"American Pie - Das Klassentreffen", RTL2, 20:15 Uhr
Eine Gruppe von Freunden versammelt sich in East Great Falls im US-Bundesstaat Michigan für ihr High School-Klassentreffen 13 Jahre nach dem Abschluss.
Universal Pictures wussten wohl, dass es das letzte "Hurrah!" werden würde. Für den vierten Part ihrer erfolgreichen "American Pie"-Reihe, der 2012 mit neun Jahren Abstand zum dritten Teil in die Kinos kam, hatte die Marketing-Abteilung den Slogan "Save the best piece for last" ersonnen. Stolz konnte das Studio sein, dass es gelungen war, die Originalbesetzung um Jason Biggs, Eugene Levy und Sean William Scott wieder vor den Kameras zu versammeln und auch einige Akteure wie Natasha Lyonne, Tara Reid und Mena Suvari, die sich den dritten Part geschenkt hatten, zurückzuholen. So fühlte es sich wirklich wie eine "American Reunion" - so der Originaltitel dieser US-Komödie - an.
Und vielleicht nicht ganz erwartet, fand sich immer noch ein treues Publikum für die Reihe, die mit ihren ersten drei Parts immer zuverlässig weltweit über 200 Millionen Dollar umgesetzt hatte. So auch diesmal: Zwar sackte das Ergebnis auf dem Heimatmarkt erheblich ab, wurde aber durch die verstärkte Auslandsnachfrage wettgemacht, so dass man trotz nur gemischter Kritiken mit 235 Millionen Dollar sogar den Umsatz des Originals erreichte. In Deutschland schnappte der Streifen gar am Premierenwochenende dem gleichzeitig gestarteten "The Avengers" die Charts-Spitze weg! Einen daraufhin diskutierten fünften Teil hat es dann aber bis heute nicht gegeben.
Für Regie und Drehbuch wurden mit dem Duo Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg, das bis dahin nur einen Kinofilm "Harold & Kumar Escape from Guantanamo Bay" gedreht hatte, wie jeweils bei den beiden Fortsetzungen neuen Künstlern das Vertrauen geschenkt. Gedreht wurde für 50 Millionen Dollar in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia.
Für Fans der Reihe bietet "American Pie Reunion" dasselbe vom Gleichen und damit ein schönes nostalgisches Wiedersehen mit vertrauten Charakteren.
Kritikerin Neely Swanson schrieb: "Figurenentwicklung? Marginal. Handlungswendungen? Überhaupt keine. Voraussehbar? Aber hallo! Spielt das eine Rolle? Überhaupt keine! Also zurücklehnen, entspannen, genießen und lachen."
"Johnny Guitar", Arte, 20:15 Uhr
Nachdem sie einem verwundeten Banditen (Ben Cooper) geholfen hat, wird eine willensstarke Salonbesitzerin (Joan Crawford) des Mordes und des Bankraubes durch einen Lynch-Mob verdächtigt.
Laut Martin Scorsese wussten die Kritiker nicht, was sie aus diesem US-Western aus dem Jahr 1954 machen sollten, "also haben sie ihn entweder ignoriert oder ihn verlacht". Eine zeitgenössische Kritik in der "Variety" spottete: "Der Film beweist, dass Miss Crawford Sattel und Levis anderen überlassen und bei den Lichtern der Großstadt bleiben sollte." Doch angeschoben von den jungen französischen Filmkritikern und Regisseuren der Nouvelle Vague um Francois Truffaut begann sich die Einschätzung über die Republic Pictures-Produktion nach und nach zu ändern. "Nun sah man den Streifen als ein intensives, unkonventionelles und stilisiertes Werk - voller Mehrdeutigkeiten und Subtexten, die ihn als extrem modern erscheinen lassen", wie Scorsese ausführt.
