"Die Blumen von Shanghai", Arte, 23:15 Uhr
Geschichten von Liebe, Loyalität und Betrug in einem "Blumenhaus", einem Edel-Bordell Shanghais Ende des 19. Jahrhunderts.
Die Inhaltsangabe deutet es an - Handlung ist für Regisseur Hou Hsiao-Hsien ("The Assassin") traditionell nachrangig. Und so wird dieses taiwanesische Drama, das Arte heute als Premiere ausstrahlt, für manche Betrachter wie den Kritiker Calvin McMillin "grenzwertig komatös" wirken, während die überwältigende Mehrzahl der Kritiker bei "Hai shang hua" - so der Originaltitel - "die unglaubliche Schönheit gar nicht genug betonen" konnten, wie Rezensent Jeffrey Anderson.
Das Lob ist umso bemerkenswerter, weil der Streifen vollständig in Innenräumen spielt. Einen Schnitt gibt es nicht, die einzelnen Szenen werden alle durch Blenden verbunden, und außer Dialogen auch keinerlei "Action". Hou entfaltet gekonnt und sensibel durch Gespräche und Beobachtungen ohne Sentimentalität, aber voller Mitgefühl die kleinen tragischen Schicksale der abhängigen Frauen und ihre Hoffnung auf Befreiung. Das Drehbuch beruht auf einem Roman von Bangquing Han aus dem Jahr 1892.
"Hai shang hua" feierte seine Premiere 1998 auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und wurde von Taiwan als Anwärter auf den Oscar als "Bester fremdsprachiger Film" nach Hollywood geschickt, wo er aber keine Berücksichtigung fand.
Ein Zuschauer schwärmt: "Dieser Film ist schwer zu beschreiben. Er ist sehr kunstvoll und sicherlich für manche Betrachter sehr langsam, aber wenn man sich auf ihn einlässt, verliert man jedes Zeitgefühl, weil er so faszinierend ist. Ein seltsames Gefühl. Ein wirklich wunderschönes Werk - die Sorte Streifen, die man mehr und mehr zu mögen beginnt, je öfter man sie sich ansieht. Wer das Kino liebt, sollte diesen Film nicht verpassen. Man wird es nicht bereuen."
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