"Ein Gespenst auf Freiersfüßen", Arte, 20:15 Uhr
Im England um die Jahrhundertwende bahnt sich die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einer allein stehenden Frau (Gene Tierney) und dem Geist eines bärbeißigen Seefahrers (Rex Harrison) an.
Kritiker wie Zuschauer wertschätzen diesen US-Fantasy-Film aus dem Jahr 1947 durch die Bank, und es ist nicht schwer zu durchschauen, warum. Wenn Künstler dieses Kalibers sich vor und hinter der Kamera in Top-Form zusammen finden wie bei "The Ghost and Mrs. Muir" - so der Originaltitel -, dann knistert die Leinwand vor Qualität, und so manches Taschentuch dürfte gezückt werden.
Die Regie der 20th Century Fox-Produktion übernahm Joseph L. Mankiewicz ("All About Eve"), das Drehbuch schrieb Philip Dunne ("The Agony and the Ecstasy"), Kameramann Charles Lang wurde für den Oscar nominiert, und Komponist Bernhard Herrmann bezeichnete seine Musik als die beste seiner Karriere - was einiges heißt. Die Hauptdarsteller Gene Tierney und Rex Harrison brillieren.
Mankiewicz bewältigt die Verlagerungen im Tonfall mühelos und verhindert, dass der Charme und Witz der Geschichte zu sehr vom Melodrama überwältigt wird. Dieser wehmütige cinematische Liebesbrief aus Hollywood nach den Schrecknissen des Zweiten Weltkriegs amüsiert und bewegt so zu gleichen Teilen.
20th Century Fox hatten sich die Rechte an dem 1945 erschienenen Roman "The Ghost and Mrs. Muir" der irischen Autorin Josephine Leslies, den diesen unter dem Pseudonym R.A. Dick veröffentlicht hatte, gesichert, noch bevor dieser in den USA publiziert worden war. Dunne hielt sich bei seinem Skript recht eng an die Vorlage. Gedreht wurde nicht am Handlungsort der Grafschaft Dorset in England, sondern in Monterey und Palos Verdes im US-Bundesstaat California. Weil sich Tierney ihr Bein brach, mussten die Dreharbeiten unterbrochen werden; die damals 26-Jährige musste mit einem Gips weiterdrehen, der durch lange Kleider verborgen wurde.
In Deutschland kam "The Ghost and Mrs. Muir" nicht in die Kinos, sondern feierte seine Premiere erst 1989 im ZDF.
Von 1968 bis 1970 produzierten Fox den Stoff als modernisierte TV-Sitcom "The Ghost and Mrs. Muir" mit Hope Lang und Edward Mulhare, die bei NBC und ABC in zwei Staffeln ausgestrahlt wurde.
Eine Zuschauerin lobt: "Das muss einer der besten romantischen Filme aller Zeiten sein. Wenige Streifen, die in der Vergangenheit spielen, verfügen über eine solch überzeugende Milieu-Schilderung, was bemerkenswert ist, bedenkt man, dass nicht vor Ort, sondern viel im Hollywood-Studio gedreht wurde. Die Kulissen sind liebevoll erschaffen, Bernard Herrmann steuert eine seiner schönsten und ergreifendsten Kompositionen bei, Charles Lang's Photographie glänzt, das Drehbuch ist salzig und zärtlich zugleich, und Gene Tierney und Rex Harrison harmonieren hervorragend miteinander. Jeder, der diesen Film sehen kann, ohne eine Träne zu verdrücken oder eine Gefühlsaufwallung zu verspüren, muss ein echter Zyniker sein."
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