"Hidden Figures", Sat1, 20:15 Uhr
Drei afro-amerikanische Mathematikerinnen (Taraji P. Henson, Janelle Monáe und Octavia Spencer) tragen in Zeiten der Rassentrennung entscheidend zum Erfolg des NASA-Weltraumprogramms Anfang der Sechziger bei.
Man würde sich wünschen, dass eine der absurdesten, wiederkehrenden Szenen in diesem US-Drama - die von Taraji P. Henson gespielte Katherine Johnson muss, weil sie als Farbige nicht die Toilette der Weißen benutzen darf, quer über den NASA-Campus und zurück hetzen, um die Farbigentoilette aufzusuchen, Fiktion ist. Leider aber war das die Realität, wenn auch in Wahrheit nicht für Johnson, sondern für ihre Kollegin Mary Jackson, die von Janelle Monáe gespielt wird.
Erst 1964 hob US-Präsident Lyndon B. Johnson zumindest juristisch die Rassentrennung in den USA mit dem Civil Rights Act auf, was noch lange nicht heißt, dass die Segregation nach Hautfarben Geschichte war. Bei der Weltraumbehörde NASA, die im Weltraumrennen ins Hintertreffen mit der Sowjetunion geraten war, wurde die Rassentrennung bereits 1958 in einigen Abteilungen wie der, in der Katherine Johnson arbeitete, aufgehoben, und man arbeitete in multi-ethnischen Teams zusammen. In anderen Abteilungen mussten die afro-amerikanischen Mathematikerinnen aber in gesonderten, teilweise fensterlosen Büros für sich als "menschliche Computer" arbeiten. Dass die NASA von weißen Männern dominiert wurde, machte die berufliche Situation - von Karriere gar nicht zu reden - für diese Frauen noch doppelt schwer.
Folgerichtig, aber nicht weniger skandalös war es, dass der Beitrag dieser Frauen zum Apollo-Weltraumprogramm und schlussendlich zur Mondlandung auf den Tag genau vor 50 Jahren jahrzehntelang verschwiegen wurde. In der Geschichtsschreibung reklamierten eben die weißen Männer den Erfolg vollkommen für sich, und selbst viele der an dieser 20th Century Fox-Produktion beteiligten Künstler wie Taraji P. Henson, Janelle Monáe, Kevin Costner und Komponist Hans Zimmer gaben zu, vor den Dreharbeiten noch nie etwas von diesen Frauen gehört zu haben.
Das Verdienst, dass zumindest noch Katherine Johnson die Ehrung erfahren hat, die ihr zusteht, gebührt Autorin Margot Lee Shetterly, welche die Geschichte in ihrem gleichnamigen Sachbuch im Jahr 2016 zurecht rückte, dem Filmstudio Fox, das die Verfilmungsrechte noch vor Erscheinen ein Jahr zuvor erworben hatte, und Regisseur und Drehbuchautor Theodore Melfi ("Der Vogel"). Dieser fand die richtige Mischung aus Fakt und Fiktion, bei der er die Essenz der wahren Geschehnisse beibehielt und Herz erwärmend und zuschauerfreundlich nacherzählte.
Gedreht wurde für 25 Millionen Dollar auf dem Campus des Morehouse College und dem der Dobbins Air Reserve Base in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia.
"Hidden Figures" erhielt durchgängig gute Kritiken und wurde mit einem weltweiten Einspiel von 235 Millionen Dollar auch ein Erfolg beim Publikum. Bei den Academy Awards lagen der Film, das Drehbuch und Nebendarstellerin Octavia Spencer im Rennen. Bei den Golden Globes waren Nebendarstellerin Spencer und die Komponisten Benjamin Wallfisch, Pharrell Williams und Hans Zimmer nominiert. Bei den Britischen Filmpreisen ging das Drehbuch ins Rennen. Die Screen Actors Guild zeichnete das Ensemble aus und nominierte Spencer.
Kritikerin Ruth Maramis meinte in "Flix Chatter": "Ein wichtiger Film, so viel ist sicher. Aber auch ein gut geschriebener und gut gespielter, der so inspirierend wie unterhaltsam ist. Er hat mich zum Lachen und Weinen gebracht, und am Schluss wollte ich aufstehen und jubeln."
"Es war einmal in Amerika", Arte, 20:15 Uhr
Die nahezu ein halbes Jahrhundert umfassende Lebensgeschichte des New Yorker Gangsters Noodles (Robert De Niro), der sich in den zwanziger Jahren mit Gewalt und Korruption nach oben arbeitet.
