"Leben im Fuchun-Gebirge", Arte, 00:20 Uhr
Die Matriarchin einer chinesischen Familie erleidet einen Herzinfarkt und ist zunehmend dement. Ihre vier Söhne ringen allerdings mit je eigenen Problemen und haben kein Interesse, sich um die Mutter zu kümmern.
2016 besuchte Regisseur und Drehbuchautor Guo Xiaogang seine Heimatstadt Fuyang, die inzwischen in Hangzhou, das chinesische Silicon Valley, eingemeindet worden war. "In meinen Erinnerungen war Fuyang immer ein ruhiger und nicht sehr inspirierender kleiner Ort. Doch je länger ich blieb, desto mehr war ich von den konstanten Veränderungen überrascht, die dort passierten", erklärt der Filmemacher.
Für Xiogang die Inspiration zu einem kontemplativen und melancholischen chinesischen Drama, das die gesellschaftlichen Veränderungen auf der Mikrokosmos-Ebene einer Familie und so den gleichzeitigen inneren wie äußeren Wandel Chinas spürbar werden lässt. Ein visuelles Motiv ist dabei der Fluss Qiantang, den die Kameramänner Ninghui Yu und Xu Deng beeindruckend zusammen mit der Landschaft in den verschiedenen Jahreszeiten in einem Drehzeitraum von zwei Jahren einfingen. Ohne große Dramatisierung greift "Chunjiang shuinuan" - so der Originaltitel - dabei wie im Vorbeigehen zahlreiche soziale Probleme auf.
"Chunjiang shuinuan", der durchweg gute Kritiken erhielt, machte 2019 die Runde über die Filmfestivals der Welt und gewann zahlreiche Preise, darunter das Hamburger Filmfestival. Die Kameramänner Ninghui Yu und Xu Deng waren für den Asiatisch-Pazifischen Filmpreis nominiert.
Arte strahlt den Film heute Abend als Premiere aus.
Kritikerin Wendy Ide schrieb in "Screen International": "Ein herausfordernd undramatischer Film, aber wie der träge Fluss, der durch die Stadt fließt, belohnt diese betuliche Herangehensweise den Zuschauer mit unerwarteten Reichtümern."
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