An der Kinokasse kam "Johnny Guitar" mit einem Einspiel von 2,5 Millionen Dollar in den US-Lichtspielhäusern sowieso bei den Zuschauern gut an. Und 2008 widerfuhr dem Film die Ehre, von der Library of Congress als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsames Werk" in das National Film Registry aufgenommen zu werden.
Der von Scorsese erwähnte Subtext erschließt sich schnell, wenn man weiß, dass nicht der im Vorspann genannte Philip Yordan der Drehbuchautor war, sondern Ben Maddow, der mit einem Arbeitsverbot in der Industrie auf der "Schwarzen Liste" gelandet war. In der Ära von Senator Joseph McCarthy und seiner Jagd auf Kommunisten oder diejenigen, die er dafür hielt, musste Yordan als Strohmann für Maddow fungieren. Dass im Film nun eine Hexenjagd auf Joan Crawford und Sterling Hayden stattfindet, dass aus falschen Anschuldigungen rasch Vorverurteilungen folgen und dass brave Bürger schnell zum Lynch-Mob werden, die nach der Todesstrafe rufen, ist eine nur leicht kaschierte Kritik oder zumindest Kommentierung der damaligen US-Innenpolitik und des gesellschaftlichen Klimas.
Das Drehbuch basiert auf dem 1953 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Ray Chonslor. Eigentlich hatten Regisseur Nicholas Ray ("Rebel Without a Course") und Hauptdarstellerin Crawford ursprünglich "Lisbon" bei Paramount Pictures zusammen drehen wollen. Als dies nicht zustande kam, trug Joan dem Regisseur den Roman von Chanslor an, der diesen ihr gewidmet hatte. Mit Republic Pictures fand sich ein kleines Studio, das die Produktion hauptsächlich auf der Studio eigenen Ranch in Sedona im US-Bundesstaat Arizona in den künstlich wirkenden Pastellfarben des hauseigenen TruColor-Verfahrens filmen ließ.
Die Dreharbeiten waren schwierig, weil sich die Darsteller Joan Crawford, Mercedes McCambridge - Crawford hätte lieber Bette Davis oder Barbara Stanwyck als Co-Star gesehen, aber das ließ das schmale Budget nicht zu - und Sterling Hayden nicht leiden konnten. Dazu kamen die Alkoholprobleme von Joan und Mercedes und der Umstand, dass Crawford und Ray während der Dreharbeiten eine Affaire hatten. Nach Produktionsschluss flogen die Giftpfeile hin und her. Crawford über McCambridge: "Ich habe vier Kinder. Ich brauche kein fünftes." McCambridge über Crawford: "Eine gemeine, beduselte, mächtige, niederträchtige Dame." Hayden über Crawford: "Es gibt nicht genügend Geld in ganz Hollywood, um mich zu locken, einen weiteren Film mit Joan Crawford zu drehen. Und ich mag Geld."
Dem fertigen Film merkt man diese Kabale zum Glück nicht an - im Gegenteil: "Johnny Guitar" gleitet selbstbewusst und hervorragend gespielt durch Genre-Konventionen hinweg und endet als ein packendes menschliches Drama, das über den Western-Horizont hinausweist und ein unauslöschliches Zeichen in der Filmgeschichte hinterlassen hat.
Ein Zuschauer schwärmt: "Diesen zu Recht legendären Film muss man gesehen haben, um es glauben zu können. Der Streifen ist in der Durchführung experimentell. Nicholas Ray schwelgt in Farben, Kompositionen und Raum. Als eine rein visuelle Übung ist das Werk ein mitreißender Erfolg. Der Regisseur ist hier blended erfolgreich, weil es keinen zweiten Film wie diesen gibt, und alle Streifen, die folgten, hinken ihm meiner Meinung nach Jahrzehnte hinterher. Ein Werk zum Sehen, zum Erleben, aber sehr schwer zu beschreiben. Ich habe es weiß Gott versucht. Wer sich einen Reim aus der verschachtelten Handlung machen kann, den lade ich zum Essen ein."
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