"Watchmen", Arte, 21:55 Uhr
In einem alternativen 1985, in dem Ex-Superhelden existieren, untersucht der noch aktive Selbstjustiz verübende Rorschach (Jackie Earle Haley) den Mord an einem Kollegen. Seine ausgedehnte Untersuchung deckt etwas auf, was den Lauf der Geschichte völlig verändern könnte.
Alan Moore, der britische Autor der "Watchmen"-Comics, hielt sein Werk für "unverfilmbar". Und jahrzehntelang sah es auch so aus, als sollte er damit recht behalten. Die Versuche der Filmindustrie, die graphic novel auf die Leinwand zu bringen, setzten direkt nach der Veröffentlichung 1986 an und blieben sämtlich folgenlos. Zwei Komponenten sprachen gegen eine Kinoversion: Die komplexe Handlung der Comics und die Kosten, deren Fantasy-Welt zum Leben zu erwecken.
Das Projekt flipperte über die kommenden 20 Jahre von einem Studio zum anderen: 20th Century Fox, Warner Brothers Pictures, Revolution Studios, Universal Pictures, Paramount Pictures, erneut Fox und dann schließlich wieder Warner Bros. und Paramount - immer wieder wurde die Produktion auf die Agenda gesetzt und dann aus Kostengründen gestrichen. Als Regisseure waren dabei Terry Gilliam, Darren Aronofsky, Paul Greengrass, Tim Burton und Michael Bay vorgesehen.
2006 schließlich entschieden sich Warner Brothers und Paramount Pictures, den US-Fantasy-Film gemeinsam zu realisieren. Zum Einen brachten Comic-Verfilmung seit dem erfolgreichen "X-Men"-Start im Jahr 2000 inzwischen recht zuverlässig Geld, zum Anderen glaubte man, mit Zack Snyder ("Batman vs. Superman: Dawn of Justice") den richtigen Regisseur gefunden zu haben. Sein Abenteuerfilm "300" hatte sich als visuell wegweisend und vor allem mega-erfolgreich erwiesen.
Snyder gelang es weiterhin nicht, Alan Moore für die Produktion zu gewinnen, aber Zeichner Dave Gibbons arbeitete als Berater mit. Zack wollte sich so eng wie möglich an die DC Comic-Vorlage halten und nahm die Comic-Bilder teilweise als Bild-für-Bild-Vorlage. Dennoch änderte er die Geschichte an einigen Stellen.
Im Gegensatz zu "300" entschied sich der Filmemacher, diesmal nicht alles vor Green Screen-Hintergrund zu drehen und die Filmbilder abseits der Schauspieler dann am Computer zu produzieren, sondern bei dem 130 Millionen Dollar teuren Streifen mit echten Kulissen zu arbeiten, die im kanadischen Vancouver entstanden. Zehn Firmen arbeiteten an den 1100 Spezialeffekten.
Snyder machte keine Kompromisse in der Darstellung von Gewalt und Sex, so dass sein Werk nur die Altersfreigabe "R" erhielt und somit Jugendliche unter 17 Jahren ohne Erwachsenenbegleitung ausschloss. Als künstlerische Integrität musste man ihm dies zugute halten in einer Zeit, in der die meisten Studios bis heute versuchen, die Wischiwaschi-Altersfreigabe "PG-13" zu erhalten, indem sie Gewaltszenen gewalt- und blutlos aussehen lassen.
Auf jeden Fall war "Watchmen" ein knallharter und visuell bemerkenswerter Film, dem aber seine Treue zur Vorlage insofern nicht zum Vorteil gereichte, weil viele Zuschauer, die mit den Comics nicht bekannt waren, nur schwerlich durch die komplexe Erzählstruktur fanden. Die Kritiken und die Zuschauerreaktionen waren bei der Premiere 2009 total polarisiert.
Mit einem weltweiten Einspiel von 185 Millionen Dollar wurde der Film ein solider Erfolg, angesichts der hohen Produktionskosten aber ein Verlustgeschäft, weshalb es keinen weiteren Versuch gab, die Watchmen auf die Leinwand zu bringen.
Kritiker Brian Johnson schrieb in "Maclean's Magazine": "Dieses epische Spektakel wird nicht durch viel Wirrwarr beschwert. Seine intellektuelle Komplexität ist wohlverdient und nicht aufgepfropft. Dazu ist er auch noch visuell erstaunlich."
"Zwölf Uhr mittags", 3sat, 00:05 Uhr
Ein Sheriff (Cary Cooper) stellt sich trotz des Flehens seiner Neuangetrauten (Grace Kelly) und der Bewohner seines Ortes einer Bande um einen vor Jahren von ihm Verhaftenen (Ian McDonald), die mit dem Mittagszug eintreffen wird.