Dieser US-Kriminalfilm aus dem Jahr 1984 war ein Lebenstraum des italienischen Regisseurs und Drehbuchautoren Sergio Leone ("The Good, the Bad and the Ugly"), den er rund 20 Jahre verfolgte. Nachdem er Mitte der Sechziger den autobiographischen Roman von Herschel Goldberg, den dieser unter dem Pseudonym Harry Grey 1952 veröffentlicht hatte, gelesen hatte, wollte Leone aus dem Stoff einen Film fertigen. Er traf sich nach den Dreharbeiten zu "Once Upon a Time in the West" ("Spiel mir das Lied vom Tod") mit Goldberg und erwarb schließlich die Rechte.
Doch die Anläufe in den Siebzigern, den Stoff zu verfilmen - unter anderem mit Gérard Depardieu und Richard Dreyfuss in den Rollen, die schließlich an James Woods und Robert De Niro gehen sollten - verliefen im Sande. Schließlich konnten die Dreharbeiten im Sommer 1982 beginnen, für 30 Millionen Dollar produziert durch die US-Produktionsgesellschaft The Ladd Company und weiteren Partnern auch aus Leone's Heimat Italien.
Die meisten Szenen entstanden vor Ort in New York City, aber auch am Strand von St. Petersburg im US-Bundesstaat Florida, in Paris, in Venedig und in Quebec. Die Innenaufnahmen wurden sämtlich in den Cinecittà-Studios in Rom gefilmt.
Am Ende hatte Sergio über acht Stunden Material zusammen, das er mit seinem Cutter Nino Baragli auf sechs Stunden kürzte. Geplant war, den Film in zwei Teilen à la drei Stunden zu veröffentlichen. Darauf ließ sich Produzent Arnon Milchan ("Widows") nicht ein - er fürchtete einen Misserfolg wie bei Bernardo Bertolucci's zweiteiligem Epos "1900" acht Jahre zuvor. Also war Leone gezwungen, sein Werk auf 229 Minuten zu kürzen.
Diese Fassung wurde auf den Filmfestspielen von Cannes außer Konkurrenz uraufgeführt und dort mit einer 15-minütigen Stehenden Ovation gefeiert. Doch The Ladd Company hatten dennoch Sorge, dass sich mit diesem langem Streifen auf dem Heimatmarkt kein Geld würde verdienen lassen und kürzten ohne Rücksprache mit Leone dessen Werk auf unkenntliche 139 Minuten herunter. Wäre "Once Upon a Time in America" ohne Kürzung durchgefallen - diese verstümmelte Fassung verfing beim US-Publikum erst recht nicht. Die Produktion floppte mit einem Einspiel von kümmerlichen 5 Millionen Dollar - das entspräche heute 13 Millionen Dollar.
Es ist schade, dass Leone's Lebenstraum solch ein Ende finden musste, denn er verabschiedete sich - dies sollte sein letzter Film sein - mit einem Meisterwerk von mythischer Wucht: Visuell atemberaubend, stilsicher, kühn, emotional eindringlich und mit vielen großartigen darstellerischen Leistungen, insbesondere von De Niro und Woods. Und trotz der Länge niemals langweilig.
Aufgrund einer Formalität konnte "Once Upon a Time" nicht am Wettbewerb um den Academy Award teilnehmen, aber er wurde für zwei Golden Globes - für Regisseur Sergio Leone und Komponist Ennio Morricone - und für fünf Britische Filmpreise nominiert; hier gewannen Komponist Morricone und Kostümbildnerin Gabriella Pescucci; leer gingen Regisseur Leone, Nebendarstellerin Tuesday Weld und Kameramann Tonino Delli Colli aus.
Ein Zuschauer schreibt: "Ich habe diesen Film aus Zufall gesehen. Nach einem sehr langen Tag kam ich auf einer Geschäftsreise in mein Hotelzimmer zurück und schaltete den Fernseher ein, wo gerade dieser Streifen anfing. Ich habe mich auf's Bett gesetzt, um zu entscheiden, ob ich weiter dabei bleibe, und zog meine Schuhe und die Krawatte aus. Nach drei Stunden stellte ich fest, dass ich noch immer so da saß. Ich war vollkommen von der brutalen Geschichte gefesselt worden. Ich habe nie ganz herausfinden können, warum das Werk mich so berührt hat. Vielleicht das Bedauern über die fürchterliche Verschwendung, die sich durch das praktisch sinnlose, hemmungslose Streben von Noodles und seiner Gang ergibt, ihren außergewöhnlichen Appetit nach Genuss und Reichtum zu stillen?"
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