte die
zumindest mutige Entscheidung der neunköpfigen Jury: "Pornographie?
Wo leben wir denn? Die Berlinale ist nicht der Vatikan."
In "Intimacy" treffen sich jede Woche eine Frau und ein Mann, um in
einer verwahrlosten Londoner Wohnung Sex ohne Worte zu haben. Beide
sehnen sich nach Intimität und Nähe, haben aber Angst, aus den
gewohnten Lebensbahnen auszubrechen. Nach sechs Jahren gewinnt mit
dem in englischer Sprache produzierten Streifen erstmals wieder ein
europäischer Film den "Goldenen Bären". Die neuseeländische
Hauptdarstellerin Kerry Fox erhält zudem für ihre Leistung einen
Silbernen Bären als Beste Hauptdarstellerin, und der Film selbst
bekommt zusätzlich noch den "Blauen Engel" als "Bester europäischer
Film" zuerkannt.
Insgesamt 23 Produktionen hatten im offiziellen Wettbewerb um den
Goldenen Bären gewetteifert. Weitere Silberne Bären, mit denen
herausragende Einzelleistungen prämiert werden, sind dem
taiwanesischen Regisseur Lee Cheng-sheng für sein Drama "Ai Ni Ai
Wo", Benicio Del Toro für seine Leistung in "Traffic" und der
dänischen Regisseurin Lone Scherfig für "Italienisch für Anfänger"
zuerkannt worden. Der Alfred Bauer-Preis für das "Beste Debut" geht
an den argentinischen Streifen "La Cienaga" (Der Morast) von
Lucrecia Martel. Der einzige deutsche Beitrag "My Sweet Home", ist
dagegen leer ausgegangen.
Insgesamt hinterließ die Berlinale nach dem mißglückten Auftakt mit
dem Eröffnungsfilm "Enemy at the Gates" einen guten Eindruck: Der
Wettbewerb war spannend und unterhaltsam, auch wenn einige Filme
wie "Hannibal", "Finding Forrester" und "Chocolat" wohl nur deshalb
eingeladen worden waren, um wenigstens einige Stars wie Anthony
Hopkins, Sean Connery und Juliette Binoche zum Potsdamer Platz zu
lotsen. Rund 400 000 Besucher fanden sich zu den Vorstellungen in
den verschiedenen Wettbewerben ein.
Am Abend wird Moritz de Hadeln die Preise überreichen. Das Festival
endet dann mit einer Vorführung von Stanley Kubricks "2001" aus dem
Jahr 1968.