Nachdem am Montag bekannt wurde, daß Regisseur Stanley Kubrick verstorben ist, drehten Gerüchte und Spekulationen über den Film "Eyes Wide Shut" ihre Runden durch Medien und Filmindustrie. Hauptsächlich wurde die Frage aufgeworfen, wie weit Kubrick mit dem Endschnitt des Films nun tatsächlich gekommen war. Julian Senior, Chef der europäischen Werbe- und Publicityabteilung des produzierenden Studios Warner Bros., ließ daher am Dienstag die englische Zeitung "The Guardian" wissen, daß er nur zwölf Stunden vor dem Tod des Filmemachers Kubrick noch mit ihm gesprochen habe. Dabei sei über die Werbemaßnahmen für den Thriller diskutiert worden. "Der Film ist fertig", erklärte Senior, "Stanley hat sein Leben weniger als eine Woche nach seinem Film beendet. Hätte man sich sowas ausgedacht, hätten die Leute gelacht."
Der zurückgezogen lebende Regisseur habe ihn gebeten, eine Liste der wichtigsten vier oder fünf Magazine und der besten Autoren zusammenzustellen. Dabei habe er auch die Bereichtschaft angedeutet, einige Interviews zur Promotion seines Films zu geben. Am nächsten Tag wollten sich beide wieder treffen, um eine Anfrage des Filmfests Venedig, die Premiere von "Eyes Wide Shut" in der Lagunenstadt zu begehen, zu besprechen. Natürlich ist es dazu nicht mehr gekommen.
Trotz dieses Aufklärungsversuchs von Julian Senior herrscht eine gewisse Einigkeit in der Annahme, daß Perfektionist Kubrick - Film fertig oder nicht - bis zur tatsächlichen Premiere weiter daran herumgeschnippelt hätte. Was passiert, wenn der Film in den USA wie befürchtet die Altersfreigabe "nicht unter 17 Jahren" erhält, wurde von einem unbekannten Plauderer aus den Reihen der Warner Bros. Angestellten der Zeitung New York Post erklärt. Während normalerweise bei einer derartigen, für die finanzielle Auswertung ja recht unpraktischen, Altersfreigabe gerne der Film ein wenig umgeschnitten wird, existieren solche Pläne im Fall von "Eyes Wide Shut" nicht. "Niemand würde es wagen...," erklärte die anonyme Quelle.