Gestern Abend haben sich in Los Angeles bei der 58. Vergabe der
Golden Globes die großen Namen durchgesetzt: Julia Roberts, Tom
Hanks und George Clooney sahnten neben "Gladiator" ab
Gestern Abend sind im Beverly Hills Hotel zum 58. Mal die Golden
Globes vergeben worden, die wichtigste Auszeichnung neben und vor
den "Oscars". Nimmt man die gestrigen Ergebnisse als Maßstab, dann
kann man damit rechnen, daß sich bei den Academy Awards am 25. März
die großen Namen durchsetzen.
Denn neben der Tatsache, daß Julia Roberts für "Erin Brockovich"
und Tom Hanks für "Verschollen" den Golden Globe als "Beste
Hauptdarsteller in einem Drama" erhielten, ist besonders der Sieg
von "Gladiator" ein klares Verbeugen vor dem Publikumsgeschmack.
Nicht das hoch gelobte, aber düstere Drogendrama "Traffic" und sein
Regisseur Steven Soderbergh, die bisher so ziemlich jeden Preis und
jede Bestenliste dominiert haben, gingen als Erste ins Ziel,
sondern der Mega-Kassenschlager. Bei den "Oscars" sollte dies nach
Lage der Dinge nicht anders aussehen, denn die Academy hat noch
jedes Mal ein "Miss Daisy und ihr Chauffeur" einem "Mein linker
Fuß" vorgezogen.
Allerdings dominierte kein Streifen bei den Golden Globe Awards, so
daß von einer Vorentscheidung noch nicht gesprochen werden kann -
das "Oscar"-Rennen bleibt weiter relativ offen. Die 90 Vertreter
der in der Hollywood Foreign Press Association organisierten
Hollywood-Auslandspresse, welche die Wahl vorgenommen hatten,
erkannten "Gladiator", "Traffic", "Almost Famous" und "Crouching
Tiger, Hidden Dragon" jeweils zwei Auszeichnungen zu. Letzterer
wurde als "Bester fremdsprachiger Film" und dessen Regisseur Ang
Lee als "Bester Regisseur" geehrt.
Auf der Komödienseite setzte sich erwartungsgemäß "Almost Famous"
durch - allerdings haben Komödien es traditionell bei den "Oscars"
schwer - der Sieg der Tragikomödie "American Beauty" letztes Jahr
war eher die Ausnahme. Zu "Besten Hauptdarstellern in einer
Komödie" wurden Renee Zellwegger für "Nurse Betty" und George
Clooney für "O Brother, Where Art Thou?" erklärt.
Clooney setzte sich etwas überraschend gegen starke Konkurrenz
durch und witzelte bei seiner Dankesrede darüber: "Ich finde, wenn
man sich die Namensliste in dieser Kategorie anschaut, dann war zu
erwarten, daß ich gewinne. Jim Carrey, John Cusack, Robert de Niro
und Mel Gibson - was haben die überhaupt gemacht?"
Renee Zellweger verpaßte ihren Sieg beinahe. Als Präsentator Hugh
Grant ihren Namen nannte, war sie gerade auf der Toilette - ähnlich
erging es 1998 Christine Lahti. Als Renee schließlich weinend, dann
jubelnd auf das Podium stieg, meinte sie: "Ein Moment, den ich nie
vergessen werde. Ein Moment, den ich fast nicht mitbekommen
hätte."
In der Kategorie der Nebendarsteller, die nicht zwischen Komödie
und Drama unterscheidet, wurden Kate Hudson für "Almost Famous" und
Benicio Del Toro für "Traffic" ausgezeichnet. Del Toro scherzte:
"Ich gratuliere all den anderen Nominierten. Ich finde ihre Arbeit
klasse. Wenn sie eine Neuauszählung wollen, können sie mit meinem
Anwalt reden."
Ein bedeutendes Zeichen war die Ehrung für den erneut vom Gefängnis
bedrohten Robert Downey Jr, der gleich für seine erste Rolle nach
seiner Haftentlassung im August einen Globe als "Bester
Nebendarsteller in einer Fernsehserie" erhielt. Downey Jr spielt
Calista Flockharts Freund in "Ally McBeal". "Ich möchte
Drehbuchautor David Kelley danken, daß er eine so großartige Figur
erschaffen hat. Er hat gesagt, daß es ihm wie ein neues Spielzeug
vorkam, das er für mich schrieb, und ich werde mein Bestes tun,
nicht in die Fabrik zurückgeschickt zu werden." George Clooney
gratulierte er zu dessen Darstellung eines Strafgefangenen in "O
Brother, Where Art Thou?" - "obwohl er mich nicht als technischen
Berater hatte."
Hier die Liste der Gewinner:
Bestes Drama: "Gladiator"
Beste Komödie: "Almost Famous"
Bester Regisseur: Ang Lee für "Crouching Tiger, Hidden
Dragon"
Bestes Drehbuch: Stephen Gaghan für "Traffic"
Beste Hauptdarstellerin in einem Drama: Julia Roberts für "Erin
Brockovich"
Beste Hauptdarstellerin in einer Komödie: Renee Zellwegger für
"Nurse Betty"
Bester Hauptdarsteller in einem Drama: Tom Hanks für
"Verschollen"
Bester Hauptdarsteller in einer Komödie: George Clooney für "O
Brother, Where Art Thou?"
Beste Nebendarstellerin: Kate Hudson für "Almost Famous"
Bester Nebendarsteller: Benicio Del Toro für "Traffic"
Beste Musik: Hans Zimmer und Lisa Gerrard für "Gladiator"
Bester Song: Bob Dylan für "Times Have Changed" aus "Wonder
Boys"
Bester fremdsprachiger Film: "Crouching Tiger, Hidden Dragon"
Cecil B DeMille Award: Al Pacino