Das schöne Wetter wird den Kinobesuchern an Ostern zu schaffen machen. Wer sich aber für einen der Neustarts entscheidet, kann in dieser ungewöhnlich starken Kinowoche nichts falsch machen. Und für jeden ist etwas dabei: Die neue Sönke Wortmann-Komödie "Eingeschlossene Gesellschaft", für die Jüngeren und Junggebliebenen die österreichische Kinderbuchverfilmung "Geschichten vom Franz", für Erwachsene das US-Drama "Red Rocket" oder das neue Francois Ozon-Werk "Alles ist gutgegangen" sowie für Gruselfreunde der norwegische Horrorfilm "The Innocents". Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Eingeschlossene Gesellschaft"
Komödie
Deutschland
101 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein Vater (Thorsten Merten) hält eine Gruppe von sechs Pädagogen (Anke Engelke, Nilam Farooq, Justus von Dohnányi, Florian David Fitz, Torben Kessler und Thomas Loibl) im Lehrerzimmer gefangen, damit sie seinem Sohn den einen Punkt zugestehen, der ihm für die Zulassung zum Abitur fehlt.
Sieben Jahre nach "Frau Müller muss weg!" begibt sich Regisseur Sönke Wortmann ("Der Vorname") wieder ins Klassenzimmer und inszeniert ein kurzweiliges Kammerspiel mit einem guten Ensemble, von dem Anke Engelke und Justus von Dohnányi schon damals mit von der Partie waren, und trefflichen Dialogen von Drehbuchautor Jan Weiler ("Das Pubertier"). Wie schon bei "Contra" tut das keinem besonders weh, auch wenn alle ihr Fett wegkriegen. Ein bisschen Sinnbetrachtung in Sachen Schule gibt es bei dieser deutschen Komödie noch obendrauf. Die Sony Pictures-Produktion hat gemischte Kritiken erhalten.
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"Geschichten vom Franz"
Komödie
Österreich
78 Minuten
FSK 0
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein etwas klein geratener Grundschüler (Jossi Jantschitsch) wird öfters für ein Mädchen gehalten. Als er im Internet einen Influencer (Philipp Dornauer) entdeckt, der zeigt, was einen echten Kerl ausmacht, glaubt er einen Ausweg aus seinem Dilemma gefunden zu haben.
Regisseur Johannes Schmid ("Agnes") und Drehbuchautorin Sarah Wassermair ("Das dunkle Paradies") machen bei dieser Adaption der Kinderbuchreihe "Geschichten vom Franz" der österreichischen Autorin Christine Nöstlinger, die von 1984 bis 2011 erschien, alles richtig: Sie erzählen in ihrer österreichischen Komödie angenehm unaufgeregt und mit viel Witz, bleiben in der Kinderperspektive, retten den Wiener Schmäh auf die Leinwand und leiten die Kindermimen zu starken Darstellungen. Die Wild Bunch-Produktion hat gute Kritiken erhalten.
Auch von unserer Kritikern Bianka Piringer: "Der Film umgarnt sein Publikum mühelos mit österreichischem Charme und Humor und überzeugt mit glaubhaften Charakteren und sympathischen Darstellern. Zum Vergnügen des Publikums gelingt es dem Streifen hervorragend, sich in die kindliche Vorstellungswelt hineinzuversetzen. Auch die Nebenfiguren sind gut getroffen und ergeben ein soziales Umfeld, das lebensnah und im Kern harmonisch wirkt."
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"Red Rocket"
Drama
USA
130 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Nach 17 Jahren Abwesenheit kehrt ein Pornodarsteller (Simon Rex) in seine texanische Heimat zurück, wo er widerwillig von seiner entfremdeten Ehefrau (Bree Elrod) aufgenommen wird.
Nach seinem wunderbaren "The Florida Project" wirft Regisseur und Drehbuchautor Sean Baker in diesem US-Drama einen weiteren sehenswerten und dynamischen Blick auf die untere Unterschicht der amerikanischen Gesellschaft. Hauptdarsteller Simon Rex gibt eine phantastische Darstellung in dieser nur rund 1 Million Dollar teuren Universal Pictures-Produktion, die sehr gute Kritiken und positive Zuschauerstimmen erhalten hat.
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"The Innocents"
Horror
Norwegen
117 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein neunjähriges Mädchen (Rakel Lenora Fløttum) zieht mit seinen Eltern und seiner autistischen Schwester (Alva Brynsmo Ramstad) in eine Plattenbausiedlung. Dort lernt es einen Jungen (Sam Ashraf) mit telekinetischen Fähigkeiten kennen, der seine Macht zunehmend für Vergeltung und Zerstörung einsetzt.
In seinem norwegischen Horrorfilm erkundet Regisseur und Drehbuchautor Eskil Vogt die einsamen, unheimlichen und auch gewalttätigen Aspekte der Kindheit mit eisiger Freimütigkeit und außergewöhnlichem Geschick. Intelligent, unterhaltsam und oft elektrisierend balanciert die Capelight Pictures-Produktion Spannungsaspekte und Programmkinowelt glänzend aus. "De uskyldige" - so der Originaltitel - hat durchweg gute Kritiken und den Europäischen Filmpreis für seine Tontechniker erhalten.
Unsere Rezensentin Bianka Piringer ist ebenfalls beeindruckt: "Die Kinder, die telepathische und telekinetische Kräfte an sich entdecken, wirken sehr glaubhaft und stets realitätsnah. Denn Eskil Vogt gelingt es, tief in die kindliche Erlebniswelt einzutauchen, zu der Erwachsene keinen Zugang haben. Aus dieser Perspektive entwickelt der mit Magie versetzte Kampf um Leben und Tod seine intensive Spannung."
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"Alles ist gutgegangen"
Drama
Frankreich
108 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Ein 84-Jähriger (André Dussollier) will nach einem Schlaganfall freiwillig aus dem Leben scheiden, weil ihm die Aussicht, kaum je wieder eigenständig leben zu können, unerträglich erscheint. Da dies in Frankreich verboten ist, bittet er seine Tochter (Sophie Marceau), ihm bei der Verwirklichung behilflich zu sein.
Die 2017 verstorbene Autorin Emmanuèle Bernheim hat mit Regisseur und Drehbuchautor Francois Ozon bei vier Filmen zusammen gearbeitet, so unter anderem "Swimming Pool" und "Unter dem Sand". Nun hat Ozon ihren autobiographisch gefärbten Roman "Tout s'est bien passé" - so auch der Originatitel dieses französischen Dramas - aus dem Jahr 2013 adaptiert. Er verzichtet auf emotionale Ausbrüche zu Gunsten wunderbar beobachteter kleiner Momente und überzeugt mit Ehrlichkeit und Intelligenz. Sophie Marceau und André Dussollier überzeugen mit glänzenden Leistungen. Die Wild Bunch-Produktion hat hervorragende Kritiken erhalten.
Auch unsere Kollegin Bianka Piringer rät zum Kinobesuch: "François Ozon setzt auf nüchterne Realitätsnähe, um den dramatischen Gehalt des Themas herauszuarbeiten. Sophie Marceau spielt die Tochter, die sich vom Vater trotz widerstreitender Gefühle einspannen lässt, beherrscht und zurückgenommen. Umso stärker entfaltet sich die Wirkung des hervorragenden Spiels von André Dussollier, der den alten Mann in seiner Schwäche und Beharrlichkeit auf berührende Weise lebendig werden lässt."
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