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Braveheart - Mel Gibson
Braveheart - Mel Gibson
© 20th Century Fox

TV-Tipps für Karsamstag (16.4.): Mel Gibson kämpft für die Freiheit

RTL2 zeigt Meisterwerk "Braveheart"

Am Abend des Karsamstag werden Spielfilm-Fans von den Privaten zur besten Sendezeit bestens bedient. Auf Sat1 läuft Jon Favreau's spektakuläre CGI-Neuinterpretation des "Jungle Book", während RTL2 das Mel Gibson-Meisterwerk "Braveheart" ausstrahlt.

"The Jungle Book", Sat1, 20:15 Uhr
Wegen der Bedrohung durch den Tiger Shir Khan (gesprochen von Ben Becker) muss ein Junge (Neel Sethi) in den Dschungel fliehen, wo er sich mit dem Panther Baghira (gesprochen von Joachim Król) und dem Bären Balu (gesprochen von Armin Rohde) anfreundet.

Was hätten die Filmemacher Anfang des 20. Jahrhunderts gedacht, wenn man ihnen zuerst diesen US-Abenteuerfilm aus dem Jahr 2016 gezeigt hätte, und dann hinzugefügt, dass alles, was sie da gesehen hätten, in einem Filmstudio in Los Angeles entstanden ist: Der indische Dschungel, die Tiere, die Geräusche, fast einfach alles.

Zu was der Film dank der Computertechnik und dem Einsatz von 177 Millionen Dollar inzwischen imstande ist, beweist diese Walt Disney Studios-Produktion auf beeindruckende Art und Weise. Und sowohl die Kritiker, die den Streifen fast einhellig bejubelten, als auch die Zuschauer, die ihn mit einem weltweiten Umsatz von 966 Millionen Dollar zu einem Riesenerfolg machten, ließen sich beeindrucken.

Disney folgten mit dieser Neuverfilmung des Romans ihrem erfolgreich eingeschlagenen Pfad der Real-Remakes ihrer eigenen Zeichentrickfilme. Nach "Alice in Wonderland" von 2010, "Maleficent" von 2014 und "Cinderella" und vor "Beauty and the Beast" und "The Lion King" wurde "The Jungle Book" ein weiteres Kronjuwel in der kommerziell äußerst erfolgreichen Strategie. Und auch künstlerisch: So wunderschön anzuschauen als auch packend zu verfolgen, setzte das Werk zugleich einen neuen Standard für computergenerierte Bilder (CGI).

Regisseur Jon Favreau ("The Lion King") vertraute auf Künstler und Techniker, die bereits bahnbrechende CGI-Filme wie "Avatar" und "Life of Pi" erschaffen hatten. Gedreht wurde mit dem einzigen menschlichen Schauspieler, dem elfjährigen Neel Sethi, vor Bluescreen-Wänden, auf die später die gesamte Umgebung programmiert werden sollte. Um Sethi überhaupt eine Orientierung zu geben, ließ man ihn mit vom Jim Henson's Creature Shop gebauten Tierpuppen agieren. Wirklich reale Bühnenaufbauten wurden nur bei den Szenen, die im Wasser spielen, benötigt. Hier schwamm Neel in einem Wassertank.

Für den Hintergrund hatten Produktionsmitglieder im indischen Dschungel rund 1000 Orte aufgesucht und photographiert, um diese Bilder dann in der Nachproduktion als Hintergrund einzuflechten. Die 224 unterschiedlichen Figuren aus 54 Tierarten wurden auch mit Hilfe der Motion Capture-Technik erschaffen. Die ihre Stimmen leihenden Schauspieler wie Bill Murray als Balu, Ben Kingsley als Baghira und Idris Elba als Shir Khan wurden aufgenommen und ihre Gesichtszüge dann auf die computergenerierten Tiere übertragen.

Viel ruhte natürlich auf den Schultern des Schauspieldebutanten Neel Sethi. Den Jungen hatten Disney nach einer weltweiten Suche in Großbritannien, Indien, Kanada, Neuseeland und den USA in New York City gefunden.

Favreau orientierte sich weniger an der Romanvorlage von Rudyard Kipling aus dem Jahr 1894, sondern mehr an dem Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1967. Handlung, Songs wie "The Bare Necessities" und kleine Noten wie der Vor- und der Abspann verweisen auf den Disney-Klassiker, den der Filmemacher um ein größeres Gefühl der Gefahr anreicherte.

Wenig überraschend gewann "The Jungle Book" den Academy Award und den Britischen Filmpreis für seine Visuellen Effekte.

Kritikerin Mae Abdulbaki meinte in "Movies with Mae": "Der Film besitzt all die 'bare necessities' und mehr mit einer herausragenden Besetzung, überwältigender Photographie, starken Themen, brillanter Charakterinteraktion und genussvoll zum auf die Nägel kauenden Momenten."



"Braveheart", RTL2, 20:15 Uhr
Als seine heimliche Braut (Mhairi Calvey) hingerichtet worden ist, weil sie sich gegen einen englischen Soldaten wehrte, der sie zu vergewaltigen suchte, beginnt William Wallace (Mel Gibson) eine Revolte gegen König Edward I von England (Patrick McGoohan).

