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Charlie und die Schokoladenfabrik - Johnny Depp
Charlie und die Schokoladenfabrik - Johnny Depp
© Warner Bros.

TV-Tipps für Christi Himmelfahrt (26.5.): Johnny Depp hat einen süßen Zahn

Kabel1 zeigt "Charlie und die Schokoladenfabrik"

Am Abend von Christi Himmelfahrt laufen die besten Spielfilme im Hauptprogramm der Privaten. Es gilt sich zu entscheiden zwischen zwei US-Produktionen zweier Meisterregisseure: Kabel1 zeigt "Charlie und die Schokoladenfabrik" von Tim Burton, während zeitgleich Vox mit "Robin Hood" von Ridley Scott offeriert.

"Charlie und die Schokoladenfabrik", Kabel1, 20:15 Uhr
Als einer von fünf glücklichen Gewinnern darf ein kleiner, in ärmlichen Verhältnissen aufwachsender Junge (Freddie Highmore) den clownesken Schokoladenfabrikanten Willy Wonka (Johnny Depp) treffen und mit ihm und den anderen vier Kindern durch sein wunderliches Werk wandern.

Skepsis war das Gebot der Stunde, als Warner Brothers Pictures 2003 ankündigten, Tim Burton ("Edward Scissorhands") werde "Charlie and the Chocolate Factory" neu verfilmen. Noch zu frisch war die Ernüchterung über Burton's überflüssiges und missratenes Remake von "Planet of the Apes" zwei Jahre zuvor. Und war nicht die beliebte Erstverfilmung mit Gene Wilder aus dem Jahr 1971 perfekt genug? Wilder beschuldigte die Filmemacher denn auch, das Projekt aus rein finanziellen Gründen anzugehen.

Doch das stimmte nicht. Tatsache ist, dass der walisische Autor Roald Dahl die erste Adaption seines gleichnamigen Romans aus dem Jahr 1964 so missfallen hatte, dass er Paramount Pictures die Rechte an einer Fortsetzung "Charlie and the Great Glass Elevator" nicht verkauft hatte und seine Erben sich weigerten, eine Zustimmung zu einer weiteren Version von "Charlie and the Chocolate Factory" zu geben. Die Gene Wilder-Version war weit von dem Buch abgewichen, was dem Schriftsteller missfallen hatte. Insofern hatte Johnny Depp, der in Gene's große Fußstapfen treten sollte, Recht, als er meinte, hier ging es nicht um eine Wiederverfilmung des 30 Jahre alten Originals, sondern um die erste werkgetreue Adaption.

Bereits 1991 planten Warner Brothers die Neuverfilmung, aber es sollte bis 1998 dauern, bis das Filmstudio mit Dahl's Witwe Felicity und ihrer Tochter Lucy handelseinig wurden. Der Preis war unter anderem die Zusicherung, dass die Erben das letzte Wort in der Auswahl der beteiligten Künstler haben durften. Nachdem im Laufe der Zeit viele Namen von Regisseuren und unzählige Namen von Schauspielern für die Rolle von Willy Wonka genannt wurden, löste sich der Knoten, als der Name Tim Burtons fiel. Mit dieser Wahl war Famile Dahl sehr einverstanden, zumal ihnen die Verfilmung "James and the Giant Peach" ("James und der Riesenpfirsich") 1996 sehr gefallen hatte, die Burton produziert hatte.

Burton brachte dann seine bewährten Mitarbeiter Depp und Komponist Danny Elfman mit an Bord; für die Kinderhauptrolle engagierte man den damals zwölf Jahre alten Freddie Highmore aus London auf Empfehlung von Johnny, der 2003 mit ihm für "Finding Neverland" ("Wenn Träume fliegen lernen") vor der Kamera gestanden hatte. Für die anderen Kinderdarsteller wurden stets Schauspieler besetzt, die tatsächlich aus dem jeweiligen Land, das sie im Film repräsentierten, kamen. So stammte zum Beispiel der damals elf Jahre alte Philip Wiegratz, der auf der Leinwand den esssüchtigen Augustus Glupsch mimte, aus Sachsen-Anhalt.

Gedreht wurde in der zweiten Jahreshälfte 2003 in den Pinewood Studios nahe London. Weil in Großbritannien die Arbeit rechtlich von Kindern auf täglich viereinhalb Stunden beschränkt ist, zogen sich die Dreharbeiten auf sechs Monate. Die Szenen in Deutschland wurden in Gengenbach im Schwarzwald gedreht; warum Burton dies mit "Düsseldorf, Germany" untertitelte, dürfte sein Geheimnis bleiben. Lachen, Stöhnen und Gemurmel waren ihm in deutschen Kinosälen damit gewiss.

