Ein Vampir (Max Schreck) reist auf der Suche nach der Frau (Greta Schröder) eines Sekretärs (Gustav von Wangenheim) von Transsylvanien nach Norddeutschland und bringt Tod und Verderben mit.
Ginge alles mit rechten beziehungsweise gerichtlichen Dingen zu, dann dürfte dieser deutsche Horrorfilm aus dem Jahr 1922 überhaupt nicht existieren. 1925 hatte ein Berliner Gericht angeordnet, sämtliche Kopien des Streifens zu vernichten, nachdem Florence Stoker, die Witwe des irischen Schriftstellers Bram Stoker, in einem Urheberrechtsstreit gewonnen hatte. Die Produzenten Enrico Diekmann und Albin Grau und ihr Drehbuchautor Henrik Galeen hatten sich ganz offensichtlich bei Stoker's Roman "Dracula" von 1897 bedient, ohne die Verfilmungsrechte erworben zu haben. Anscheinend hatten die Künstler spekuliert, sie würden mit den Umbenennungen der Namen und der Verlegung des Handlungsspielortes von London in das fiktive norddeutsche Wisborg davon kommen. Die Idee mit den die Pest bringenden Ratten immerhin war tatsächlich Galeen's eigene.
Doch "Nosferatu" war schon zu sehr im internationalen Umlauf, als dass alle Filmrollen hätten vernichtet werden können. Im Gegenteil sorgte die Tatsache, dass in den USA alle vor 1923 veröffentlichten Werke nicht dem Urheberrecht unterliegen, für eine unkontrollierbare weite Verbreitung in allen möglichen Schnittfassungen und Qualitätsstufen. Aus diesen vielen Quellen gewannen Filmrestauratoren ab 1981 auf Initiative des Filmmuseums München eine adäquat integrale Fassung, die 1984 auf der Berlinale aufgeführt und 1988 im ZDF ausgestrahlt wurde. 2006 dann entstand im Auftrag der Friedrich Wilhelm Murnau-Stiftung eine komplett digitalisierte Version, bei der jedes Einzelbild bearbeitet worden war.
Diese Mühen sind leicht erklärt: Bei "Nosferatu" handelt es sich um einen der großen deutschen Spielfilme, einen der großen Stummfilme, einen der ersten Horrorfilme und um eine Blaupause für die Vampirfilme, die in den Jahrzehnten danach noch folgen sollten. Die rattenähnliche Figur des Grafen Orlok alias Dracula, von dem Münchner Theaterschauspieler Max Schreck imposante Gestalt verliehen, hat Einzug in die Populärkultur, so zum Beispiel in das Musikvideo zu "Under Pressure" von Queen und David Bowie oder eine Folge von "SpongeBob SquarePants", gehalten.
Mit seiner virtuosen Inszenierung gelang dem damals 33 Jahre alten Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau der Durchbruch, der ihn fünf Jahre später nach Hollywood führen sollte. Er verlieh den Bildern eine unheimliche, schauerliche Atmosphäre und überließ nichts dem Zufall: Jede Szene wurde - die Disneyschen storyboards vorwegnehmend - zuvor gezeichnet.
Gedreht wurde in Wismar, Lübeck, Lauenburg, Rostock und auf Sylt, in der Hohen Tatra in der Slowakei sowie in den Ateliers in Berlin-Johannisthal und im Tegeler Forst.
Die Produzenten Diekmann und Grau starteten eine große Werbekampagne für ihr Werk und organisierten im März 1922 eine aufwendige Premiere im Marmorsaal des Zoologischen Gartens in Berlin. Da aber die UFA sich weigerte, "Nosferatu" in ihren Kinos zu spielen, konnte der Film trotz guter Kritiken nicht die Masse an Publikum erreichen, die nötig gewesen wäre, die Kosten zu decken. Schon fünf Monate später wurde ein Konkursverfahren gegen die Produktionsgesellschaft Prana eröffnet, deren einziges Werk dies bleiben sollte, und der Film wurde gepfändet.
1979 drehte Werner Herzog seine gelungene Neuverfilmung "Nosferatu - Phantom der Nacht" mit Klaus Kinski in der Hauptrolle.
Ein Zuschauer lobt: "Dieser Film ist immer noch eine der ikonischsten Schauergeschichten. Während heute Krach genutzt wird, um einen zu erschrecken, hat dieser Streifen eine subtile Ruhe in seinen Bildern, welche die Atmosphäre unterstützt und die unheimlichen Momente aufbaut. Die Figur des Grafen Orlok ist auch großartig - von dem unglaublichen Maskenbild bis zu seinem schauerlichen Gang liefert Max Schreck hier eine unvergessliche Leistung. Ein perfekter Film für den späten Abend, wenn alle Lichter gelöscht sind."
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