Der Riesenerfolg seines "Billy Elliot" hat Stephen Daldry nun
auch für Hollywood interessant werden lassen
Eigentlich ist der Brite Stephen Daldry ein Theaterregisseur. Er
wurde bekannt mit einer Aufführung des britischen Krimi-Klassikers
"An Inspector Calls", das in London nun schon seit einem Jahrzehnt
gespielt wird und sogar erfolgreich zum Broadway transferiert
worden ist. Inzwischen ist er auch der Künstlerische Leiter des
Royal Court Theatre.
All das wäre vermutlich nur Theaterfreunden bekannt, aber ein
einziger Film hat Daldry mit einem Schlag auch für Hollywood
interessant werden lassen. Sein Debut "Billy Elliot" über einen
Arbeiterjungen, der zum Ballett will, war bereits im Mai bei den
Filmfestspielen in Cannes von Kritikern und Publikum gefeiert
worden - und so manches Taschentuch wurde vollgeschneuzt. Das
Entscheidende - und für Hollywood einzig Maßgebliche - ist aber,
daß "Billy Elliot" auch im regulären Kinoeinsatz ein Riesenerfolg
ist. Der vier Millionen Pfund teure Streifen hat in fünf Wochen
schon elf Millionen Pfund eingespielt und ist damit einer der
erfolgreichsten Filme dieses Jahres in Großbritannien.
Nun ist Paramount Pictures an den Filmemacher herangetreten, um mit
ihm über die Inszenierung des Films "The Hours" zu verhandeln,
einer Adaption des Romans von Michael Cunningham, der dafür den
Pulitzer-Preis erhielt. In diesem Buch geht es um drei Frauen im
Verlauf des 20. Jahrhunderts. Die erste ist die Schriftstellerin
Virginia Woolf, die 1923 ihren Roman "Mrs Dalloway" schreibt, als
sie sich von einer Depression erholt. Die zweite ist eine
schwangere Frau in Los Angeles, die 1949 "Mrs Dalloway" liest,
während sie in den Vorbereitungen zu einer Geburtstagsparty für
ihren Mann steckt. Die dritte ist eine junge Frau im New York der
Neunziger, die eine Abschiedsfete für ihren AIDS-kranken Ex-Freund
plant, der sie immer "Mrs Dalloway" genannt hat.
Produzent Scott Rudin ("Shaft") wird die Adaption von David Hare
("Verhängnis") produzieren und hat mit Nicole Kidman ("Eyes Wide
Shut"), Meryl Streep ("Music of the Heart") und Julianne Moore
("Magnolia"), die für die eigentlich vorgesehene Gwyneth Paltrow
("Der talentierte Mr Ripley") einspringt, eine ansehnliche
Besetzung versammelt.
Derweil hat "Billy Elliot" die British Independent Film Awards am
Mittwoch vor zwei Wochen dominiert. Daldrys Werk wurde als "Bester
Film" gekürt, der Regisseur selbst sowie sein 14jähriger
Hauptdarsteller Jamie Bell gewannen ebenso. Zudem gab es noch eine
Auszeichnung für das "Beste Drehbuch". Stephen sagte in seiner
Dankesrede im Café Royal: "Es ist immer noch eine wirkliche Freude,
daß den Menschen der Film gefällt - das ist eine völlige
Überraschung."
Gillian Anderson ("Akte X") wurde als "Beste Schauspielerin" für
ihre Rolle in dem Kostümdrama "The House of Mirth" geehrt, während
Daniel Craig ("Ich träumte von Afrika") als "Bester
Hauptdarsteller" für die Darstellung eines unter Schizophrenie
leidenden Mannes in "Some Voices" gewann.
Wer sich selbst ein Bild machen will: "Billy Elliot" startet am 30.
November in Deutschland.