Im Nachhinein war Jason Robards' letzte Leinwandrolle wie ein Fingerzeig: In "Magnolia" war er in diesem Jahr als sterbenskranker Krebspatient zu sehen. Gestern Nachmittag ist der Mime im Alter von 78 Jahren in einem Krankenhaus in Bridgeport, Connecticut einem Krebsleiden erlegen.
Jason Robards wurde am 22. Juli 1922 als Sohn des Schauspielers Jason Robards in Chicago geboren. Wegen der Namensgleichheit führte der Sohn bis Mitte der Sechziger das "Junior" als Zusatz zu seinem Namen. Obwohl der Vater ein bereits bekannter Darsteller war, hatte der junge Jason zunächst keine Ambitionen in diese Richtung. Auf der Hollywood High School in Los Angeles war er mehr an Sport interessiert. Er spielte Football, Baseball und Basketball und wollte auch beruflich die Athletenlaufbahn einschlagen. Nach seinem Schulabschluß 1939 diente er sieben Jahre in der Marine, und war 1941 Zeuge des japanischen Angriffs auf Pearl Harbour.
Schon während des Militärdienstes beschloß er, sich doch als Schauspieler zu versuchen. Nach dem Krieg ging er nach New York, um dort als Darsteller zu arbeiten. Er studierte ab 1946 an der American Academy of Dramatic Arts und schlug sich neben kleinen Auftritten im Theater und Fernsehen mit Arbeiten als Taxifahrer und Lehrer durch. 1953 erhielt er seine erste Hauptrolle im Theater in dem Stück "American Gothic". Seinen Durchbruch auf der Bühne schaffte er 1956 mit der Rolle in "The Iceman Cometh". Ein Jahr darauf erhielt er den New York Drama Critics Award für seine Leistung in "Long Day's Journey into Night" - seine Rolle sollte er in der Leinwandadaption von 1962 noch mal wiederholen. Für "The Disenchanted" bekam er den Tony Award. 1959 spielte er mit dem Drama "The Journey" erstmals in einem Kinofilm mit und mimte einen ungarischen Freiheitskämpfer. Das Theater zog er dem Film vor: "Wenn man auf der Bühne steht, kann einen niemand rausschneiden. Man ist auf sich allein gestellt, und es gibt immer dieses Prickeln durch das Publikum", erklärte er 1958 in einem Interview. Höhepunkte seiner Schauspielerkarriere auf der Leinwand, die mehr als 50 Filme umfaßt, waren seine Rollen in dem Politthriller "Die Unbestechlichen" 1976 und in dem Drama "Julia" 1977, für die er in zwei aufeinander folgenden Jahren mit dem "Oscar" als "Bester Nebendarsteller" ausgezeichnet wurde. 1981 wurde er noch mal für seine Nebenrolle in dem Drama "Melvin und Howard" nominiert. Andere bekannte Auftritte hatte er in "Spiel mir das Lied vom Tod" von 1969, "Eine Wahnsinnsfamilie" von 1989, "Philadelphia" von 1993 und "Tausend Morgen" von 1997. Dem deutschen Publikum wurde er auch mit dem Fernsehfilm "The Day After" aus dem Jahr 1983 bekannt.
Privat war Jasons Leben turbulent. Er war vier Mal verheiratet: 1948 bis 1958 mit der Schauspielerin Eleanor Pitman, mit der er drei Kinder hatte, darunter den Schauspieler Jason Robards III ("They Live"), und von 1959 bis 1961 mit Rachel Taylor. Aus seiner dritten Ehe mit der Schauspielerin Lauren Bacall von 1961 bis 1969 ging ebenfalls ein später schauspielernder Sohn hervor: Sam ("American Beauty"). Mit seiner ab 1970 vierten Frau Lois O'Connor, auch eine Aktrice, zeugte er zwei Kinder. 1972 mußte nach einem schweren Autounfall sein Gesicht chirurgisch wiederhergestellt werden. Zeit seines Lebens mußte er mit Depressionen kämpfen und war, bis er 1974 dem Alkohol entsagte, ein starker Trinker.
Obwohl er einem Massenpublikum nur durch das Kino bekannt werden konnte, hielt Robards dem Theater immer die Treue. Noch vor drei Jahren sagte er in einem Interview: "Das Theater hat mich am Leben erhalten und mir ermöglicht, an meinem Handwerk zu arbeiten."