In die deutschen Kinos kommt wieder mehr Bewegung: Aus Hollywood landet der fünfte "Scream" an, während das europäische Kino mit vier Dramen aufwartet: Dem britischen "Spencer" mit Kristen Stewart als Lady Di, dem schwedischen "Pleasure" mit einem weiblichen Blick in die Pornofilmbranche, dem französischen "Gloria Mundi" mit einer anti-kapitalistischen Einstellung und dem deutschen "Égalité" von Schauspieler Kida Khodr Ramadan. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Scream"
Horror
USA
114 Minuten
FSK 16
Unsere Empfehlung: Reingehen!
25 Jahre nach den Morden von Woodsboro treibt ein neuer Killer in Ghostface-Maske sein Unwesen und nimmt eine Gruppe von Teenagern ins Visier. Drei Überlebende (Neve Campbell, Courtney Cox und David Arquette) der alten Mordserie treten deshalb wieder miteinander in Kontakt, um den Killer zu stoppen.
26 Jahre nach dem ersten, das Horror-Genre revolutionierenden "Scream" und elf Jahre nach dem vierten Part kommt nun ein neuer Aufguss der selbstreferentiellen Reihe, der es tatsächlich schafft, zu den besseren des Quintetts zu gehören. Dem Regieduo der Horrorspezialisten Matt Betinelli-Olpin und Tyler Gillett ("Ready or Not") und ihrem Drehbuchduo Guy Busick ("Ready or Not") und James Vanderbilt ("Murder Mystery") gelingt es in ihrem US-Horrorfilm überraschend häufig, die Meta-Ebene einfallsreich, prägnant und voller Zuneigung zu den Vorgängern zu bedienen und dabei Spaß zu haben. Die 24 Millionen Dollar teure Paramount Pictures-Produktion hat gute Kritiken und eine positive Zuschauerresonanz erhalten.
Unser Kritiker Falk Straub ist gebremst angetan: "Der inzwischen fünfte Teil von ist hoffentlich der letzte. Denn mit diesem Requel zieht sich die Horrorfilmreihe, die im Gegensatz zu vielen zu Tode gerittenen Konkurrenten bislang recht übersichtlich blieb, ganz ordentlich aus der Affaire. Mit Respekt für das Original und Liebe für die Figuren inszeniert, schrauben die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett das Horrorlevel ein wenig nach oben, das Humorlevel hingegen zu weit nach unten. Der Film macht zwar Spaß, aber lange nicht so viel wie das Original."
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"Spencer"
Drama
Großbritannien
116 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Diana (Kristen Stewart), Prinzessin von Wales, ringt zum Weihnachtsfest 1991 mit der Entscheidung, das Königshaus und ihre zerrüttete Ehe mit Charles (Jack Farthing) ganz hinter sich zu lassen.
Nachdem er mit "Jackie" bereits der Gattin eines Mächtigen ein filmisches Denkmal gesetzt hat, widmet sich der chilenische Regisseur Pablo Larraín in diesem britischen Drama nun Diana Spencer alias Princess Diana. Der eigenwillige Stil des Filmemachers beziehungsweise seine Weigerung, die Handlung traditionell zu erzählen, wird manchen Zuschauer frustrieren, aber jeder wird sich darauf einigen können, dass die US-Titeldarstellerin Kristen Stewart eine grandiose Darstellung zeigt. Dass die Kritiken für die 18 Millionen Dollar teure DCM-Produktion sehr gut sind, während die Zuschauermeinungen bestenfalls gemischt ausfallen, verwundert da nicht.
Nichts ficht unseren Rezensenten Andreas Köhnemann an. Er ist begeistert und vergibt die Höchstwertung: Fünf von fünf Sternen. Er schreibt: "Einnehmend, klug und wunderbar surreal. Pablo Larraín erschafft eine kunstvolle Momentaufnahme – und Kristen Stewart ist wieder einmal umwerfend gut!"
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"Pleasure"
Drama
Schweden
108 Minuten
FSK 18
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Eine junge Frau (Sofia Kappel) reist von Schweden in die USA, um es im Pornogeschäft ganz nach oben zu schaffen. Dafür muss sie immer mehr Grenzen überschreiten und sich zunehmend selbst aufgeben.
