"Top Gun", Sat1, 20:15 Uhr
Während die Schüler an einer United States Navy Elite-Schule darum ringen, wer am besten fliegt, lernt ein draufgängerischer Pilot (Tom Cruise) ein paar Dinge von einer Zivilistin (Kelly McGillis), die man nicht im Klassenzimmer lernt.
Mit diesem US-Abenteuerfilm wurde Tom Cruise 1986 zu dem Star, der er bis zum heutigen Tage geblieben ist - in einer Rolle, die Matthew Modine zuvor abgelehnt hatte, weil ihm die pro-militärische Ausrichtung des Streifens nicht gefiel. Doch für die Hochzeit der Reagan-Ära, in der militärische Stärke und Patriotismus Staatsdoktrin waren, kam diese Paramount Pictures-Produktion gerade recht. Das 15 Millionen Dollar teure Werk spielte weltweit 357 Millionen Dollar ein und war der erfolgreichste Film des Jahres in den USA.
Dass die US-Library of Congress "Top Gun" 2015 in das National Film Registry aufgenommen hat, um es der Nachwelt zu erhalten, mag manchen absurd oder gar obszön erscheinen. Aber die Begründung, warum Werke dort aufgenommen werden, bezieht sich ausdrücklich auf die "kulturelle, historische oder ästhetische Bedeutung". Und in allen drei Punkten erweist sich der Streifen als Film ganz seiner Zeit als aufnahmewürdig. Ein "Top Gun" hätte niemals zehn Jahre zuvor entstehen oder gar erfolgreich sein können, als die amerikanische Gesellschaft kriegsmüde und regierungsskeptisch eingestellt war.
In den USA hatten Kritiker weniger Probleme als in Europa mit dem Hohelied auf die militärische Gemeinschaft und der offensichtlich hurrapatriotischen Ausrichtung des Films. Bei den gemischten Besprechungen wurde eher kritisiert, dass das Ganze - wenn sich die Handlung nicht in der Luft abspielte - zu banal war und alle Zuschauer jenseits des Teenager-Alters unterforderte. Aber zugleich wurden die sehenswerten und mitreißenden Luftaufnahmen gelobt, die ganz offensichtlich mit Tony Scott ("Man on Fire") von einem englischen Regisseur, der ein Auge für Action hatte, grandios in Szene gesetzt worden waren.
Ausgangspunkt der Produktion war der Artikel "Top Guns" von Ehud Yonay in der Mai-Ausgabe 1983 im Magazin "California". Dort wurden Piloten auf der Naval Air Station Miramar im kalifornischen San Diego vorgestellt, die sich als "Flightertown USA" bezeichnete. Das Produzentenduo Jerry Bruckheimer und Don Simpson ("The Rock") erkannte die Möglichkeit, packende Luftaufnahmen und das Machismo gut aussehender Darsteller Gewinn bringend zu verbinden.
Und auch die US Navy erkannte das Potential, sich bildwirksam in ein rechtes (Sonnen)Licht rücken zu lassen und unterstützte die Produktion mit Flugzeugen, Piloten, Schiffen und militärischen Beratern - aber erst, nachdem die Drehbuchautoren zahlreiche Veränderungen auf Wunsch der Navy vorgenommen hatten. So sollte es keinen Flugzeugabsturz auf dem Deck eines Schiffes geben, die Wortwahl nicht so rüde sein und keine Liebesaffaire zwischen Soldaten geben, weshalb die Figur von Kelly McGillis zur Zivilistin wurde.
Die Luftaufnahmen entstanden hauptsächlich im US-Bundesstaat Nevada und über dem Pazifik vor der südkalifornischen Küste. Dass die Arbeit nicht ungefährlich war, wurde am 16. September 1985 tragisch deutlich, als der Kunstflieger Art Scholl abstürzte und tödlich verunglückte. Der Film ist ihm gewidmet.
"Top Gun" wurde für vier Academy Awards nominiert: Für den Schnitt, den Ton, den Schnitt der Toneffekte und den Song "Take My Breath Away" von Giorgio Moroder. Letzterer konnte den Oscar und den Golden Globe erringen.
Ein US-Zuschauer schreibt: "Das ist genau der richtige Film für einen Pizza und Popcorn-Abend. Ein Streifen, der Spaß macht und auf seine Achtziger Jahre-Art etwas kitschig ist. Die Filmmusik ist noch immer so gut wie vor 30 Jahren. Die Handlung mag total dünn sein, aber die schnellen, Atem beraubenden Action-Sequenzen und die ganzen zitierbaren Sprüche sind klasse. Manche der Bilder sind unvergesslich. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen und wieder ein Teenager sein, der den Film zum ersten Mal sieht und dem ein Schauer den Rücken herunter läuft, wenn die Maschinen der F-14 zu röhren beginnen."
