"Der Mann, der König sein wollte", 3sat, 23:30 Uhr
Zwei Deserteure (Michael Caine und Sean Connery) der viktorianischen Indien-Armee machen sich auf den Weg nach Afghanistan, um dort ein Großreich zu gründen.
Für den amerikanischen Regisseur und Drehbuchautor John Huston ("The Maltese Falcon") war die Geschichte "The Man Who Would Be King" für Jahrzehnte ein Lieblingsprojekt. Als Kind hatte der Filmemacher begeistert die gleichnamige Novelle des englischen Autoren Rudyard Kipling gelesen, und als Erwachsener wollte er die Story auf die große Leinwand bringen. Doch verschiedene Anläufe versandeten.
Angefangen in den Fünfzigern mit dem Duo Humphrey Bogart und Clark Gable über Kirk Douglas und Burt Lancaster, dann in den Sechzigern über Richard Burton und Peter O'Toole bis in die Siebziger mit Paul Newman und Robert Redford, versuchte Huston erfolglos verschiedene Traumduos für seine Produktion zu gewinnen. Es war dann Newman, der John riet, auf jeden Fall britische Darsteller zu besetzen. Und das klappte: Michael Caine und Sean Connery übernahmen die Hauptrollen, und die Dreharbeiten konnten Anfang 1975 beginnen.
Der britische Abenteuerfilm entstand für umgerechnet 8 Millionen Dollar in den Pinewood Studios nahe London sowie in Frankreich und in Marokko, das für Afghanistan einstand.
Huston's Beharrlichkeit zahlte sich aus - "The Man Who Would Be King" zählt zu seinen besten Werken: Der spannende und witzige Streifen erzählt von Legendenbildung, Standhaftigkeit, Tapferkeit, Kamaradschaft, Edelmut und Gier. Dabei ist er erzählerisch und stilistisch vielseitig, einfallsreich, grotesk und poetisch.
Die Columbia Pictures-Produktion erhielt 1975 gute Kritiken und spielte allein in den USA 11 Millionen Dollar ein. Drehbuchautor John Huston, Cutter Russell Lloyd, Bühnenbildner Alexandre Trauner und Kostümbildnerin Edith Head wurden für den Oscar nominiert; Komponist Maurice Jarre ging ins Golden Globe-Rennen; Kameramann Oswald Morris und Kostümbildnerin Head waren für den Britischen Filmpreis nominiert.
Eine Zuschauerin lobt: "Die Kameraführung, die Inszenierung, das Drehbuch und die Geschichte sind allesamt phantastisch, ebenso wie das gesamte Ensemble vor der Kamera. Aber was diesen Film für mich so nahezu perfekt macht, ist das Verhältnis zwischen Michael Caine und Sean Connery. Deren beiden grandiosen Leistungen erschaffen das Gefühl einer Freundschaft, das von der Leinwand herunter reicht und einen selbst an die Menschen erinnert, die einem am nächsten stehen. Eine meisterhafte Darstellung, die einen guten Abenteuerfilm zu einem Stück Kinogeschichte machen, das man wieder und wieder anschauen kann. Und ohne zu viel zu verraten: Das Ende ist Herz zerreißend und befriedigend zugleich."
"Tödliches Kommando", RTL2, 00:35 Uhr
Während des Irak-Kriegs legt sich ein dem Bombenentschärfungs-Team neu zugeteilter Sergeant (Jeremy Renner) durch seine eigenwillige Arbeitsweise mit seinen Kollegen an.
Der Triumph von "The Hurt Locker" bei den Academy Awards 2009 über den Giganten "Avatar" ist sicherlich eine der größten Oscar-Überraschungen. Nicht nur, dass der Film als solcher gewann, auch Regisseurin Kathryn Bigelow wurde als erste Frau in der 82-jährigen Geschichte der Filmpreise ausgezeichnet. Manche meinten, die Academy-Mitglieder hätten ihrem Ex-Mann, dem nicht allseits beliebten "Avatar"-Regisseur James Cameron, eins auswischen wollen. Aber an der schieren Qualität dieses US-Thrillers, das sich in den fast durchgängig hymnischen Besprechungen, den über 100 Preisen und noch weiteren über 100 Nominierungen sowie dem Auftauchen auf fast jeder Jahresbestenliste der Filmjournalisten manifestierte, war eben auch schwer vorbeizukommen.
