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Eine Woche in der Hölle

Indonesische Zensoren ließen Muskeln spielen

Erstmals ist in Indonesien das Drama "Ein Jahr in der Hölle" von 1982 gezeigt worden - bis zuletzt war nicht klar, ob es die Zensur passieren würde

Gestern Abend ist auf dem zweiten Internationalen Filmfestival von Jakarta erstmals der Peter Weir-Film "Ein Jahr in der Hölle" auf indonesischem Boden gezeigt worden. Der 1982 gedrehte Film konnte bisher nicht in diesem Land aufgeführt werden, da er sich kritisch mit dem Putsch der Militärs um Suharto gegen den ersten indonesischen Präsidenten und Diktatoren Sukarno im Herbst 1965 auseinandersetzt. Erst der Rücktritt Suhartos im Mai 1998 hat es möglich gemacht, daß nun auch kritische Beiträge wie der Weir-Film gezeigt werden können.

Regisseur Weir ("The Truman Show") hatte seinerzeit die Dreharbeiten noch nicht begonnen, da protestierte die Suharto-Regierung auch schon gegen die Pläne, den Roman des Australiers Christopher Koch zu verfilmen. Unter diesen Umständen war an einen Dreh in Indonesien nicht zu denken, so daß Peter in seine Heimat und auf die Philippinen auswich. Die Hauptrollen spielten Mel Gibson ("Der Patriot"), Sigourney Weaver ("Galaxy Quest") und Linda Hunt ("American Shrimps"), die für ihre Darstellung eines männlichen Journalisten den "Oscar" erhielt.

Die Zensoren ließen auch jetzt noch ihre Muskeln spielen. Zwar war am Dienstag die Filmrolle an die Festivalorganisatoren nach der Begutachtung zurückgeschickt worden, aber ohne einen Brief mit der Erlaubnis zur Aufführung. Dieser traf erst gestern Nachmittag, Stunden vor der geplanten Aufführung ein. Shanty Harmayn, die Vorsitzende der Filmfestspiele, meinte dazu: "Es war eine Woche auf des Messers Schneide. Zeitweilig glaubte ich, sie würden nein sagen, weil es solch einen Wirbel gegeben hatte." Die Organisatorin stellte noch mal klar: "Wir haben keine politische Tagesordnung. Dies ist bloß ein Filmfestival. Wir wollten den Film zeigen, weil es nicht viele Filme gibt, die in Indonesien gemacht worden sind oder von Indonesien handeln."

Die Zensoren hatten zwar verlangt, daß kommunistische Banner und eine blanke Brust im Film unkenntlich gemacht werden sollten, aber die Aufführung in der Festivalreihe "Indonesien durch ausländische Linsen" ging auch so störungsfrei über die Bühne. In dem 900 Plätze-Kino standen die Menschen an der Rückwand, saßen in den Gängen und vor der ersten Reihe bis zur Leinwand.


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