"The Blind Side", Pro7, 18:00 Uhr
Ein obdachloser und traumatisierter Jugendlicher (Quinton Aaron) entwickelt sich dank der Hilfe einer fürsorglichen Frau (Sandra Bullock) und ihrer Familie zu einem der besten Football-Spieler der USA.
Vom Tellerwäscher zum Millionär - Amerika liebt diese Geschichten, und "The Blind Side" hat den Vorzug, eine wahre zu erzählen. Michael Oher wurde 2004 von Leigh Anne and Sean Tuohy bei sich aufgenommen und schließlich adoptiert. 2009 verpflichteten ihn die Baltimore Ravens; bis zum Sommer 2017 spielte Oher bei den Carolina Panthers.
2006 hatte der Journalist Michael Lewis die außergewöhnliche Jugend des Sportlers in dem Sachbuch "The Blind Side - Evolution of a Game" geschildert, das Regisseur und Drehbuchautor John Lee Hancock ("The Little Things") zur Grundlage seines US-Dramas machte, das er für 29 Millionen Dollar im US-Bundesstaat Georgia drehte.
Im Film wirken einige ehemalige und damals aktuelle Football-Trainer mit. Für die Hauptrolle wollten Warner Brothers Julia Roberts, die aber ablehnte. Stattdessen nahm Sandra Bullock den Part an, verzichtete dafür sogar auf einen Teil ihrer sonst üblichen Gage und akzeptierte statt dessen eine Gewinnbeteiligung. Das sollte sich für die Schauspielerin mehr als bezahlt machen.
"The Blind Side" schaffte dank hervorragender Mundpropaganda das seltene Kunststück, in seiner dritten Woche an die Charts-Spitze der US-Top Ten zu kommen. Erstmals überschritt ein Film, der nur mit dem Namen einer Darstellerin beworben wurde, die 200 Millionen Dollar-Marke in den USA und wurde mit insgesamt 256 Millionen Dollar 2009 ein riesiger Erfolg in den amerikanischen Kinos. Im Ausland kamen nochmal bescheidene 53 Millionen Dollar hinzu. Dazu gewann Bullock den Oscar und den Golden Globe als "Beste Hauptdarstellerin"; der Film selbst war als bester des Jahres für den Academy Award nominiert.
Die Kritiken waren freundlich, aber nicht so enthusiastisch wie die der Zuschauer. Manche Rezensenten monierten, dass hier wieder einmal Weiße einen Afro-Amerikaner retteten, was als rassistisch empfunden wurde. Doch die Filmemacher konnten zu Recht darauf verweisen, dass die starke Geschichte sich wirklich so zugetragen hatte. Die überragende Leistung von Sandra tat dann noch ihr Übriges zum Erfolg.
Kritiker Matt Neal schrieb in "The Standard": "Eine zuckersüße Geschichte, der es an echter Spannung oder Dramatik fehlt und die wiederholt in kitischige Gefilde abzugleiten droht, es aber irgendwie, einfach durch ihre tollkühne Herzensgüte schafft, durchgängig unterhaltsam zu sein."
"Die Frau in Gold", ARD, 00:05 Uhr
Die einst vor den Nationalsozialisten aus Wien geflohene, inzwischen über 80 Jahre alte Maria Altmann (Helen Mirren) verklagt den Staat Österreich auf die Herausgabe eines Bildes, das einst ihrer Familie gehörte.
Das Thema Beutekunst oder Raubkunst - in Deutschland nur allzu bekannt - steht im Mittelpunkt dieses britischen Dramas, mit dem eine wahre Geschichte auf die Leinwand kommt. 1907 hatte der österreichische Maler Gustav Klimt ein Ölgemälde mit umfangreichen Blattsilber- und Blattgoldauflagen auf Leinwand gemalt, das ein Portrait der Wienerin Adele Bloch-Bauer zeigt. Dieses Bild mit dem Titel "Adele Bloch-Bauer I" schmückte die Wohnung der Familie jüdischen Glaubens 30 Jahre lang. Es sollte keinen Monat nach dem Einmarsch der deutschen Armee nach Österreich im März 1938 vergehen, dass der gesamte Besitz der ins Ausland flüchtenden Familie enteignet wurde. "Adele Bloch-Bauer I" wanderte nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Exponat mit dem Titel "Goldene Adele" in die Österreichische Galerie Belvedere, ein Kunstmuseum in Wien, in der sie fast 60 Jahre zu sehen sein sollte und eine der Hauptattraktionen darstellte.
1998 wurde in Österreich das "Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen" beschlossen, das auch das Recht für jeden interessierten Bürger umfasste, in die Unterlagen der staatlichen Museen und Galerien Einsicht zu nehmen, die Aufschluss darüber gaben, wie die Kunstwerke erworben worden waren. Der im Film von Daniel Brühl verkörperte Journalist Hubertus Czernin informierte die Erben Bloch-Bauers, dass der Kauf durch die Galerie 1941 juristisch keine Gültigkeit besaß. Daraufhin bat die in Los Angeles lebende Tochter Adeles, Maria Altman, um die Übergabe des Bildes. Die österreichische Regierung vertrat jedoch den Standpunkt, das Land sei rechtmäßiger Besitzer des Bildes und ließ es auf einen Rechtsstreit ankommen, der 2006 nach acht Jahren juristischer Auseinandersetzungen entschieden wurde.
Ein Jahr darauf entstand der britsche Dokumentarfilm "Stealing Klimt", der die Geschehnisse aufnahm und die Geschichte auf dem Wahrnehmungsradar der Filmindustrie auftauchen ließ. Der englische Regisseur Simon Curtis ("Enzo und die wundersame Welt der Menschen") wählte das Projekt als seinen zweiten Spielfilm nach "My Week with Marilyn" und drehte die BBC-Produktion für umgerechnet 11 Millionen Dollar in London, Los Angeles und Wien.
Wie stets nimmt sich auch diese "nach wahren Begebenheiten" erzählte Story einige künstlerische Freiheiten und verändert zur Dramatisierung die Fakten. Insbesondere reduziert der Streifen die entscheidende Rolle von Hubertus Czernin, der hier mehr als ein Zuarbeiter erscheint, zu Gunsten von Altman's amerikanischen Anwalt Randy Schoenberg, der von Ryan Reynolds dargestellt wird.
"Woman in Gold" erzählt die faszinierende Geschichte enttäuschend lahm, profitiert aber von starken Leistungen von Mirren und Reynolds. Helen erhielt für ihre Schauspielkunst eine Nominierung bei den Screen Actors Guild Awards. Bei gemischten Kritiken wurde das Werk 2015 mit weltweit 61 Millionen Dollar Umsatz ein solider Erfolg.
Kritikerin Susan Cole schrieb in "Now Toronto": "Die Erzählung ist nach Schema F gestaltet, die Rückblenden etwas kitschig und der Konflikt, der zwischen Ryan Reynolds und seiner von Katie Holmes gespielten Frau entsteht, wird etwas zu einfach aufgelöst. Aber keine Sorge deswegen - sehen Sie einfach zu, wie Helen Mirren ihr Ding macht."
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