Tim entschied sich gegen eine vollständige Realisierung der Schokoladenfabrik im Computer auf Greenscreen, sondern ließ echte Kulissen bauen. Er meinte unter anderem, es wäre für die Jungdarsteller sonst zu schwierig gewesen, sich vorzustellen, wo sie sich jeweils gerade genau befanden. Somit ist auf der Leinwand eine Mischung aus traditioneller Tricktechnik, Kulissen, Requisiten und Puppen sowie computergenerierten Bildern (CGI) zu sehen.

Als der US-Fantasy-Film 2005 in die Kinos kam, dachte niemand mehr an das "Planet of the Apes"-Debakel. Die Kritiken waren gut, und die Kassen klingelten. Das mit 150 Millionen Dollar Produktionskosten stattlich teure Werk wurde mit einem weltweiten Umsatz von 475 Millionen Dollar ein großer Erfolg. Burton war die Mischung aus heller Schokolade - visuell ansprechend - und dunkler Schokolade - schwarzhumorig - bestens gelungen.

Gabriella Pescucci erhielt eine Oscar-Nominierung für ihre Kostüme; Johnny Depp ging bei den Golden Globes als "Bester Hauptdarsteller" ins Rennen, und bei den Britischen Filmpreisen gab es vier Nennungen: Für Ausstattung, Kostüme, Maske und Spezialeffekte.

Ein Zuschauer schreibt: "Definitiv kein Film für kleine Kinder. Eine zauberhafte Zurschaustellung von Farbe und Witz mit einigen sehr düsteren und unheimlichen Elementen, ist dieser wundervolle Streifen erfrischend anders als das sehr unbeschwerte Original. Obwohl niemand den wirklich erstaunlichen Gene Wilder wird ersetzen können, haucht Johnny Depp der Figur neues Leben ein und versieht sie mit Eigentümlichkeiten."



"Robin Hood", Vox, 20:15 Uhr
Im England des 12. Jahrhunderts lehnen sich Robin Longstride (Russell Crowe) und seine Bande von Räubern gegen Korruption in einem Dorf auf und führen einen Aufruhr gegen die englische Krone an.

Schon wieder Robin Hood? Universal Pictures wollten es 2007 wagen, die Legende um den englischen Räuber und Patrioten erneut auf die Leinwand zu bringen. Um die neue Version zu rechtfertigen, sollte ein anderer Blickwinkel gefunden werden: Im Skript des Drehbuchduos Ethan Reiff and Cyrus Voris stand die Figur eines sympathischer gezeichneten Sheriff von Nottingham im Vordergrund, der mit einem weniger heldenhaften Robin Hood in ein Liebesdreieck mit Lady Marian gerät.

Doch als es dann zum Schwur kam, wollte Regisseur Ridley Scott ("Gladiator") nichts mehr davon wissen. Er ließ Brian Helgeland ("Legend") das Drehbuch umschreiben, in dem wieder der heldenhafte Robin im Vordergrund steht. Die Neuerung hier: Robin Hood Origins. In diesem US-Abenteuerfilm wird die Vorgeschichte der Robin Hood-Legende erzählt, die im Jahr 1199 angesiedelt ist und historische Personen und Geschehnisse mit der Fiktion verwebt.

Scott drehte seine Version der Mittelalter-Folklore für unglaubliche 200 Millionen Dollar in der nordenglischen Grafschaft Northumberland, an der Burg Châlus-Chabrol in der französischen Region Nouvelle-Aquitaine, im walisischen Pembrokeshire und in Guilford in der südenglischen Grafschaft Surrey, wo auf einem Anwesen das Dorf Nottingham Village aufgebaut wurde.

Der aufwendig in Szene gesetzte Streifen bietet gute Schauspielleistungen und einige packende Action-Szenen und überzeugt in der Darstellung einer Zeit politisch-sozialer Ungerechtigkeiten, indes weniger als mitreißendes Abenteuer.

"Robin Hood" erhielt 2010 nur gemischte Kritiken, wurde aber mit weltweit 321 Millionen Dollar Umsatz ein großer Publikumserfolg. Aber die Resonanz insgesamt reichte nicht für eine Fortsetzung, mit der Ridley und Russell kokettierten.

Kritiker Mick LaSalle schrieb in "San Francisco Chronicle": "Statt des üblichen romantischen Abenteuers bieten uns Ridley Scott und Brian Helgeland hier ein wirklichkeitsnahes Drama, das die Robin Hood-Saga nutzt, um die Geburtswehen der Freiheit zu schildern. Sie verankern ihren Film in den Details mittelalterlichen Lebens."



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