Mit "Beautiful" gibt Sally Field ihr Regiedebut und verrät eine
ungewöhnliche Leidenschaft für fiese Frauenrollen
Sally Field hat zwar schon zwei Mal Regie geführt - 1996 bei dem
von ihr mitverfaßten "The Christmas Tree" und dann bei einer
Episode von Tom Hanks´ Serie "From the Earth to the Moon" - doch
das waren Fernsehfilme. Mit der heute in den USA startenden Komödie
"Beautiful", die bereits auf dem Filmfestival von Toronto
vorgestellt wurde, legt sie nun ihr Spielfilmdebut vor. Miss Field
sah die Inszenierungen im Fernsehen als Probeläufe für ihren
Wunsch, auch mal einen Streifen für das Kino zu leiten: "Ich wollte
es langsam, sehr allmählich angehen. Ich wollte erst mal
rausfinden, ob ich es wirklich das war, was ich wollte und ob ich
es könnte. Ich merkte, daß ich es sehr gerne wollte und mich auch
dabei verbessern wollte."
"Beautiful" zeigt Minnie Driver als besessene, opportunistische,
manchmal böswillige Bewerberin eines Schönheitswettbewerbs, die so
unbedingt gewinnen will, daß sie auch nicht davor zurückschreckt,
ein Geheimnis zu vertuschen, das dafür sorgen könnte, sie vom
Wettbewerb auszuschließen. Für einen Hollywood-Film hat "Beautiful"
eine ungewohnte Qualität: Eine völlig unsympathische
Hauptdarstellerin. Für Sally war dies genau der Grund, dieses
Drehbuch zur Verfilmung auszuwählen:
"Ich mag es, einen weiblichen Charakter zu sehen, der nicht auf der
Leinwand erscheint und von Beginn an das Publikum bittet, sie zu
mögen. Ich kann es wirklich nicht haben, wenn ich mit netten
Menschen bombardiert werde. Ich möchte eine Frau sehen, die nicht
akzeptabel und politisch inkorrekt ist. Die Hauptrolle in meinem
Film ist mutig komisch auf eine Art, wie Frauen es nicht sehr oft
sei können, und sehr fehlerbehaftet und kompliziert und wandelt auf
einem schmalen Grat zwischen liebenswert und nicht
liebenswert."
Miss Field hat jetzt erst recht Gefallen am Inszenieren gefunden
und sucht nach weiteren Projekten, will aber die Schauspielerei
nicht aufgeben:
"Im Moment beschäftigt mich mit Sicherheit die Regie mehr. Es ist
für mich gerade eine schwierigere Aufgabe. Aber ich liebe die
Schauspielerei. Sie ist meine erste Liebe gewesen. Ich wünschte,
das Inszenieren würde die Oberhand gewinnen und ich würde es mehr
lieben, aber ich bin als Regisseurin nicht so gut wie als
Schauspielerin. Ich wäre es gerne eines Tages."
Vielleicht setzt dieser Prozeß automatisch ein, denn wie für viele
andere Akteurinnen jenseits der 40 wird es auch für die 53jährige
zusehends schwierig, passende Parts zu finden:
"Es gibt eine Gruppe von uns, die hier und da immer noch arbeitet.
Wir verschieben die Grenzen so wie noch nie zuvor. Aber es ist
immer eine Tatsache gewesen: Selbst in den dreißiger Jahren machten
Frauen wie Rosalind Russell 25 Filme im Jahr, doch ihre Karrieren
endeten, wenn sie die 40 überschritten hatten. Katherine Hepburn
kam Gott sei Dank ab und zu wieder und spielte eine wunderbare
Rolle, aber ihre Karriere änderte sich."
Regie zu führen ist für die Mimin auch ein Mittel, die Lage für
ältere Darstellerinnen zu ändern:
"Wir setzen uns heut zu Tage damit auseinander. Ich bin eine Frau
aus der Baby Boomer-Generation, und wir verändern Dinge. Nicht
schnell genug, aber je mehr Frauen beginnen, zu schreiben und zu
inszenieren, je mehr Geschichten wird es über Frauen in ihren
verschiedenen Lebensabschnitten geben, glaube ich. Schlußendlich
glaube ich, daß - statt die Faust zu erheben und damit zu drohen -
das Einzige, was Etwas ändern kann, das Individuum ist, nicht
unbedingt ich, aber andere Menschen wie ich. Die anderen Frauen wie
ich, die Geschichten zu erzählen haben. Wenn man nicht genügend
Geschichten über einen selbst sieht, muß man aufstehen und seine
eigene erzählen."
Als nächstes wird Sally Field im kommenden Jahr in der Komödie "Say
It Isn´t So" der Farrelly Brothers auf den amerikanischen
Leinwänden auftauchen. Die Mimin spielt die Mutter von Heather
Graham, die sich in einen Mann verliebt, von dem sie glaubt, er
könne ihr Bruder sein. "Das ist eine andere Mutterfigur", berichtet
Miss Field. "Sie ist nicht, um es mal so auszudrücken, Mama Gump.
Sie ist ziemlich verrückt. Ich kann nicht mal sagen, wovon der Film
handelt. Es sind die Farrelly Brothers, so ist das völlig offen. Es
ist eine Art Komödie, wie ich sie noch nie zuvor gemacht habe. Ich
war daran interessiert, mal was völlig Neues zu tun."