Ein weiblicher Blick auf eine männliche Industrie: Regisseurin und Drehbuchautorin Ninja Thyberg, die für ihr Spielfilmdebut ihren gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2013 als Ausgangspunkt nimmt, scheut bei ihrem ambivalenten Blick hinter die Kulissen der Pornoindustrie vor Provokationen nicht zurück. Ihr teils dokumentarisch anmutendes schwedisches Drama zeigt die abstoßenden Elemente dieses Unterhaltungsbereichs und trumpft mit einer starken Leistung von Hauptdarstellerin Sofia Kappel auf. Die Weltkino-Produktion hat sehr gute Kritiken erhalten.
Auch von unserem Kollegen Andreas Köhnemann: "Ein sorgfältig recherchierter Film, der einen differenzierten Blick auf die US-Pornoindustrie wirft – mit einer überzeugenden Hauptdarstellerin im Zentrum."
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"Gloria Mundi - Rückkehr nach Marseille"
Drama
Frankreich
106 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Ein frisch entlassener Häftling (Gérard Meylan) versucht seiner verzweifelten Tochter (Anaïs Demoustier), deren Ehemann (Robinson Stévenin) und der kurz zuvor geborenen Tochter zu helfen, finanziell über die Runden zu kommen.
Der aus Marseille stammende Regisseur und Drehbuchautor Robert Guédiguian ("Das Haus am Meer") erzählt in diesem französischen Drama mit seinem eingespielten Ensemble undramatisch und etwas arg holzschnittartig von sozialer Ungerechtigkeit. Dem dick aufgetragenen anti-kapitalistischen Tonfall hauchen die guten Darsteller herzerfülltes Leben ein. Die Kritiken für die bereits Ende 2019 in den Kinos des Nachbarlandes gestartete FilmKinoText-Produktion sind überwiegend positiv ausgefallen.
Unser Kritiker Falk Straub hat Licht und Schatten gesehen: "Vor dem Hintergrund der pittoresken Mittelmeermetropole Marseille erzählt Robert Guédiguian vom Prekariat. Der Film ist ein mitfühlendes Drama über eine Welt, der es an Mitgefühl mangelt. Guédiguian macht nachvollziehbar, wie es dem Kapitalismus gelingt, Menschen des gleichen sozialen Stands die Solidarität auszutreiben und wie er sie stattdessen dazu (ver)führt, sich gegenseitig auszubeuten. Das gibt zu denken, reißt aber nicht recht mit."
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"Égalité"
Drama
Deutschland
80 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Ein 14-jähriges Mädchen (Dunya Ramadan) erwacht nach einer scheinbar harmlosen Mandeloperation blind. Die Ärzte können sich den Fall nicht erklären, doch der Vater (Burak Yigit) steigert sich immer mehr in den Glauben, dass die Wahrheit vertuscht werden soll.
Ein zeitgemäßes deutsches Drama über Wissenschaft und Verschwörungstheorie, das auch Fragen über Diskriminierung und Ungleichheit einwebt, wie schon der Titel anzeigt. Leider ist Regisseur Kida Khodr Ramadan ("In Berlin wächst kein Orangenbaum") der Versuchung erlegen, effekthascherische Stilmittel und eine aufdringliche Musik einzusetzen, während die Handlung von Drehbuchautor Constantin Lieb ("Fabian oder Der Gang vor die Hunde") zunehmend unglaubwürdig wird. Die Kritiken für die Alpha Centauri-Produktion sind überwiegend negativ aufgefallen.
Auch unser Rezensent Falk Straub rät, sich den Kinobesuch zu sparen: "Während das Schauspielensemble überzeugt, treten die Schwächen, die bereits Kida Khodr Ramadan's Regiedebüt kennzeichneten, hier noch stärker zutage. Nicht jede Drehbuchentscheidung ist geglückt. Besonders die Entwicklung des Vaters ist zu forciert und dadurch unglaubwürdig."
Hier geht es zu den kompletten Filmstarts