Eigentlich war es schön, "The Waterboy" bereits verdrängt zu
haben, da bringt eine Klage die Erinnerung zurück
Jetzt ist es offiziell: Selbst die schlechtesten Filme reichen
immerhin noch zu einer Klage. Das Disney-Studio ist nun Montag
vergangener Woche wegen der Adam Sandler-Komödie "The Waterboy" von
1998 an einem Bezirksgericht in Los Angeles verklagt worden. Der
Kläger ist bizarrerweise die Enkelin des Komikers Harold Lloyd, die
wegen Verletzung des Urheberrechtes klagt. Miss Suzanne Lloyd Hayes
will in Vertretung der Harold Lloyd-Stiftung mindestens 50
Millionen Dollar von Disney, deren "The Waterboy" mit 161 Millionen
Dollar allein in den Vereinigten Staaten ein Riesenerfolg gewesen
ist. Die Kosten für die Produktion hatten sich auf lediglich 23
Millionen Dollar belaufen.
Die Lloyd-Nachfahrin beruft sich darauf, daß für "The Waterboy"
kein Originaldrehbuch - unter anderem von Sandler selbst -
geschrieben wurde, sondern die Harold Lloyd-Komödie "The Freshman"
von 1925 abgekupfert worden sei. In der Klage werden 56 Elemente
aufgelistet, die in beiden Produktionen identisch oder ähnlich
seien, unter anderem: Beide Hauptfiguren seien Wasserträger; beide
Filme spielten in einem College und drehten sich um Football; beide
Wasserträger seien sozial ausgegrenzte, vermeintliche "Trottel",
die das Opfer von Streichen der Spieler würden; in beiden Filmen
hielten die Hauptfiguren den Wunsch vor den Eltern geheim, daß sie
Footballspieler werden wollten; in beiden Filmen würden die Eltern
als betrügerisch gezeichnet; in beiden Filmen verliebe sich der
Held in ein armes Mädchen; in beiden Filmen werde der Außenseiter
am Ende zum Helden; beide Filme würden mit dem großen Footballspiel
als Finale enden; in beiden Fassungen werde der Held während des
Spiels bewußtlos geschlagen und sehe beim Erwachen die Gesichter
der fiesesten Studenten, so daß er voller Haß einen Touchdown
erziele und damit das Spiel entscheide. Selbst der Titel des
Sandler-Filmes sei ähnlich: "Das ist, als ob man bei Disney
diskutiert habe: Wir können den Film nicht The Freshman nennen. Was
ist er noch in dem Film? Ach ja, er ist der Waterboy. So nennen wir
den Film." Als "The Waterboy" herausgekommen sei, hätten
"angesehene amerikanische Publikationen sofort erkannt und
geschrieben, daß der Film der Beklagten eine 90prozentige Kopie von
The Freshman ist."
Der Anwalt der Erben erläuterte: "Weil Harold Lloyd und Walt Disney
sehr gute Freunde gewesen sind, waren Mr Lloyds Enkel sehr zögernd
mit einer Klage. Aber als sich Disney wieder einmal verweigerten,
zu einem Vergleich zu kommen, hatten sie wirklich keine Wahl
mehr."
Die Walt Disney Company hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht
geäußert.