"Geboren am 4. Juli", Kabel1, 23:45 Uhr
Ein junger Soldat (Tom Cruise) wird im Vietnam-Krieg verletzt. Als Querschnittsgelähmter beginnt er am Krieg und seinem Einsatz zu zweifeln und fühlt sich von seinem Land verraten, für das er gekämpft hat.
1968 wurde Ron Kovic bei seinem Einsatz in Vietnam angeschossen und war von da an querschnittsgelähmt. Zurück in den USA entwickelte er sich zu einem der bekanntesten Kriegsgegner, der 1970 seine erste Rede hielt und zwölfmal verhaftet werden sollte. 1976 redete er auf dem Präsidentschaftsnominierungskongress der Demokraten - ein Auftritt, den auch Al Pacino verfolgte. Der Mime las zudem Kovic' im selben Jahr erschienene Autobiographie "Born on the Forth of July", die zum Bestseller wurde. Pacino kontaktierte Ron und erwarb für 150 000 Dollar die Verfilmungsrechte. Paramount Pictures wollten den Streifen produzieren, doch eine Drehbuchfassung stellte Pacino und das Studio nicht zufrieden, so dass die Produktion nicht zustande kam.
Oliver Stone, wie Kovic ein Vietnam-Kriegsveteran, erwarb nun die Rechte und arbeitete mit ihm an einem Drehbuch, doch erst Oliver's Triumph mit dem ebenfalls vom Vietnam-Krieg handelnden "Platoon" 1986 brachte den Regisseur und Drehbuchautor in die Lage, das Projekt voranzutreiben. Universal Pictures stellten ihm ein Budget von 14 Millionen Dollar zur Verfügung, verlangten aber, dass ein Star besetzt wurde. Tom Cruise war wegen seines Bubi-Images nicht unumstritten, aber Oliver gefiel gerade die Idee, Amerikas Sonnenschein auf die Schattenseite zu bringen.
Gedreht wurde auf den Philippinen, die für Vietnam einstanden, sowie in den US-Bundesstaaten California und Texas. Nachdem Universal Pictures verlangt hatten, dass Stone die Schlussszene auf dem Demokratischen Parteitag noch einmal mit zehnmal so vielen Komparsen drehte als zuerst, weil ihnen die Wirkung zu mickrig erschien, lag das Budget schlussendlich bei 17 Millionen Dollar und damit 3 Millionen über dem veranschlagten. Der Regisseur und sein Hauptdarsteller verzichteten daraufhin auf ihre Gagen und ließen sich statt dessen am Gewinn beteiligen.
Eine gute Entscheidung, denn mit einem weltweiten Umsatz von 161 Millionen Dollar wurde das US-Drama 1989 ein großer Erfolg und erhielt auch gute Kritiken. Stone ging das zum Nachdenken anregende Thema mit ehrgeizigem Elan an, und Cruise gab eine unvergessliche Darstellung, die ihm nicht alle zugetraut hatten.
"Born on the Forth of July" erhielt zwei Oscars für Regisseur Oliver Stone und die Cutter David Brenner und Joe Hutshing; nominiert waren noch der Film, das Drehbuch, Hauptdarsteller Tom Cruise, Kameramann Robert Richardson, Komponist John Williams und die Tontechniker. Bei den Golden Globes gewannen der Film, Regisseur Stone, sein Drehbuch und Hauptdarsteller Cruise; nominiert war Komponist Williams. Für den Britischen Filmpreis nominiert waren das Drehbuch und Hauptdarsteller Cruise.
Ein Zuschauer befindet: "Als dieser Film rauskam, schenkte ich ihn mir, weil ich bereits 'Coming Home' gesehen hatte und nicht schon wieder das Thema eines Querschnittsgelähmten, der keinen Sex haben kann und frustriert ist, sehen wollte. Ich wollte auch den blutigen Schrecken nicht wiedersehen, von dem ich dachte, dass Oliver Stone ihn servieren würde. Und nicht zuletzt glaubte ich nicht, dass Tom Cruise als Ron Kovic funktionieren würde. Nun, meine Annahmen waren falsch. Alle, die wie ich Tom Cruise für einen weiteren Schönling hielten, belehrt dieser Streifen eines besseren. Er ist nichts weniger als brillant in einer Rolle, die extrem herausfordernd ist - physisch, mental, künstlerisch und emotional. Zweitens ist Stone's Darstellung des Sexlebens der Vietnam-Veteranen absolut ohne Gefühlsduseligkeit oder Silberstreif gezeichnet. Hier kommt keine Jane Fonda als Engel der Liebe. Und drittens ist die Darstellung Amerikas - und davon handelt das Werk in Wahrheit - so unauslöschlich wie schwarze Tinte auf einem Blatt Papier. Stone zeigt uns alles von stolzen Mamis und patriotischen Predigten über die schändliche Vernachlässigung unserer Veteranen in den Krankenhäusern bis zu den blutigen Zusammenstößen zwischen Kriegsgegnern und der Polizei vor Parteitagen, auf denen feiernde Teilnehmer Flaggen schwenken und verlogene Slogans skandieren. Ich habe fast alle Stone-Streifen gesehen, und hinsichtlich der Detailtreue und ununterbrochenen Fokussierung ist dies sein bester. Es gibt tausend Details, die der Regisseur genau richtig hinbekommt. Kein anderer Vietnam-Film verfolgt mich wie dieser. Am Ende ist dies eine Geschichte vom Triumph des menschlichen Willens und darüber, wie ein Mann Erlösung unter erbärmlichsten Umständen finden kann."
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