Dennoch sprach viel gegen die für insgesamt neun Academy Awards nominierte Independent-Produktion. An den Kinokassen war das 15 Millionen Dollar teure Werk in den USA mit nur 17 Millionen Dollar Umsatz gefloppt. Weltweit waren lediglich 49 Millionen Dollar zusammen gekommen. Damit hatte kein Oscar-Film hat so wenig verdient wie dieser. Und Produzent Nicolas Chartier schien seinem Streifen im Vorfeld der Verleihung einen Bärendienst erwiesen zu haben, als er etwas zu aggressiv Werbung machte und in einer e-mail die Academy-Mitglieder bat, für "The Hurt Locker" und "nicht für einen 500 Millionen Dollar-Film", also "Avatar", zu stimmen. Als Konsequenz lud man Chartier von der Preisverleihungsgala aus.
Doch am 7. März 2010 lief es dann wider Erwarten prächtig für den Außenseiter. Nur Hauptdarsteller Jeremy Renner, Kameramann Barry Ackroyd und Komponist Marco Beltrami gingen leer aus; neben den Produzenten und der Regisseurin gab es Goldjungen für das Originaldrehbuch von Mark Boal ("Triple Frontier"), den Schnitt, die Tonmischung und den Tonschnitt.
Es war der Lohn für ein mit viel Herzblut umgesetztes Projekt, bei dem Bigelow ihre Vision einer authentischen Wiedergabe eines Einsatzes in einem Kriegsgebiet so weit wie möglich hatte umsetzen können. Zwar musste sie ihr Vorhaben, gar vor Ort im Irak zu drehen, aus Sicherheitsgründen aufgeben, aber auch Jordanien - einige Kilometer von der irakischen Grenze entfernt - gab mit seiner Hitze, seinem Staub und den irakischen Geflohenen als Statisten einen realistischen Schauplatz ab.
Dort ließ die Filmemacherin, deren erstes Projekt seit fünf Jahren und dem gefloppten Harrison Ford-Thriller "K-19" dies war, oft mehrere Kameras gleichzeitig laufen, so dass am Ende rund 200 Stunden Material zusammen kamen, für dessen Schnitt die Cutter Bob Murawski und Chris Innis acht Monate benötigten. Heraus kam ein gut gespielter, intensiv gefilmter und mit Action angefüllter Streifen, der eine der besten Dramatisierungen des Irak-Kriegs darstellt.
Bigelow's Interesse an der Geschichte hatte Drehbuchautor Boal geweckt, der 2004 als freiberuflicher Journalist für zwei Wochen mit der Armee im Irak unterwegs gewesen war. Er wollte einen Film aus Sicht der einfachen Soldaten zeigen. Ob die Geschehnisse auf der Leinwand dann der Realität entsprachen, war umstritten. Viele Kriegsveteranen kritisierten den Film als "absurd", einige priesen aber die Atmosphäre.
Das Wort "Hurt Locker" lässt sich nicht direkt ins Deutsche übersetzen, weshalb der Verleih wohl auch den tranigen Titel "Tödliches Kommando" wählte. Im Film ist es der Soldatenjargon für einen Ort, an dem man seinen Schmerz wegsperrt.
Kritiker Drew McWheeny schrieb in "Hit Fix": "Der Film funktioniert so gut, weil er nicht versucht, irgendeinen falschen Erzählbogen zu erfinden, um die ganze Sache daran aufzuhängen. Dieser Streifen ist statt dessen ein Stück aus dem wahren Leben und dabei sehr beobachtend."
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