Superstar Pierce Brosnan sagte kurzfristig ab, Gerhard Schröder
blieb im Bett, und der Auftaktfilm "Enemy at the Gates" riß
niemanden von den Polstern
Gestern Abend sind in Berlin die 51. Internationalen Filmfestspiele
in Berlin eröffnet worden. Statt des an Grippe erkrankten
Bundeskanzlers Gerhard Schröder hielt dessen neuer
Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin die
Eröffnungsansprache.
Im Berlinale-Magazin war allerdings ein Grußwort des Kanzlers zu
lesen, in dem dieser dem nach 22 Jahren aus dem Amt scheidenden
Festivalleiter Moritz de Hadeln für seine Arbeit dankte. Er habe
die Festspiele durch die sich "dramatisch ändernden Zeiten"
gesteuert. In ihren Ansprachen schlossen sich Nida-Rümelin und
Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen dem Lob für de
Hadeln an: "Wenn wir ihn mit dieser Berlinale verabschieden, dann
mit großer Dankbarkeit im Herzen und schönen Erinnerungen in der
Seele", meinte Diepgen. Nida-Rümelin bescheinigte dem
Berlinale-Chef, den "Tanker Berlinale 22 Jahre lang durch eine
bewegte See gesteuert zu haben. Wir schulden Moritz de Hadeln
großen Dank".
Schröders Absage blieb indes nicht die einzige. Pierce Brosnan,
dessen Thriller "The Tailor of Panama" auf der Berlinale im
Wettbewerbsprogramm gezeigt wird, sagte gestern ebenfalls
kurzfristig ab, weil die Geburt seines Kindes unmittelbar
bevorstünde. Gekommen waren aber Iris Berben, Senta Berger, Bernd
Eichinger, Armin Mueller-Stahl, Michael Verhoven, Jürgen Prochnow
und Horst Buchholz.
Zu dem Eindruck eines eher durchwachsenen Auftakts trug
hauptsächlich der Eröffnungsfilm "Enemy at the Gates" von
Jean-Jacques Annaud bei, der niemanden von den Polstern riß und
lediglich Höflichkeitsapplaus und sogar einige Buh-Rufe erntete.
Mit rund 180 Millionen Mark ist der Abenteuerfilm um das Duell
zweier Scharfschützen während der Schlacht um Stalingrad die bisher
teuerste europäische Produktion. Sie wurde fast ausschließlich in
den Babelsberger Filmstudios hergestellt. Nach der Weltpremiere des
Streifens zeigten sich zahlreiche Gäste verärgert über "zu viel
Heldenepos und eine Aneinanderreihung von Klischees".
Die bis zum 18. Februar dauernde Berlinale geht mit 23 Spielfilmen
in den Wettbewerb und wird einige hochkarätige Werke außer
Konkurrenz zeigen, darunter die mit Spannung erwartete "Das
Schweigen der Lämmer"-Fortsetzung "Hannibal". Etwa 400 000 Besucher
erwartet man zu den Veranstaltungen. Heute wird Steven Soderberghs
hochgelobtes, als "Oscar"-Favorit gehandeltes Drama "Traffic" im
Wettbewerb seine Deutschland-Premiere feiern.