"Real Steel", RTL2, 20:15 Uhr
In der nahen Zukunft ist Roboterboxen ein Top-Sport. Ein heruntergekommener Promoter (Hugh Jackman) glaubt, in einem ausrangierten Roboter seinen zukünftigen Champion gefunden zu haben.
Dieser US-Science Fiction-Film lag als Entwurf bereits mehrere Jahre auf den Schreibtischen von Paramount Pictures. Als DreamWorks Pictures 2008 ihre Zusammenarbeit mit Paramount beendeten, erbten sie "Real Steel" und begannen ein Jahr später mit der Produktion, die sie überraschenderweise Regisseur Shawn Levy ("Free Guy") anvertrauten, der bis dahin mehr für Komödien wie der "Nachts im Museum"-Reihe bekannt war.
Die Handlung basiert auf der Kurzgeschichte "Steel" von Richard Matheson aus dem Jahr 1956, die bereits für eine "The Twilight Zone"-Folge 1963 genutzt worden war. Matheson's Geschichte ist jedoch wesentlich düsterer. Levy und sein Drehbuchautor John Gatins ("Need for Speed") zeigen kein dystopisches Amerika, sondern betonen die warmherzigen Aspekte wie die Vater-Sohn-Geschichte.
Für die Interaktionen mit den Schauspielern baute die Crew 19 animatronische Figuren. Bei den Boxszenen wurden Darsteller mit dem Motion Capture-Verfahren aufgenommen und später vom Computer mit den Roboterbildern überzeichnet. Die Dreharbeiten fanden für satte 110 Millionen Dollar im US-Bundesstaat Michigan statt.
Die technische und handwerkliche Brillanz des Unterfangens half, die eigentlich alberne Geschichte in der Waage zu halten. Die Kampfszenen sind fulminant, der Film spannend, die Action-Szenen aufregend und die Charakterzeichnungen gerade noch ausreichend ausgefeilt, um das Vater-Sohn-Drama glaubwürdig zu machen.
Die Kritiken waren freundlich und die DreamWorks-Produktion 2011 mit rund 300 Millionen Dollar weltweit sehr erfolgreich. Dennoch hat es bis heute die immer wieder angekündigte Fortsetzung noch nicht gegeben.
Bei den Academy Awards wurde "Real Steel" für die "Besten Spezialeffekte" nominiert, unterlag aber "Hugo Cabret".
Kritiker Ben Kendrick schrieb in "Screen Rant": "Der Film bereitet viel Spaß und bietet einige unterhaltsame Momente - sowohl in der Kategorie des menschlichen Dramas als auch in der Abteilung 'Gigantische CGI-Roboterkämpfe'."
"Love & Mercy", 3sat, 23:10 Uhr
Brian Wilson (Paul Dano und John Cusack) ringt mit psychischen Problemen, während er mit seiner Band The Beach Boys versucht, ein avantgardistisches Pop-Meisterwerk zu schaffen.
Diese Geschichte schrie geradezu nach einer Verfilmung, obwohl oder gerade weil sie viele tragische Aspekt enthielt. Der 1942 geborene Brian Wilson, kreativer Kopf der 1961 gegründeten Pop-Band The Beach Boys, gilt als einer der bedeutendsten Komponisten und Musikproduzenten des 20. Jahrhunderts. Er schrieb in den sechziger und siebziger Jahren die meisten der Beach Boys-Songs und trat ab den Achtzigern als Solo-Künstler in Erscheinung.
Während all dieser Jahrzehnte litt er unter psychischen und gesundheitlichen Problemen und Drogenabhängigkeit, die er mit Hilfe eines quacksalbernden Psychotherapeuten in den Griff zu bekommen versuchte - mit dem Ergebnis, dass er Anfang der Neunziger ein geistiges und körperliches Wrack war. Mit Hilfe seiner zweiten Frau und Freunden kam er wieder auf die Beine und verfolgte seine Solo-Karriere erfolgreich weiter.
Einige Fernsehfilme hatten sich mit Wilson und The Beach Boys befasst, wurden aber wegen ihrer historischen Unrichtigkeiten sowohl von Kritikern, Musikkennern als auch von Brian Wilson selbst kritisiert. Produzent und Regisseur Bill Pohlad, der von dem musikalischen Genius fasziniert war, nahm sich vor, eine Filmbiographie zu erschaffen, welche die Lebensgeschichte von Brian Wilson authentisch erzählen sollte. Über seine Produktionsgesellschaft River Road Entertainment setzte er ein Budget von 10 Millionen Dollar auf und verkündete 2011 das Projekt.
Pohlad und der israelische Drehbuchautor Oren Moverman ("The Dinner") bemühten sich um Akkuratesse sowohl was den künstlerischen Gestaltungsprozess der Beach Boys-Songs als auch den Absturz und den Neubeginn von Brian Wilson betraf. Dabei diente ihnen dessen zweite Frau Melinda Ledbetter als eine wichtige Quelle.
Das Skript erzählt keine stringente Lebensgeschichte, sondern konzentriert sich auf zwei Phasen im Leben des Musikers: Die Produktion des Albums "Pet Sounds" im Jahr 1966 und die Behandlung Wilsons durch den Psychologen Dr. Eugene Landy Ende der Achtziger. Für die beiden Zeitebenen verpflichtete Pohland mit Paul Dano und John Cusack zwei unterschiedliche Schauspieler.
Gedreht wurde 2013 in Hollywood und im Süden des US-Bundesstaats California, und Bill benannte sein US-Drama nach dem Song von Brian aus dem Jahr 1988.
"Love & Mercy" ist so unkonventionell und sperrig wie der Künstler, dem er Tribut zollt. Sensibel und bewegend zeichnet Pohland den Absturz und Wiederaufstieg einer gepeinigten Seele, was sowohl Kenner als auch Neulinge in Sachen Brian Wilson und The Beach Boys überzeugen dürfte - nicht zuletzt aufgrund der grandiosen Darsteller. Die weitgehende Genauigkeit in der Wiedergabe der Geschehnisse bezeugten dabei die realen Widerparte der Filmfiguren.
Die Independent-Produktion erhielt 2014 gute Kritiken und spielte als Programmkinotitel weltweit 28 Millionen Dollar ein. Nebendarsteller Paul Dano und der Song "One Kind of Love" von Brian Wilson wurden für den Golden Globe nominiert.
Kritiker Bernhard Boo schrieb in "Way Too Indie": "Der Film gleitet anmutig vorwärts, zwischen den beiden Zeitebenen huschend wie ein gut geschlagener Hockey-Puck. Die Form ähnelt keiner Biographie, die ich bisher gesehen habe, und das ist seine größte Stärke."
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