"Die Welle", RTL2, 20:15 Uhr
Ein Lehrer (Jürgen Vogel) versucht seinen Schülern mit Hilfe eines Sozialexperiments zu demonstrieren, wie die Anziehungskraft totalitärer Systeme funktioniert. Doch das Ganze gerät außer Kontrolle, als die neu gegründete und gefundene Gemeinschaft ein Eigenleben entwickelt.
Nachdem die Bundesrepublik gut zwei Jahrzehnte die eigene Vergangenheit mit dem Drittem Reich tot geschwiegen hatte, sorgte der 68er-Generationenwechsel dafür, dass das Thema Nationalsozialismus Eingang in die Lehrpläne fand. Während die deutsche Gesellschaft erst durch die US-Fernsehserie "Holocaust" 1979 eine Diskussion über die schuldhafte Verstrickung der Deutschen in Ausgrenzung, Deportationen und Ermordung ganzer Bevölkerungsgruppen begann, war es in den Schulen der US-Roman "The Wave" von Todd Strasser aus dem Jahr 1981, der einen populären Zugang zu dem Thema Totalitarismus schuf. Unter dem deutschen Titel "Die Welle" gehört das Buch seitdem zum Repertoire auch der deutschen Schulbuchlektüre.
Der Roman nutzte wahre Begebenheiten, die sich 1967 an einer High School im kalifornischen Palo Alto zugetragen hatten. Weil die Schüler seines Geschichtsunterrichts Unverständnis darüber gezeigt hatten, wie überhaupt eine Bewegung wie der Nationalsozialismus entstehen und dann auch noch eine Mittäterschaft beim Massenmord an Menschen jüdischen Glaubens initiieren konnte, konzipierte Geschichtslehrer Ron Jones ein auf fünf Tage angelegtes Sozialexperiment. Er gründete die Bewegung The Third Wave, deren Gemeinschaftserleben viele Schüler anzog und begeisterte. Die Dynamik des Geschehens nutzte der Lehrer, um den Jugendlichen einen Spiegel vorzuhalten, wie sie sich wohl in einer Gesellschaft wie der des Dritten Reichs verhalten hätten.
Bis auf einen US-Fernsehfilm, der 1981 zusammen mit dem Roman erschien, hatten sich die visuellen Medien des Stoffs noch nicht angenommen. In diese Lücke stieß der deutsche Regisseur und Drehbuchautor Dennis Gansel ("Mechanic: Resurrection"), der das Phänomen der Übersättigung von Schülern mit der Behandlung der deutschen Geschichte im Schulunterricht - der Satz "Och, bitte nicht wieder KZ!" aus "Fack ju Göhte" ist eine Anspielung darauf - aus eigener Erfahrung kannte. Da er die Totalitarismusverführung zu wichtig fand, um sie dem Schulunterricht zu überlassen, nahm sich Gansel der Geschichte an und adaptierte sie für deutsche Zuschauer. Die Handlung spielt nun in einer ungenannten deutschen Stadt, und der Filmemacher orientierte sich mehr an dem tatsächlichen Experiment als an der Romanvorlage.
Mit einem Budget von 5 Millionen Euro entstand die Constantin-Produktion im Neubau des Marie Curie-Gymnasiums im brandenburgischen Dallgow-Döberitz und in Potsdam. Die Wasserballszenen wurden im Paracelsus-Bad in Berlin-Reinickendorf gefilmt.
"Die Welle" erhielt gemischte Kritiken, wurde vom Publikum aber positiv aufgenommen und war 2008 mit 2,7 Millionen verkauften Karten ein großer Erfolg an den Kinokassen. Weltweit spielte das Werk umgerechnet 32 Millionen Dollar ein.
Das interessante und spannende deutsche Drama diskutiert das Für und Wider der Geisteshaltung der Unterordnung unter Autoritäten anschaulich, liefert keine Antworten, sondern fordert die Zuschauer auf, sich ihr eigenes Urteil zu bilden. Die Handlung ist dabei indes nicht immer glaubwürdig entwickelt.
Bei den Europäischen Filmpreisen war Jürgen Vogel als "Bester Hauptdarsteller" nominiert. Bei den Deutschen Filmpreisen erhielt "Die Welle" das Filmband in Bronze als als drittbester Film des Jahres hinter "Auf der anderen Seite" und "Kirschblüten - Hanami". Frederick Lau gewann den Preis als "Bester Nebendarsteller", während Cutter Ueli Christen nominiert war.
Kritiker Trevor Johnston schrieb in "Time Out": "Der Film ist mit seinem wieselflinken Schnitt und der wummernden Musik flott in Szene gesetzt, und die unleugbare Absicht, ein jugendliches Publikum für sich zu gewinnen, ist bewundernswert inklusiv."
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