Die neue Kinowoche besteht zu 100 Prozent aus Hollywood: Es gibt Fortsetzungen zu "Venom" und "Halloween", eine Komödie von dem Weltmeister der Schrulligkeit Wes Anderson und ein Drama von und mit Altmeister Clint Eastwood. Was lohnt den Kinobesuch? Und wann lässt man das Portemonnaie besser stecken?
"Venom: Let There Be Carnage"
Fantasy
USA
97 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Ein Reporter (Tom Hardy), dessen Körper eine Art Symbiose mit dem mächtigen Alien Venom eingegangen ist, muss mit dessen Hilfe einen Serienmörder (Woody Harrelson) unschädlich machen, der seinerseits von einem Alien namens Carnage befallen ist.
Die Fortsetzung zu "Venom" aus dem Jahr 2018 wartet mit einem neuen Regisseur auf: Der englische Filmemacher Andy Serkis ("Mowgli"), besser bekannt als MotionCapture-Genius und Schauspieler, hat die Aufgabe bekommen, mit 110 Millionen Dollar die Marvel Comic-Reihe aus dem Columbia Pictures-"Paralleluniversum" weiterzuspinnen. Das gelingt ihm leidlich: Während die humorvolle (Schlag)Seite des US-Fantasy-Films zu voller Blüte kommt, ist der Rest wenig bemerkenswert gelungen. Die Kritiken sind wie die Zuschauerreaktionen vollkommen gemischt.
Unserem Kritiker Andreas Köhnemann ging es beim Sehen nicht anders: "Ein kruder Mix aus Bromantic Comedy und SciFi-Action. Keine wirklich runde Sache, doch leidlich unterhaltsam und gut gespielt."
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"Halloween Kills"
Horror
USA
105 Minuten
FSK 18
Unsere Empfehlung: Spart Euch das Geld!
Der maskierte Mörder Michael Myers ist einmal mehr dem Tod entronnen und sucht nun erneut eine US-Kleinstadt heim.
Und die nächste Fortsetzung zu einem Streifen aus dem Jahr 2018. Damals gelang Regisseur und Drehbuchautor David Gordon Green das Unerwartete: Ein sehenswerter Neustart der seit 1978 etablierten "Halloween"-Reihe. Konsequent übersprang Green die seitdem aufgelaufenen weiteren neun Fortsetzungen und Reboots und knüpfte direkt an das Original an, mit dem großen Vorzug, dass scream queen Jamie Lee Curtis wieder an Bord war. Das ist auch beim neuesten Teil der Fall, der wiederum direkt an den Vorgänger anschließt. Aber ansonsten konnten die Kreativen bei diesem US-Horrorfilm den Blitz nicht ein zweites Mal in einer Flasche einfangen. Die 20 Millionen Dollar teure Produktion ist zwar, wenn man so sagen will, erfrischend brutal und keine weichgespülte FSK 12-Version. Aber sie ist eben auch nicht mehr als eine Nerv tötende Aneinanderreihung von Brutalitäten. Die eingewobene Kritik, dass Gewalt zu noch mehr Gewalt führt, ist dabei wohlfeil. Die Universal Pictures-Produktion hat schlechte Kritiken und gemischte Zuschauerreaktionen hervorgerufen.
Unser Rezensent Andreas Köhnemann senkt den Daumen: "Ein unausgegorener Mix aus interessanten Retro-Momenten, oberflächlicher Gesellschaftskritik und harten Horror-Passagen. Die Figuren bleiben blass, die Handlung und die Inszenierung wirken konfus."
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"The French Dispatch"
Komödie
USA
107 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Reingehen!
Vier Episoden aus dem französischen Ableger einer erfolgreichen US-Zeitschrift in den fünfziger Jahren.
Ein typischer Wes Anderson. Der Produzent, Regisseur und Drehbuchautor ("The Grand Budapest Hotel") hat eine verspielte und liebevolle Hommage an den Journalismus in Szene gesetzt, wie immer mit einem beeindruckenden Ensemble aus Stammbelegschaft - Frances McDormand, Tilda Swinton, Adrien Brody, Bill Murray, Jason Schwartzman und Owen Wilson - und neuen Gesichtern - Elisabeth Moss, Léa Seydoux, Mathieu Amalric, Timothée Chalamet, Benicio del Toro, Christoph Waltz, Jeffrey Wright - sowie seiner üblichen sorgfältig arrangierten Ästhetik. Die Kritiken und Zuschauerstimmen zu der 25 Millionen Dollar teuren Searchlight Pictures-Produktion sind positiv.
Auch unser Kollege Andreas Köhnemann rät zum Kartenkauf: "Ein klassischer Anderson mit liebevoller Gestaltung, schrulligen Figuren, absurden Handlungssträngen und toller Besetzung. Ein Triumph der Exzentrik!"
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"Cry Macho"
Drama
USA
104 Minuten
FSK 12
Unsere Empfehlung: Ihr könnt, müsst aber nicht!
Ein ehemaliger Rodeo-Star (Clint Eastwood) aus Texas soll in Mexiko den 13-jährigen Sohn (Eduardo Minett) seines ehemaligen Bosses (Dwight Yoakam) aufspüren und nach Hause bringen.
Mit inzwischen 91 Jahren ist Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller Clint Eastwood immer noch unheimlich produktiv und legt inzwischen verlässlicher jährlich Filme vor als Kollege Woody Allen. Diesem US-Drama liegt der gleichnamige Roman von Richard Nash aus dem Jahr 1975 zugrunde. Für seinen Part vor der Kamera ist der immer noch charismatische Eastwood indes hier zu alt, hinter der Kamera erzählt er wieder ökonomisch und mit ruhiger Hand. Das Tempo ist langsam, die Botschaft positiv. Kritiken und Zuschauerreaktionen der 33 Millionen Dollar teuren Warner Brothers Pictures-Produktion sind auch hier vollkommen gemischt.
Unsere Kritikerin Bianka Piringer kommt zu einem ebensolchen ausgewogenen Urteil: "Hollywood-Veteran Clint Eastwood setzt sich als Schauspieler und Regisseur in dieser Geschichte mit den Männlichkeitsidealen des Western-Genres auseinander, das ihn berühmt machte. In seiner Rolle ficht er Wortgefechte mit dem Schützling aus, trickst dessen Verfolger aus und knüpft eine romantische Beziehung. Unterhaltsam wirkt vor allem Eastwood's selbstbewusster, selbstironischer Feldzug gegen die Unsitte, alte Leute zu unterschätzen."
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