"Zeit zu leben und Zeit zu sterben", Arte, 20:15 Uhr
Während seines dreiwöchigen Urlaubs von der Front in Russland heiratet ein deutscher Soldat (John Gavin) seine Schulfreundin (Lieselotte Pulver) und versucht sie vor den Nazis in Sicherheit zu bringen.
1954 erschien der Roman "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" des deutschen Autoren Erich Maria Remarque, der die deutsche Rechte schon 1928 mit seinem Anti-Kriegs-Roman "Im Westen nichts Neues" auf die Zinne getrieben hatte und der im Dritten Reich natürlich zu den verbotenen Schriftstellern zählte. Bereits einen Tag nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler hatte Remarque 1933 Deutschland in Richtung Schweiz verlassen.
Bei seinem neuen Roman kritisierten die Rechten, ein Emigrant könne nicht darüber urteilen, was 1944 - die Spielzeit seines Buches - in Deutschland geschehen sei. In vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem Nazi-freundlichen Zeitgeist der Fünfziger erschien in Deutschland eine zensierte Fassung, welche die Schilderung deutscher Kriegsverbrechen und die Thematisierung von Schuld und Verantwortung des Einzelnen abmilderte oder verschwieg.
Mit Regisseur Douglas Sirk ("Imitation of Life") interessierte sich ein anderer Emigrant für den Roman. Sirk hieß eigentlich Hans Detlef Sierk und war 1937 aus Deutschland ausgereist, zum einen wegen seiner politischen Einstellung, zum anderen wegen der jüdischen Religion seiner zweiten Ehefrau. Ab 1942 machte er in Hollywood Karriere, während sein Sohn Klaus Detlef Sierk mit 18 Jahren als Soldat 1944 in der Ukraine getötet wurde. 1954 konnte Douglas Remarque überreden, den Roman für die Leinwand selbst zu adaptieren.
Universal Pictures produzierten den Streifen, der in der zweiten Jahreshälfte 1957 in Bayern, so auf dem US-Truppenübungsplatz Grafenwöhr und Umgebung, und für die Innenaufnahmen in den CCC Filmstudios in Berlin-Spandau gedreht wurde. Das Filmstudio entschied sich gegen große Star-Namen - Paul Newman war für die Hauptrolle im Gespräch gewesen -, sondern setzte auf unbekannte Darsteller wie Nachwuchsschauspieler John Gavin und die deutsche Aktrice Lieselotte Pulver. Remarque übernahm eine Nebenrolle.
"A Time to Live and a Time to Die" ist einer der wenigen amerikanischen Spielfilme jener Zeit, die den ehemaligen Kriegsgegner differenziert in einem menschlichen Licht zeigten und gerade deshalb in Israel nicht gezeigt wurde, während der Film bei den Golden Globes als "Beitrag zur Völkerverständigung" nominiert wurde. Das US-Drama ist lebendig, manchmal brutal schockierend und emotional bewegend. Das Werk erhielt 1958 gute Kritiken und wurde ein Erfolg beim Publikum, insbesondere und bemerkenswerter Weise in Frankreich.
Tontechniker Leslie I. Carey wurde für den Academy Award nominiert.
Ein Zuschauer befindet: "In einer Kritik hieß es: 'Das ist ein wichtiger Film von bedeutendem Wert. Nicht weil er Geschichte thematisiert, sondern weil er von der rettenden Natur der Menschlichkeit handelt, selbst wenn sie im Umfeld unseres ehemaligen Feindes gezeigt wird.' Ich würde diese Kritik an einem Punkt abändern: Nicht 'selbst', sondern 'weil' sie im Umfeld unseres ehemaligen Feindes gezeigt wird. Ich habe diesen Streifen damals in der Münchener McGraw-Kaserne gesehen. Ich studierte Geschichte, insbesondere die deutsche. Das Werk bot die Möglichkeit, für ein paar Stunden in die abgeschottete Gesellschaft befördert zu werden, die unsere deutschen Freunde durchlebt hatten, die sie uns aber nicht angemessen selbst schildern konnten."
Hier geht es zum kompletten TV-Programm