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Maurice - James Wilby und Hugh Grant
Maurice - James Wilby und Hugh Grant

TV-Tipp für Montag (25.10.): Hugh Grant und James Wilby geraten in Gefühlsturbulenzen

Arte zeigt "Maurice"

"Maurice", Arte, 20:15 Uhr
Zwei junge Männer (Hugh Grant und James Wilby), Angehörige der englischen Oberschicht vor dem Ersten Weltkrieg, verlieben sich während ihres Studiums in Cambridge ineinander.

Über die Jahre sind Passanten auf US-Regisseur und Drehbuchautor James Ivory ("The Remains of the Day") zugegangen, um ihm zu danken: "Sie haben mein Leben verändert."

Grund für diese gewichtige Aussage ist ein Werk des Filmemachers, das weiterhin zu den unbekannteren Ivorys zählt und auch zu einem der vergleichsweise schwächeren Romane des englischen Schriftstellers E.M. Forster: "Maurice".

Bei der Premiere im Jahr 1987 wie heute war und ist die Qualität dieses britischen Dramas unbestritten: Der Film zeigt die Konsequenzen eines verbotenen Verlangens einfühlsam mit einer beeindruckenden Liebesgeschichte, die von einem grandiosen Ensemble herausragend zum Leben erweckt wird.

Die Bedeutung für so viele Zuschauer erhielt die Literaturverfilmung durch ihre offene und realistische Beschreibung einer homosexuellen Liebesbeziehung. Die Kinobesucher sahen auf der Leinwand die Gefühlsturbulenzen und Ängste, denen sie selbst ausgesetzt waren. James hatte völlig recht mit seiner Aussage, dass die Gesellschaft in den Achtzigern nicht viel weiter als 1914 war, als Forster den Roman schrieb, oder 1971, als dieser nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Dass er das Buch erst posthum veröffentlicht sehen wollte, spricht ja auch Bände. Die Ängste und Repressionen homosexueller Menschen blieben ein universelles und zeitlich unabhängiges Faktum.

Dass Ivory das Projekt zu Hochzeiten der AIDS-Epidemie realisierte, als Homosexuelle noch größere Stigmatisierung erfuhren als ohnehin schon, war mutig. Manche Kritiker machten den Zeitpunkt einer schwulen Liebesgeschichte dem Filmemacher gerade zum Vorwurf. Aber nach seinem Riesenerfolg mit "A Room with a View" 1985 hatte der Filmemacher carte blanche und entschied sich, dass sich "Maurice" zur Verfilmung anbot, da er sich ohne Mega-Aufwand realisieren ließ. Gedreht wurde für umgerechnet 2,6 Millionen Dollar hauptsächlich im King's College auf dem Campus der Universität von Cambridge und im Landhaus Wilbury Park in der südwestlichen Grafschaft Wiltshire.

"Maurice" erhielt bei seiner Premiere den Silbernen Löwen auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig für Regisseur James Ivory und eine Oscar-Nominierung für die Kostümbildner. Mit weltweit 3,3 Millionen Dollar wurde er ein Achtungserfolg an den Kinokassen.

Eine Zuschauerin befindet: "Bevor ich diesen Film gesehen habe, hatte ich keine Ahnung von Homosexuellen. Ich hielt Homosexualität im Einklang mit den Meinungen um mich herum für inakzeptabel und widerlich. Dieser Streifen hat mit die Möglichkeit eröffnet, dass Leben schwuler Männer besser zu verstehen, ihre reine Liebe wahrzunehmen, ihren Kampf und ihre Verzweiflung unter den Vorurteilen und dem Druck der Öffentlichkeit zu spüren. Weil in dem Werk etwas ausgedrückt wird, was unzweifelhaft Teil der menschlichen Natur ist, kann er jeden tief im Herzen berühren. Ein großartiger Film!"



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