2009 setzte "The Times" diesen US-Abenteuerfilm auf Rang zwei der "historisch fehlerhaftesten Filme aller Zeiten". Und in der Tat: Historiker schüttelten entweder den Kopf oder sich vor Lachen, wenn sie gehalten waren, dieses dreistündige Epos zu begutachten. Die schottische Geschichtswissenschaftlerin Elizabeth Ewan erklärte: "Der Film opfert dem epischen Abenteuer fast gänzlich die historische Richtigkeit." Das beginnt bei der Tatsache, dass William Wallace kein armer Bauernsohn war, sondern aus dem Landadel stammte, es keine Kilts zu jener Zeit gab, er keine Affäre mit der französischen Prinzessin Isabella (Sophie Marceau) haben konnte, weil die zu seiner Lebenszeit ein Kleinkind war, geht weiter über den Fakt, dass Robert the Bruce (Angus Macfayden) Wallace nicht verriet bis zu der Tatsache, dass König Edward I erst zwei Jahre nach Wallace's Hinrichtung in einer Schlacht starb, nicht während der Exekution im Bett. Und so weiter und so fort.

Doch was soll's? Das geneigte Publikum war und ist en detail nicht über die geschichtlichen Abläufe zwischen 1280 und 1314 informiert und möglicherweise auch nicht interessiert. Wofür die Zuschauer gerne ihr Eintrittsgeld auf die Theke legten, war die Aussicht auf einen Streifen mit beeindruckender Action, bewegendem Drama und Herz zerreißender Romanze - und all das lieferte Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller Mel Gibson in diesem Meisterwerk haufenweise. Historisch mag das ganze Unterfangen also fragwürdig sein, aber cineastisch ist es ein Hochgenuss.

Gibson zeigte sich mit seinem zweiten Werk als Regisseur nach "The Man Without a Face" ambitioniert, aber die Filmstudios waren skeptisch angesichts der zu erwartenden Kosten und zweifelhaften Gewinnaussichten einer schottischen Geschichtserzählung auf dem amerikanischen Markt. Der Australier hatte Probleme, das Budget in Höhe von 72 Millionen Dollar zu erhalten. Warner Brothers Pictures wollten "Braveheart" nur finanzieren, wenn Mel die Unterschrift unter das Arbeitspapier für einen vierten "Lethal Weapon"-Teil setzen würde, was der Akteur verweigerte. Schließlich taten sich 20th Century Fox und Paramount Pictures zusammen, um das Budget gemeinsam zu stemmen.

Randall Wallace ("Heaven Is for Real"), der bis dahin nur für das US-Fernsehen Drehbücher geschrieben hatte, erarbeitete das Skript auf Basis des Gedichts "Wallace" des Minnesängers Blind Harry aus den Jahren um 1470, mit dessen Veröffentlichung William Wallace Anfang des 16. Jahrhunderts überhaupt erst als schottischer Freiheitsheld bekannt geworden war. Der Rest war Phantasie und Wellenschlag.

Gibson drehte vor Ort in Schottland und in Irland und nutze für die Schlachtszenen rund 1600 Reservisten der irischen Armee. Der Film ließ das Interesse an Schottland weltweit steigen, kurbelte den Tourismus an und spielte wohl auch eine Rolle im Erstarken des schottischen Nationalismus in den Neunzigern.

"Braveheart" erhielt 1995 gute Kritiken, wobei sich einige Rezensenten an den ihrer Meinung nach zu drastischen Gewaltdarstellungen störten. Mit weltweit 210 Millionen Dollar Umsatz wurde der Streifen ein großer Erfolg und erhielt Oscar-Weihen: Den Acadamy Award gab es für den Film selbst, Regisseur Mel Gibson, Kameramann John Toll, die Maske und den Schnitt der Toneffekte. Nominiert waren Drehbuchautor Randall Wallace, Komponist James Horner, Cutter Steven Rosenblum, Kostümbildner Charles Knode und die Tontechniker. Bei den Golden Globes erhielt Gibson den Preis für seine Regie; nominiert waren der Film, Drehbuchautor Wallace und Komponist Horner. Bei den Britischen Filmpreisen gewannen Kameramann Toll, Kostümbildner Knode und die Tontechniker; nominiert waren Regisseur Gibson, Komponist Horner, Bühnenbildner Thomas E. Sanders und die Maskenbildner.

Ein Zuschauer lobt: "Dieser Film ist so nahe an der Perfektion, wie ein Film nur sein kann. Die schauspielerischen Leistungen sind superb, das Ganze ist prächtig anzuschauen, und die Bilder der schottischen Landschaft oder die Zeitlupenaufnahmen der sich für die Schlacht vorbereitenden Krieger auf ihren Pferden wirken wie Kunstwerke. Und ja - der Film ist brutal. Aber die Gewalt dient einem Zweck: Freiheit muss manchmal durch Tod, Schrecken und Grausamkeit erkauft werden."



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