"High Noon" - so der Originaltitel dieses US-Westerns - ist zur Metapher für eine Auseinandersetzung oder Konfrontation jedwelcher Art geworden. Dass der Titel so in den allgemeinen Sprachgebrauch auch in nichtenglischsprachigen Ländern eingeflossen ist, weist auf die Qualität, den Einfluss und nicht zuletzt den Erfolg der United Artists-Produktion aus dem Jahr 1952 hin.
Der Streifen basiert auf der Kurzgeschichte "The Tin Star" von John W. Cunningham aus dem Jahr 1947, die von Carl Foreman ("The Bridge on the River Kwai") adaptiert wurde. Sein Engagement in der Produktion wurde zum Problem, als der Autor sich während der Dreharbeiten 1951 vor dem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses zu unamerikanischen Aktivitäten, der "Kommunistische Propaganda und Einflüsse" untersuchte, weigerte, Namen anderer potentieller Kommunisten zu nennen. Produzent Stanley Kramer trennte sich infolge dessen von Foreman, und "High Noon" kam bei konservativen Kreisen nun unter Beschuss, unterschwellig "linke Botschaften" zu vermitteln. John Wayne, einer der stärksten Befürworter der "Schwarzen Liste" von Berufsverboten von mutmaßlich politisch unsicheren Kantonisten in der Filmindustrie, hatte gerade wegen solcher Bedenken die Hauptrolle bereits abgelehnt.
Nach der Absage verschiedener weiterer Stars aus unterschiedlichen Gründen fiel die Rolle an Gary Cooper, der zwar politisch auch eher konservativ eingestellt war, aber zuvorderst die Qualität des Skripts schätzte. Dass der damals 50-Jährige unter gesundheitlichen Problemen und akuten Schmerzen litt, kam seiner trotzenden Darstellung dabei nur zugute.
Der österreichische Regisseur Fred Zinnemann drehte in verschiedenen Ortschaften in Kalifornien mit einem Budget von 730 000 Dollar, hauptsächlich aber in den Filmstudios von Columbia Pictures in Burbank. Wegen des schmalen Budgets hatte sich Hauptdarsteller Cooper bereit erklärt, mit seiner Gagenforderung zu Gunsten einer Gewinnbeteiligung runter zu gehen.
Zinneman und Foreman brachen hier mit einigen Gepflogenheiten des Western-Genres und stellten wie selten einen gebrochenen, zweifelnden Helden in den Mittelpunkt der Geschichte und die moralischen Aspekte der Handlung heraus. Durch die Betonung der fast deckungsgleichen Handlungs- und Spielfilmlängenzeit mit den zahllosen Einstellungen von Uhren - zu High Noon, also zur Mittagsstunde, soll der Zug mit den Bösewichtern eintreffen - erhöhte Fred die Spannung virtuos.
"High Noon" wurde mit weltweit 12 Millionen Dollar Umsatz ein großer finanzieller Erfolg, erhielt gute Kritiken und gewann zahlreiche Preise, darunter vier Academy Awards für Hauptdarsteller Gary Cooper, Komponist Dimitri Tiomkin, seinen Song "Do Not Forsake Me, Oh My Darlin'" und den Schnitt. Nominiert waren der Film selbst, Regisseur Fred Zinnemann und Drehbuchautor Carl Foreman. Bei den Golden Globes gewannen Hauptdarsteller Cooper, Nebendarstellerin Katy Jurado, Kameramann Floyd Crosby und Komponist Tiomkin. Nominiert waren der Film selbst und Drehbuchautor Foreman. 1989 gehörte das Werk zu den ersten, die als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam" in das National Film Registry der US-Library of Congress aufgenommen wurden, um sie der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer schwärmt: "Ein unglaublicher Film, der über das Western-Genre hinaus geht und sogar 60 Jahre später noch relevant ist. Wir alle sind mit Situationen konfrontiert, in denen man es sich einfach machen könnte. Konfrontation ist nicht einfach. Gary Cooper's Entscheidung, dazubleiben und zu kämpfen, wird in Echtzeit intensiv ausgespielt. Man kann den Streifen im Kontext des politischen Klimas seiner Entstehungszeit sehen, würde dann aber dann den Aspekt der menschlichen Natur vernachlässigen. Das Werk lässt uns einen kritischen Blick darauf werfen, woran wir glauben, und was wir denken, das es wert ist, dafür auf's Spiel zu setzen."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm